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Die „Manderinli“ des Regionalverkehrs Bern-Solothurn

Die wegen ihrer Wagenfarbe nach der Frucht benannten Doppeltriebwagen waren lange Jahre prägend für den Vorortverkehr auf Schmalspur rund um die Hauptstadt Bern, aber in einer kleinen Serie in etwas abgewandelter Form auch im Tessin zu finden. Entwickelt worden waren sie von den Vereinigten Bern-Worb-Bahnen (VBW) und der Solothurn-Zollikofen-Bern Bahn (SZB) gemeinsam in der ersten Hälfte der 1970er Jahre. Aus beiden Bahnen entstand später die Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS). Der Wagenpark beider Bahnen verfügte noch über zahlreiche ältere Fahrzeuge, z.T. auch vierachsige Beiwagen mit offenen Plattformen, welche eine rationale Betriebsführung des vom starken Berufsverkehr geprägten Fahrplans erschwerte.

Die VBW-Worblentalbahn von Worb über Bolligen nach Bern sollte zudem 1974 ab Worblaufen gemeinsam mit der SZB über die neu gebaute zweigleisige Strecke in den unterirdischen Tunnelbahnhof des ebenfalls neu gestalteten Berner Bahnhofs der SBB einfahren. Damit sollte die teilweise eingleisige, im Straßenniveau verlaufende Strecke in die Berner Innenstadt ersetzt werden. Hierfür wurden zeitgemäße Fahrzeuge benötigt. Bestellt wurden von den Doppeltriebwagen zunächst sieben Stück für die VBW und fünf für die SZB, da der Erfolg der kürzeren Fahrzeiten und dichteren Fahrpläne auf den gleichzeitig modernisierten Strecken nicht ausblieb, kamen 1977 zehn Züge hinzu, davon zwei für die VBW.

Da auch die Ferrovia Lugano-Ponte Tresa (FLP) im Tessin Interesse an den Fahrzeugen zeigte, ging zunächst einer der neuen SZB-Züge leihweise dorthin. Gleichzeitig bestellte die FLP aber auch fünf Einheiten, die ab 1978 zum Einsatz kamen. Für den Lokalverkehr Locarno – Camedo beschaffte 1979 die Centovallibahn (FART) zwei Einheiten. Die Tessiner Wagen besaßen nur eine Türe pro Zughälfte, die FART-Wagen waren wegen der zu bewältigenden Kurvenradien zudem etwas kürzer mit daher anderer Fenstereinteilung und wegen der starken Steigungen technisch angepasst. Sie sind später von der FLP übernommen worden.

Sowohl in Bern als auch im Tessin erhielten die Triebwagen im neuen Jahrtausend zur Herstellung des stufenfreien Zuganges zusätzliche niederflurige Mittelteile für 16 bzw. 5 der Triebzüge. In Bern wurde damit gleichzeitig die 1. Klasse eingeführt.

Neue Zuggenerationen machten die „Manderinli“ mittlerweile in beiden Einsatzbereichen überflüssig.

Die vorliegende Broschüre dokumentiert die geschilderte abwechslungsreiche Fahrzeuggeschichte ausführlich und mit guten Aufnahmen illustriert. Tabellen der Lebensdaten und der technischen Ausstattung ergänzen zusammen mit Fahrzeugzeichnungen diese Fahrzeugtype. Besondere Einsätze sind ebenso im Bild festgehalten, wie die im Laufe der Jahre erfolgten farblichen Veränderungen. Auch ein Blick auf die Nachfolgegenerationen und die für andere Bahnen entstandenen Triebwagentypen, die teilweise die „Manderinli“ zum Vorbild nahmen sind nicht vergessen worden. Zeittafeln ermöglichen einen schnellen Rückgriff auf Daten. Druck und Layout sind, wie bei Prellbock üblich, sehr gut. Für die Freunde Schweizer Privatbahnen und ihrer Fahrzeuge eine gelungene Zusammenstellung über eine Triebzugbauart, welche Geschichte geschrieben hat und absolut empfehlenswert.

Autor: Jürg Aeschlimann

104 Seiten im Format 16,5 x 23,0 cm, broschiert

140 Bilder in Schwarz-weiss und Farbe sowie Pläne und Tabellen

Herausgeber: Prellbock-Verlag

Preis: 25,00 CHF / 32,00 €

ISBN: 978-3-907579-65-7

25.06.2022