Die Genfer Verkehrsbetriebe Transports publics genevois (tpg) stellen sich gegenwärtig neu auf, um bis zum Jahr 2030 über eine 100% elektrische Flotte zu verfügen.
Dies steht im Einklang mit dem kantonalen Klimaplan, der vom Genfer Staatsrat erstellt wurde. Nach einer am 24. März 2022 eingeleiteten, offenen internationalen Ausschreibung haben sie sich dafür entschieden, den Schweizer Hersteller Carrosserie Hess AG und ihren PartnerHitachi Energy mit dem Bau ihrer Elektrobusse (E-Busse) und der dazugehörigen Infrastruktur zu beauftragen. Diese Vergabeentscheidung wurde den verschiedenen beteiligten Unternehmen Anfang der Woche mitgeteilt. Sie kann noch angefochten werden. Die neuen Elektrobusse sollen in der ersten Hälfte des Jahres 2025 in Betrieb genommen werden.
100 % elektrische Flotte bis 2030
Insgesamt werden die tpg 119 Fahrzeuge bei HESS bestellen, die in der Schweiz zusammengebaut werden. Im Einzelnen wird es sich um 65 Elektro-Gelenkbusse und 54 Elektro-Doppelgelenkbusse vom Typ lighTram® TOSA handeln. Die für den Betrieb dieser Flotte auf sechs Linien des tpg-Netzes und in den Depots erforderliche Infrastruktur wird von Hitachi Energy an seinem Standort in Genf hergestellt. Verschiedene Optionen werden die Realisierung zusätzlicher Aufträge ermöglichen. „In Übereinstimmung mit unserer Unternehmensstrategie Cap 2030 streben wir den Betrieb einer Flotte an, die zu 100 % elektrisch ist und auf erneuerbarer Energie basiert“, sagte Denis Berdoz, Generaldirektor der tpg.
Aus technologischer Sicht haben sich die tpg für ein Opportunity Charging System entschieden. Diese im Rahmen des TOSA-Projekts entwickelte Lösung beruht auf einer schnellen Aufladung der Fahrzeuge an den Endstationen und an einer oder zwei Haltestellen entlang der Strecke während des Ein- und Aussteigens der Fahrgäste (Prinzip der Biberisierung). Sie ermöglicht eine Kontrolle der Betriebskosten. Denn sie maximiert die Nutzung der Infrastruktur und optimiert die Anzahl der für den Betrieb einer Linie erforderlichen Fahrzeuge dank einer begrenzten Ladezeit, wobei die Lebensdauer der Batterien verlängert und ihre Größe verringert werden kann. So werden mehr Kunden∙es befördert∙es, indem ein Minimum an Batterien eingesetzt wird.
Historische Erfahrungen mit TOSA-Elektrobussen
Nachdem die tpg 2013 mit mehreren Genfer Partnern das Pilotprojekt TOSA gestartet hatten, betreiben sie seit 2018 kommerziell eine Flotte von 12 Elektrobussen auf der Linie 23. Bis heute haben sie auf dieser Strecke 2,8 Millionen Kilometer zurückgelegt und dabei 4’400 Tonnen CO2 eingespart. Die Einführung dieser Technologie im gesamten tpg-Netz erweist sich als logische Entwicklung für den Genfer Betreiber, der über das nötige Know-how und die größte Erfahrung in diesem Bereich in der Schweiz verfügt.
Die Inbetriebnahme der ersten Fahrzeuge wird nach einer Zulassungsphase für das erste Halbjahr 2025 erwartet. Sie soll langfristig den Ersatz aller thermischen Busse der tpg ermöglichen, die das Ende ihrer Lebensdauer erreichen werden (189 Dieselfahrzeuge Citaro). Diese Energieumstellung wird durch die von den tpg am 1. September 2022 aufgenommene grüne Anleihe und den vom Genfer Grossen Rat am 14. Oktober 2022 verabschiedeten Investitionszuschuss finanziert.
Im Zuge der Umstellung auf Elektrobusse sollen auch 22 km Schnellbustrassen (Bus auf hohem Serviceniveau =BHNS) eingerichtet werden. Unter anderem soll auf einer BHNS-Linie Genf – Vernier – Zimeysa Doppelgelenkwagen zum Einsatz kommen. Dadurch werden die Trolleybuslinien 6 und 19 mit rund 20 Trolleybussen ersetzt, die das Ende ihrer Lebensdauer 2025/6 erreichen werden.
Die tpg berteibt bereits seit 80 Jahren lokal emissionsfreien, elektrischen Busverkehr in Form eines ausgedehnten Trolleybusnetzes. Der Trolleybuspark der TPG setzt sich aktuell aus 94 Gelenkwagen und 10 Doppelgelenkwagen der Hersteller Hess und Van Hool zusammen, alle gebaut zwischen 2005 und 2021. 19 Neuwagen sollen bis 2025 neu beschafft werden und ältere Wagen ersetzen.
Vorteile der Umstellung auf elektrischen Busverkehr
Für die Bevölkerung werden Vorteile in Form einer verbesserten Luftqualität und einer geringeren Lärmbelästigung erwartet. Die vollständige Elektrifizierung der tpg-Flotte wird den Prognosen des Betreibers zufolge den Stromverbrauch des Kantons Genf nur um 0,9% erhöhen.
30.11.2022