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Modena fährt schon seit langem elektrisch – als Trolleybus!

Alle drei aktuell eingesetzten Wagentypen verlassen die Bahnhofschleife: Wagen 35, 06 und 29 | © Budach

Modena in der italienischen Region Emilia-Romangna – das kennen viele als die Heimat des Gründers der Sportwagenmarke Ferrari, mit dem Hauptproduktionsstandort im nahegelegenen Maranello. Die historische Altstadt mit dem eindrucksvollen Palazzo Ducale und dem Dom ist touristisches Ziel zahlreiches Besucher.

Den ÖPNV für die 185.000 Einwohner im Stadtgebiet und noch einigen mehr im nahen Umland wickelt die SETA ab – die Società Emiliana Transporti Autofiloviari SpA. Deren Name deutet schon daraufhin, dass es hier „elektrisch zugeht“, denn das Wort Filobus ist die italienische Bezeichnung für Trolleybusse. Schon seit 74 Jahren fahren sie hier, als das neue Verkehrsmittel Schritt für Schritt die Straßenbahn ablöste. In den sechziger und siebzger Jahren wurde das Netz reduziert, Dieselbusse schienen billiger und damit das (Verkehrs-)Mittel der Wahl. Doch zwei Linien überlebten, 1986 kamen nach langen Jahren endlich auch wieder neue Fahrzeuge, und gegen Ende der neunziger Jahre setzte eine grundlegende Modernisierung ein, die in der Beschaffung von Niederflurwagen, der Umstellung der Stromversorgung auf 750V= und verschiedenen Streckenneubauten einschließlich einer ganz neuen Linie und eines neuen Depots (gemeinsam mit den Autobussen) mündete.

Viseon/Kiepe N6316, Baujahr 2012 im Zentrum (Wagen 06), gefolgt von einem Solaris Trollino | © Budach
MAN/Autodromo „Busotto“/Kiepe Gelenkwagen Nr. 29 am Bahnhof | © Budach
Solaris Trollino 12/Kiepe – SETA Wagen 41 biegt in den Corso Vittorio Emanuele II ein | © Budach

Heute sind folgende Linien elektrifiziert:

  • 6: Chinici – Viale Vitorio Veneto – Autostazione
  • 7: Gramsci – Stazione FS – Autostazione – Via Emilia Centro – Gottardi
  • 11N: Sant’Anna – Stazione FS11 – Via Emilia Centro – Autostazione
  • 11S: Stazione Fs – Via Emilia Centro – Autostazione – Zodiaco

Allerdings wird die Linie 6 wegen Erneueurung eines Unterwerks aktuell von CNG-Bussen befahren, die einen großen Teil der übrigen Flotte der SETA ausmachen. Die Linie 11 ist seit geraumer Zeit in zwei Abschnitte unterteilt, die sich in der Innenstadt überlappen – die Teillinien 11N und 11S. Die von politischer Seite gewünschte Sperrung eines Streckenabschnitts in der historischen Altstadt (Corso Duomo) ist dafür verantworlich, auch die Linie 7 musste dadurch ihre Streckenführung ändern. Allerdings könnte sich dies nach den nächsten Regionalwahlen im Juni 2024 schon wieder ändern. Die leisen, lokal emissionfreien Trolleybusse sind ansonsten sowieso die einzigen, die Altstadt durchfahren dürfen – hier gelten auch diverse Beschränkungen für den Individualverkehr. Der elektrische Betrieb kann seine Vorteile hier voll zur Geltung bringen.


Im Fall von Umleitungen und Bauarbeiten fahren auf einzelnen Abschnitten die in den letzten Jahren neu gelieferten IMC-Trolleybusse mit ausreichend dimensionierten Zusatz-Traktionsbatterien im reinen Batteriebetrieb. Gerade sind noch einmal zwei weitere solche Fahrzeuge vom polnischen Hersteller Solaris Bus & Coach geleiefert worden. Acht Stück gehören schon seit 2020 zur Flotte, die ansonsten sieben Zweiachser von Neoplan/ Viseon aus 2008-12 umfasst und außerdem noch sieben von einst zehn MAN/ Autodromo/ Kiepe Gelenkwagen vom Baujahr 1999. Drei Wagen der Serie sind bereits außer Betrieb, einer davon inzwischen verschrottet.

Trolleybusbestand:

  • 01-05   Neoplan N6316/Vossloh-Kiepe, Baujahr 2008-9
  • 06-07   Viseon N6316/Vossloh-Kiepe, Baujahr 2012
  • 25-34   MAN/Autodromo „Busotto“/Kiepe, Bauj. 1999 (Nr. 26 verschrottet, 28/33 abgestellt)
  • 35-42   Solaris Trollino 12/Kiepe, Baujahr 2019/20
  • 43-44   Solaris Trollino 12/Kiepe, Baujahr 2024
  • 19         Iveco/Socimi/Albiero, Baujahr 1986  (abgestellt)
  • 33         FIAT/Cansa/CGE, Baujahr 1959 (Denkmal im Depot)
Gebrauchte MAN Diesel- und ganz neue GNG-Gelenkwagen vom Typ Lion’s City G | © UTM/b


Auf Sicht ist die Ausweitung des elektrischen Betriebs auch auf Strecken abseits der Fahrleitung eine der Optionen zum Ausbau des emissionsfreien Verkehrs, zumal verschiedene Omnibuslinien sowieso Streckenabschnitte unter Fahrleitung zurücklegen. Die Beschaffung von reinen Batterie-Elektrobussen ist auch in Modena vorgesehen, die ältere Diesel- und Gasbusse ablösen sollen. Im Bestand befinden sich diverse 15-20 Jahre alte Omnibusse, die zum Teil gebraucht aus Deutschland und Schweden gekommen sind. Aber auch einige MAN Lion’s City CNG Gelenkwagen der neuesten Generation sind seit kurzem Teil der SETA-Flotte.

Weitere laufende Informationen zum Trolleybus Modena finden sich u.a. auf den Seiten der Vereinigung trolley:motion und im britischen Trolleybus Magazine.


Aus der Historie:

19.02.2024
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