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Die Karosseriefabrik Adolf Emmelmann – Hannover, Sonderband Obusse

In einem als Sonderband deklarierten vierten Buch über die Karosseriefabrik widmen sich die Autoren den vom Hersteller karossierten Oberleitungsomnibussen. Vom Autobus zum Obus war es nur ein kleiner Schritt bei dem man sich als dritten Partner eine Elektrofirma suchen musste, welche den Wagen so ausrüstete, dass er nahezu geräuschlos mittels zwei Stromabnehmerstangen aus einer doppelpoligen Fahrleitung den Strom beziehend fuhr.

Erste Erfahrungen mit dem Verkehrsmittel konnte Emmelmann 1947 sammeln, als es vom heimischen Verkehrsbetrieb den Auftrag erhielt, einen kriegsbeschädigten, aus Italien stammenden Gelenkwagen wieder fahrfähig zu machen. Ab Anfang der 1950er Jahre setzte ein Boom im Bau von Obussystemen ein, für die auch eine hohe Anzahl Fahrzeuge benötigt wurde, so dass Emmelmann auch in den Bau von Obuskarosserien einstieg und sich schnell einen guten Namen machte. Wie auch bei den Dieselfahrzeugen bestachen die Fahrzeuge durch ein elegantes Aussehen und eine komfortable Innenausstattung. Gebaut wurden sowohl Zweiachser als auch Gelenkwagen. Zumeist entstanden sie auf Fahrgestellen von Büssing aus Braunschweig und zeigten daher auch den typischen Kühlergrill, wobei ab Ende der 1950er Jahre (der Obus drohte nun schon wieder zum Auslaufmodell zu werden) aus Kostengründen auf eine gewisse Einheitlichkeit Wert gelegt wurde. 1966 entstanden die letzten beiden Gelenkobusse, 1965 konnte der einzige Auslandsauftrag mit Luzern in der Schweiz an Land gezogen werden. Die langlebigen und soliden Emmelmann-Gelenkobusse erfreuten sich auch bei den verbliebenen Betrieben großer Beliebtheit und gelangten so auch zu den Mürztaler Verkehrsbetrieben in der österreichischen Steiermark.

In gewohnt detaillierter Form werden in dem nun vorliegenden Band alle jemals gebauten 44 Obusse von Emmelmann in Wort und Bild vorgestellt. Dies geschieht in acht Kapiteln unterteilt nach den jeweiligen Einsatzbetrieben, wobei auch der Gebrauchthandel dokumentiert wird. Der Kartograph Peter Sohns stellte für das Buch seine bereits zuvor in einem Atlas veröffentlichten detaillierten Linien- und Fahrleitungspläne zu Verfügung, welche einen guten Überblick über das Einsatzgebiet und eine Zuordnung der Fotos zu den jeweiligen Aufnahmeorten ermöglichen. Die halb- und ganzseitigen Fotos stammen aus zahleichen Sammlungen von Obusfreunden im In- und Ausland und sind sauber gedruckt sowie detailliert kommentiert. Es gibt keine farbigen Abbildungen, was aber den Wert der Publikation nicht schmälert. Umfangreiche Verzeichnisse von Literatur, Quellen, Bildnachweise und ein Glossar runden den Text- und Bildteil von 148 Seiten ab. Ein weiteres „Highlight“ ist der 24-seitige Anhang mit zahlreichen Dokumenten, Zeichnungen und Schriftverkehr mit einer riesigen Detailfülle und tausenden Daten zu den gebauten Fahrzeugen.

Für den Freund des Obusses ist die Neuerscheinung eigentlich unverzichtbar und er sollte zugreifen. Qualität des Inhaltes und der Verarbeitung liefern ein sehr günstiges Preis/Leistungsverhältnis.

Autoren: Heinfried und Karin Spier

200 Seiten im Format 21,0 x 30,0 cm, gebunden

Herausgeber: Linus Wittlich KG/Geiger-Verlag

Preis: 29,80 €

ISBN: 978 3865957788

17.11.2023
4.3 3 Stimmen
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