Oder: Schon vorher wissen, wie voll die Straßenbahn ist!
Ab sofort sehen Fahrgäste der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) schon bei der Fahrplanauskunft wie voll oder leer die Straßenbahn oder der Bus bei Abfahrt an der gewünschten Haltestelle sein wird. Möglich macht das ein automatisches Fahrgastzählsystem, welches die notwendigen Daten liefert und in die Fahrzeuge eingebaut wurde. Die Anzeige ist Bestandteil des seit 2020 bei den DVB laufenden Gesamtprojektes zur ÖPNV-Angebotsverbesserung, zu dem beispielweise auch die intelligenten Ampeln und deren Ansteuerung gehören. Von den insgesamt gut zehn Millionen Euro Gesamtprojektkosten beträgt der Anteil für die Zählsysteme knapp drei Millionen Euro und wird ebenfalls zu 75 Prozent durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert.
„Meine geplante Fahrt wird eine hohe Auslastung haben, aber die Straßenbahn nur zehn Minuten später bietet gute Chancen auf einen Sitzplatz – diese Informationsmöglichkeit stand schon länger auf dem Wunschzettel vieler DVB-Fahrgäste“, beschreibt Martin Gawalek, bei den DVB zuständig für Verkehrsmanagement und Marketing, die neue Technik. Das Erfassen der Fahrgastanzahl im Wagen liefert auch die Basis für konkrete Angebotsanpassungen. So könnten bei vollen Fahrzeugen Zusatzfahrten durch die Leitstelle disponiert, bei regelmäßig hoher Besetzung größere Wagen eingesetzt oder der Takt grundsätzlich verdichtet werden. Darüber hinaus wird die Echtzeitauslastung auch bei der Ampelansteuerung berücksichtigt. Ist der Wagen gut besucht, brauchen Fahrgäste an der Haltestelle davor länger zum Ein- oder Aussteigen. Dann wird die Grünphase etwas später benötigt. Umgekehrt soll dem Fahrer an der Ampel schneller frei gezeigt werden, wenn nur wenige Fahrgäste ein- oder aussteigen. Die Auswertung der Wagenbesetzung und der Nachfrage über einen längeren Zeitraum ist darüber hinaus wichtig für die Weiterentwicklung des Liniennetzes. „Die Digitalisierung bei den DVB läuft in vielen Bereichen längst auf Hochtouren. Die neue Zähltechnik bietet auch die Voraussetzung zur Einführung KI-basierter Anwendungen im ÖPNV. Diese sollen den Betriebsablauf in Zukunft weiter stabilisieren, Abfahrten pünktlicher und verlässlicher machen oder uns dabei helfen, das Angebot langfristig besser auf die Nachfrage durch unsere Kunden abzustimmen“, fast Gawalek zusammen.
Alle Abbildungen: © DVB AG Presse / Christian Gassel
Anders als bei der Eisenbahn, bei der die voraussichtliche Auslastung von Zügen vor allem anhand der verkauften Fahrkarten ermittelt wird, zeigt das DVB-System die Auslastung in Echtzeit an. Sobald der Bus oder die Straßenbahn am Endpunkt abgefahren ist, registriert das System die ein- und aussteigenden Fahrgäste und berechnet anhand der aktuellen Auslastung und gespeicherten Durchschnittswerten für die jeweilige Haltestellen eine verlässliche Prognose. So kann die zu erwartende Besetzung des Verkehrsmittels auch schon für die Folgehaltestellen angezeigt werden.
Ein Männchen heißt: Reichlich Platz vorhanden
Angezeigt wird die Besetzung des DVB-Busses oder der Straßenbahn in der Fahrplanauskunft. Die findet man im Internet unter www.dvb.de. Schneller geht es unterwegs auf dem Handy. Die App DVBmobil bietet neben der Möglichkeit zum Ticketkauf auch eine Echtzeitauskunft – entweder für alle Abfahrten an einer bestimmten Haltestelle oder für die konkrete Fahrt zwischen Start- und Zielstation. Neben den Abfahrtszeiten und der Fahrplanlage, also wie pünktlich Bus oder Bahn gerade sind, zeigt ein Symbol mit drei Männchen die Auslastung des jeweiligen Fahrzeuges an. Ein Männchen bedeutet dabei, der Wagen ist bis zu 30 Prozent besetzt und die Chance, sogar einen Sitzplatz zu bekommen, ist groß. Zwei Männchen signalisieren eine Auslastung von 30 bis 70 Prozent und bei drei dargestellten Männchen muss man von einem sehr gut besetzten Wagen ausgehen.
Bereits 85 Prozent aller DVB-Fahrzeuge ausgerüstet
Die Zählung der Fahrgäste übernehmen so genannte Fahrgastzählanlagen. Dafür wurden in Bussen und Straßenbahnen über jeder Tür 3D-Stereokameras montiert. Diese erfassen ein und aussteigende Fahrgäste anonymisiert, eine Videowiedergabe ist damit nicht möglich. Die Zähldaten werden vom jeweiligen Bordrechner verarbeitet und ins System übermittelt.
Mehr als 330 DVB-Fahrzeuge und damit rund 85 des gesamten Fuhrparks sind inzwischen mit dieser Technik ausgerüstet. Die noch fehlenden Wagen werden bis zum Jahresende folgen. Lediglich Busse und Straßenbahnen, die demnächst zur Aussonderung anstehen, erhalten keine Zähleinrichtungen mehr.
(Info: DVB)
29.11.2023