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Herne – Castrop-Rauxel: Vier Ebusco 2.2 – und eine Elektrobus-Strategie

Ganz neuer Ebusco 2.2 für die HCR wartet am 8. Juli im Ebusco-Werk in Venray darauf, nach Herne abgeholt zu werden | © Christian Marquordt

Zur Geschichte der HCR

Am 01. August 1905, also vor ziemlich genau 118 Jahren, gründeten die Stadt Herne und die damals noch eigenständige Gemeinde Sodingen (heute ein Herner Stadtteil) einen Verkehrsbetrieb. Der sollte Stadt und Nachbarort mit einer „gleislosen Bahn“ (frühe Form eines Trolleybusbetriebs) miteinander verbinden. Man besichtigte die gleislose Bahn der Rheingemeinden (heute Stadt Monheim), und beerdigte die Pläne für ein solches Verkehrsmittel im heutigen Herne. Stattdessen wurde der Bau einer Straßenbahn beschlossen, die auch am 20. Dezember 1906 zwischen dem Amtshaus in Sodingen und Zeche Shamrock in Herne in Betrieb ging. Am 18. September 1909 trat auch die Gemeinde Castrop der Straßenbahngesellschaft bei, aus der „Straßenbahn Herne – Sodingen“ wurde die „Straßenbahn Herne – Sodingen – Castrop“. Und man begann mit dem Bau der Verlängerung der Bahn bis Castrop Münsterplatz.

Seit dem 03. Mai 1928 heißt das Unternehmen offiziell „Straßenbahn Herne – Castrop-Rauxel GmbH“, kurz: HCR.

Am 30. September 1959 wurde die Straßenbahn eingestellt, seither ist die HCR ihrem Namen zum Trotz ein reiner Busbetrieb. Man begann mit Wagen der Marken Krauss-Maffei und Magirus-Deutz, und lange war die HCR eine markenreine Hochburg von Bussen aus dem Haus MAN. Sie gehörte zu den Betrieben, die lange am legendären MAN Metrobus (MAN 750 HO M 11 bzw. MAN 750 HO M 11 A), einem der Vorläufer des Standardbusses, festhielten. Später kamen auch Busse der Hersteller Mercedes-Benz, Neoplan und Solaris in den Bestand.

September 2020: die beiden ersten Elektrobusse

Seit September 2020 setzt die HCR ihre beiden ersten Elektrobusse ein. In einer Gemeinschaftsbestellung mit dem Nachbarbetrieb Bogestra (Bochum – Gelsenkirchener Straßenbahnen) hatte man bei BYD in China Wagen dessen Typs „eBus-12“ geordert, zwanzig Wagen für die Bogestra, zwei für die HCR (HCR-Wagen 86 und 87), die auf den Linien 321 und 324 zum Einsatz kommen.  Im Februar 2023 hatten sie zusammen eine Laufleistung von 185.000 Kilometrern erreicht. Einer der beiden BYD hatte leider kürzlich einen schweren Unfall.

Einer der beiden BYD | © Stadt Herne / Thomas Schmidt

Komplette Umstellung auf Elektrobusse

Am 01. Februar 2023 fiel bei der HCR die Entscheidung, in Zukunft auf batteriebetriebene Elektromobilität als Haupt-Antriebstechnologie zu setzen. So sollen ab 2025 nur noch Elektrobusse beschafft werden, die dann nach und nach  alle Dieselbusse ersetzen werden. Im Jahr 2036 sollen alle Busse der HCR (derzeit 73 Wagen) komplett auf emissionsfreien Antrieb umgestellt sein.

So wurden beim niederländischen Hersteller Ebusco vier Wagen von dessen Typ „2.2“ bestellt, deren Auslieferung nach Herne jetzt bevorsteht. Sie werden die Betriebsnummern 88 bis 91 erhalten und ermöglichen, die Linien 321 und 324 komplett mit Elektrobussen zu bedienen. Im kommenden Jahr 2024 sollen die beiden ersten Elektro-Gelenkbusse bei der HCR eintreffen.

Zum Ebusco 2.2

Ebusco aus dem niederländischen Deurne startete im Jahr 2012. Erste Fahrzeuge entstanden als Rohkarossen des chinesischen Herstellers Golden Dragon, die Ebusco als Elektrobusse ausgerüstet und komplettiert hatte. Ein derartiger Wagen war im Hernst 2013 auch mal als Vorführwagen bei den Bonner SWB. Anmerkung: Im Frühjahr 2023  ist ein zweites Werk im niederländischen Venray dazu gekommen.

Ebusco 2.0 im Oktober 2014 im Testeinsatz auf der Bonner Linie 607 an der Haltestelle Malteser-Krankenhaus | © Christian Marquordt
Am 2. Mai 2021 seht der flammneue Ebusco 2.2 Wagen 2029 der Bonner SWB am S-Bahnhof Bonn-Duisdorf | © Christian Marquordt

Inzwischen ist Ebusco mit seinem Typ „2.2“ sehr erfolgreich am Markt unterwegs. Die größte Flotte dieser Wagen in Deutschland hat Berlins BVG mit gleich 90 von ihnen. Andere gibt es zum Beispiel bei der Regionalverkehr Oberbayern (im Bereich Bad Tölz), bei Transdev in Frankfurt (25 Wagen im Auftrag des Aufgabenträgers TrafiQ) und bei den Stadtwerken Bonn (SWB), in den Stadtverkehren von Bocholt und Borken in Nordrhein-Westfalen, bei der „Wartburgmobil“ in Eisenach und  auf der Insel Borkum. Längst gibt es den „2.2“ auch als Gelenkwagen, und die neue Baureihe „3.0“ steht in den Startlöchern.

Der Ebuso 2.2 ist 12.000 mm lang, 2.550 mm breit und 3.350 mm hoch. Der Radstand beträgt 5.850 mm. Die Fahrgastkapazität gibt Ebusco mit 90 Passagieren an, von denen – je nach Konfiguration des Wagens – 41 einen Sitzplatz vorfinden können. Der Wagen hat ein  Leergewicht von 12.850 kg und ein zulässiges Gesamtgewicht von 19.000 kg.

Die Batterien arbeiten mit der Zellchemie Lithium-Eisen-Phosphat (LiFePh). Sie haben eine Kapazität von 363 kW oder 423 kW, je nachdem, wofür der Kunde sich entschieden hat.   

Ganz neuer Ebusco 2.2 für die HCR | © Christian Marquordt
20.07.2023
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