Erste Planungen vor über 30 Jahren, Baubeginn vor sieben Jahren, Gleisbau ab 2019 – und am Ende dauerte es ganze 20 Minuten, bis die Ehrengäste aus Hannover auf der Premierenfahrt der neuen Stadtbahnlinie 13 die Station Hemmingen erreichten.
Am 9. Dezember 2023 erreichten gemeinsam mit dem TW 3000 der ÜSTRA unter anderen Regionspräsident Steffen Krach, Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent der Region Hannover, Belit Onay, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover, Frank Doods, Staatssekretär im Niedersächsischen Verkehrsministerium, Christian Weske, Geschäftsführer der infra, Jan Dingeldey, Bürgermeister der Stadt Hemmingen und ÜSTRA-Vorständin Elke van Zadel den neuen Stadtbahnendpunkt.
Gemeinsam durchschnitten sie nach Ankunft am Endpunkt symbolisch ein blaues Band. Das von der Region Hannover und der Infrastrukturgesellschaft Region Hannover (infra) ausgerichtete Fest am neuen Endpunkt der Stadtbahn im Süden der Landeshauptstadt hatte da schon seit einer Stunde Fahrt aufgenommen.
Ein Blick zurück
Die Planungen für eine Stadtbahnstrecke nach Hemmingen reichen bis in die 1980er-Jahre zurück. Ursprünglich für das Jahr 2000 geplant, wurden die Prioritäten durch die Expo 2000 verschoben, wodurch Investitionen in die Infrastruktur vorgezogen wurden. Der Bau der Stadtbahn im Bereich der Göttinger Landstraße wurde später als sinnvoll erachtet, aber erst nach der Fertigstellung einer Ortsumgehung der Bundesstraße B3 gestartet. Die Planfeststellung für die „B 3 neu“ erfolgte 2004 und wurde 2010 rechtskräftig. Der symbolische erste Spatenstich für die Bundestraße erfolgte im Dezember 2014, und nach mehreren Verzögerungen wurde die neue B3 im November 2020 eröffnet. Die Planungen für die Stadtbahn begannen im Jahr 2000, der Beschluss wurde jedoch erst zwölf Jahre später gefasst, hauptsächlich aufgrund der Abhängigkeit vom Bau der Ortsumgehung. Der offizielle Baustart für Hemmingen erfolgte im Mai 2019, wobei die Stadtbahn ab Dezember 2023 in Betrieb sein wird.
Bereits bis 1955 fuhr eine Straßenbahn in den Süden Hannovers. Die Strecke der damaligen Linie 7 endete an der Landwehrschänke in Ricklingen, unweit der jetzt eröffneten Neubaustrecke.
Gut 90 Mio. Euro investiert
Gut 90 Millionen Euro haben Bund, Land und Region in die rund 3,3 Kilometer lange Verlängerung der Stadtbahnstrecke A-Süd zwischen dem hannoverschen Stadtteil Oberricklingen und Hemmingen investiert. Bauherrin und Eigentümerin der Verkehrsanlagen ist die infra.
Im erweiterten Einzugsgebiet der sechs neuen Haltestellen leben rund 9.200 Einwohner*innen, 5.300 Arbeitsplätze befinden sich im Umfeld. Die zweigleisige Teilstrecke beginnt am heutigen Stadtbahnhaltepunkt Wallensteinstraße und verläuft entlang der Göttinger Chaussee und der Göttinger Landstraße bis zum südlichen Ortsausgang von Hemmingen-Westerfeld.
„Mit Hemmingen sind nunmehr sieben Kommunen des Umlandes an das Netz der Stadtbahn Hannover angeschlossen“, freute sich Regionspräsident Steffen Krach in seiner Rede bei der Eröffnungsfeier: „Unsere Investitionen in den Öffentlichen Personennahverkehr machen deutlich – wir meinen es ernst mit der Mobilitätswende und unseren Klimaschutzzielen. Jetzt sind aber zunächst die Menschen in Hemmingen am Zug. Mit der Stadtbahn steht ihnen ab sofort eine komfortable Alternative zum eigenen Auto zur Verfügung.“
Ein Aspekt den auch Hemmingens Bürgermeister Jan Dingeldey hervorhob: „Die Inbetriebnahme der Stadtbahnlinie 13 stellt eine bedeutende Aufwertung unserer gesamten Stadt dar. Zusammen mit dem damit verknüpften Neubau der B 3 als Ortsumgehung ist die Stadtbahn das größte infrastrukturelle Projekt, was je in dieser Kommune realisiert wurde. Es ist ein Meilenstein in der Entwicklung unserer Stadt und wird die Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger nachhaltig verbessern.“
Am Endpunkt Hemmingen wurde eine zeitgemäße Abstellanlagen für Pkw und Fahrräder geschaffen. Die Park-and-ride-Anlage mit 170 Stellplätzen für Autos sowie eine Bike-and-ride-Anlage mit Platz für fast 250 Fahrräder machen den Umstieg für Menschen aus den umliegenden Ortsteilen der Hemminger Kernstadt attraktiv.
ÜSTRA Vorständin Elke van Zadel ergänzte: „Eine Streckenverlängerung im Stadtbahnnetz gibt es nicht jedes Jahr – und ist deshalb immer etwas Besonderes. Die letzten waren 2017 bis zum Hauptbahnhof/ZOB und 2014 bis nach Misburg. Die Verlängerung bis Hemmingen mit 3,4 Kilometern und 6 barrierefreien Stationen ist ein starkes Statement für den Nahverkehr in der Region.“
Die Strecke
Die neue Stadtbahnstrecke zweigt an der Wallensteinstraße in Hannover von der bestehenden Trasse ab und besteht aus Abschnitten mit insgesamt sechs Haltestellen. Abschnitt I erstreckt sich über 1.557 Meter bis zur dritten Haltestelle Hemmingen/Saarstraße, gefolgt von Abschnitt II mit weiteren drei Haltestellen bis zum Endpunkt. Die gesamte Strecke misst 3.301 Meter und beinhaltet umfassende Straßenumgestaltungen, einschließlich Grünflächen, verbesserten Fuß- und Radwegen und Rasengleis. Dort wo der Straßenquerschnitt verkleinert wurde, wird Rettungsfahrzeugen die Überfahrt auf die Gleise ermöglicht. Die Hochbahnsteige sind barrierefrei mit rollstuhlgerechten Rampen und bieten Sitzmöglichkeiten, Unterstände und digitale Anzeigen. Die Fahrt dauert 15 Minuten von Hemmingen/Zentrum zur U-Bahn-Station Kröpcke in der Hannoveraner Innenstadt. Hemmingen ist die siebte Umlandkommune mit Stadtbahnanschluss. Die Buslinie 300 bleibt zusätzlich zur Stadtbahn bestehen.
Neue Busverbindungen und Fahrten ab dem 10. Dezember 2023
Auch das Fahrtenangebot der Zubringerbusse für die Stadtbahn – mit niveaugleichem Backe-an-Backe-Umstieg auf dem Hochbahnsteig – wurde deutlich verbessert, zum Teil auf Bestellung der Region Hannover sogar verdoppelt. Mit den geänderten Buslinien ergeben sich nicht nur für Hemminger Fahrgäste vielfach neue und häufigere Fahrtmöglichkeiten sowie mehr und bessere Anschlüsse an das Stadtbahnnetz – mit den Buslinien 300, 360, 363, 365, 366 und 367 sowie dem NachtLiner N31. Die sprintH-Linie bleibt zusätzlich zur Stadtbahn bestehen und fährt weiter zwischen Pattensen und Hannover durch Hemmingen.
Änderungen auch im Stadtbahnnetz
Die neue Stadtbahnlinie 13 ab Hemmingen ersetzt auf dem nordöstlichen Streckenabschnitt zwischen den U-Bahn-Stationen Hauptbahnhof und Fasanenkrug die Linie 9. Sie wird ab dem 10. Dezember 2023 wieder auf den Abschnitt Empelde–Hauptbahnhof verkürzt. Wegen der hohen Fahrgastnachfrage fahren auf der 9 wochentags in den Hauptverkehrszeiten längere Züge als bisher. Mit der ebenfalls neuen Linie 12 verschwindet die Linienkennzeichnung der Linie 10, „halbe Zehn“ oder auch „Strich-Zehn“ genannt. Sie war im Nachtsternverkehr, von Ahlem zur U-Station Hauptbahnhof und bei Umleitungen der Linie 10 durch den Tunnel bis Hauptbahnhof zu sehen.
Und: Mit der Linie 13 durch Linden-Süd und Ricklingen befahren erstmals drei Stadtbahnlinien (3, 7, 13) jeweils im Zehn-Minuten-Takt den Ricklinger Stadtweg. Die 17 fährt werktags daher nun alle 20 Minuten, sonn- und feiertags bleibt es beim 30-Minuten-Abstand.
Wir bedanken uns bei www.stadtbahn-h.de für die freundliche Unterstützung bei der Vorbereitung dieses Artikels und der Genehmigung für die Veröffentlichung der Fotos.