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Kölns KVB eröffnen Elektrobus-Betriebshof im Stadtteil Porz

Der neue Elektrobus-Betriebshof in Porz. Die Lade-Traversen tragen an ihrer Oberseite Photovoltaik-Platten | © KVB/Stephan Anemüller

Am 15. März 2024 wurde die erste Baustufe des neuen Elektrobus-Betriebshofs der Kölner Verkehrs-Betriebe KVB im Stadtteil Porz im Rahmen des Projekts „Smart City KVB“ feierlich eröffnet. Bis zur Baugenehmigung hatte es nur 1,5 Jahre  gedauert, Baubeginn war im Januar 2022. Zur Eröffnung waren Stefanie Haaks, die Vorstandsvorsitzende der KVB, NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer, Planer Ascan Egerer und KVB-Technikvorstand Jörn Schwarze gekommen.

Und da Kölns Elektrobus-Wagenpark beständig wächst, laufen in Porz bereits die Arbeiten für den zweiten Bauabschnitt.

Von links nach rechts: NRW-Verkehrsminister Oliver Kirchner, die BGeziekbürgermeisterin von Köln-Porz, KVB-Chefinhb Stefanie Haaks, Planer Aslan Egerer und KVB-Technikchzef Jörn Schwarze (ganz rechts) | © Christian Marquordt
VDL Citea-Elektro-Gelenkbus KVB 7031 auf dem Elektrobus-Betriebshof in Porz | © Christian Marquordt

Zum neuen Elektrobus-Betriebshof

Der neue Elektrobus-Betriebshof ist auf einer Fläche von 63.000 Quadratmetern entstanden – das entspricht etwa der Größe von neun Fußballplätzen. Usprünglich war auf diesem Gelände Firma Dielektra (ursprünglich Meirowski AG, später durch Siemens übernommen) zuhause. Dielektra stellte hier Transformatoren und Isolatoren für die Elektroindustrie her. Nachdem Dielektra (Siemens) die Produktion an dieser Stelle eingestellt hatte, lag das Gelände zwanzig Jahre lang brach. Und das in relativ zentraler Lage im Stadtteil Porz in der Nachbarschaft des S-Bahnhofs Köln-Porz und des wichtigen Umsteigepunkts „Porz Markt“ innerhalb des KVB-Netzes.   

KVB-Chefin Haaks: „Man hat damals noch nicht wirklich darauf geachtet. Dementsprechend war das Gelände, als wir es übernahmen, denn auch verseucht. Wir mussten erst einmal mit einer gründlichen Sanierung beginnen.“

KVB-Chefin Stefanie Haaks bei ihrer Rede | © Christian Marquordt

Auf diesem neuen Betriebshof finden ausschießlich Elektrobusse ihre Heimat. Er ist der erste Elektrobus-Betriebshof nicht nur der KVB, sondern in ganz Nordrhein-Westfalen. Zudem ist er der größte Elektrobus-Betriebshof in ganz Deutschland. Zurzeit stehen bei den KVB 81 Batterie-Elektrobusse im Einsatz, weitere 12 werden gerade zugelassen. Dazu kommen 24 Wagen, die zurzeit im Bau sind oder auf ihre Auslieferung nach Köln warten. Alle Kölner Elektrobusse kommen vom niederländischen Hersteller VDL – auch wenn sie im belgischen Roeselare gebaut werden. Zurzeit läuft eine Ausschreibung über weitere 46 Elektrobusse.

Neben den Abstell- und Nachladeflächen für die Busse gibt es auf dem neuen Betriebshof natürlich auch eine Werkstatt, eine Waschanlage und ein Fahrdienstgebäude. Zudem entsteht hier ein Umspannwerk der „Rheinischen Netz-Gesellschaft (RNG)“.  

Insgesamt sind zurzeit 407 Busse für den täglichen Betrieb bei den KVB unterwegs, rund 300 eigene, der Rest sind Privatwagen, die im Auftrag der KVB eingesetzt werden. Mit aktuell 117 Elektrobussen – plus 46, die zurzeit ausgeschrieben sind – gehören Kölns KVB also zu den Vorreitern in Sachen Elektrobus in Deutschland. Denn schon heute fährt rund ein Drittel des (eigenen) Wagenparks elektrisch.  

Wagen 6003, einer der ersten VDL Citea SLFA-181/electric von 2016, unter der Ladestation am Hauptbahnhof | © Christian Marquordt

Erste Elektrobus-Linie im Dezember 2016

Im Dezember 2016 ging mit Linie 133 (Hauptbahnhof – Heumarkt – Südstadt – Südfriedhof) Kölns erste Elektrobus-Linie in Betrieb, mit damals acht „VDL Citea SLFA-181/electric“. Die Wagen waren konzipiert für die Nachladung auf ihrer Linie, dementsprechend gab (und gibt) es Nachlademasten am Hauptbahnhof und auf dem Höninger Platz am Südfriedhof. Kölns erste acht Elektrobusse haben inzwischen neue Batterien bekommen, nicht, weil die ersten „am Ende“ gewesen wären, sondern weil die Busse mit den neuen Batterien eine deutlich größere Reichweite haben. Inzwischen werden auch die Linien 126, 141, 145 und 149 im linksrheinischen Stadtgebiet und die Linien 150, 153, 159 und 196 im Rechtsrheinischen mit Batteriebussen gefahren.

Mit dem neuen Elektrobus-Betriebshof in Porz werden jetzt auch die Linien 160, 161, 162, 165 und 166 auf den Einsatz von Elektrobussen umgestellt. Diese fünf Linien sind im Bereich Porz und damit in der Nachbarschaft des neuen Betriebshofs unterwegs. An der zentralen Haltestelle „Porz Markt“ werden Ladestationen zum Nachladen auf der Linie errichtet. Nebenbei denken die KVB auch an den Aufbau eines Expressbus-Netzes.

Lange Leerfahrten von 25 Kilometern zwischen dem Betriebshof Nord, wo auch die bisherigen Elektrobusse zuhause waren und die etwa 35 Minuten dauerten, und dem Einsatzgebiet im Stadtbezirk Porz werden vermieden. So betonen die KVB denn auch, dass der Standort des neuen Elektrobus-Betriebshofs innerhalb der Stadt wirtschaftliche Vorteile bringt. Auch für eventuelle Schienenersatzverkehre sei die Lage des neuen Betriebshofs von Vorteil. Aber natürlich werden auch weiterhin Elektrobusse auf dem Betriebshof Nord stationiert sein.

Die Busse „tanken“ Ökostrom

Für jeden Abstellplatz für einen Bus auf dem neuen Betriebshof Porz gibt es auch eine Ladestation. Wie auch auf der Linie fährt der Bus hier unter einen “Trichter“, zu dem ein Dachpantograph aufsteigt – so wird der elektrische Kontakt hergestellt. Die Ladestationen sind jeweils zu mehreren an einer „Traverse“ angebracht, die an Fahrleitungsanlagen zum Beispiel über mehrgleisigen Bahnhofsbereichen bei der Eisenbahn erinnern.

Kölns Elektrobusse werden mit Ökostrom geladen. Und obwohl ein Busbetriebshof natürlich dazu führt, dass eine große Fläche versiegelt wird, ist sehr wohl darauf geachtet worden, dass der Elektrobus-Hof ein „grüner Betriebshof“ ist. So werden zum Beispiel Fassaden von vier Gebäuden auf einer Fläche von 540 Quadratmetern begrünt.

Konzernschwester „RheinEnergie“ liefert zurzeit über zwei 10-kV-Leitungen den benötigten Wechselstrom. Der wird auf 750 Volt transformiert, auf die einzelnen Ladegeräte verteilt und hier in Gleichstrom umgewandelt. Wobei jedes Ladegerät zwei Ladeplätze versorgt.

Sobald der Kontakt zwischen Bus und Ladeplatz hergestellt ist, teilt der Bus über Datenaustausch mit, wieviel Strom er braucht. Aufgrund dieser Informationen lädt die Anlage den Bus entsprechend nach.

Strom für die Busse wird zudem über neun Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von bis zu 440 Kilowattstunden in der Spitze gewonnen. Und damit „vor Ort hergestellt“. Auch die Taversen mit den Nachladestationen für die Busse werden auf ihrer Oberseite mit Photovoltaik-Platten bestückt. Der Energieverbrauch für die Wärmeerzeugung wurde r niedrig gehalten.

Die Dächer aller sieben Gebäude auf dem Gelände werden bepflanzt, was einer Fläche von 3.735 Quadratmetern entspricht. Die Vegetation beginnt bereits, sich da wohl zu fühlen.

In den Randbereichen des Betriebshofs werden Bäume gepflanzt. Das macht die Anlage nicht nur optisch schöner, sondern dient auch dem Kleinklima vor Ort. Zudem ist auch ein Biotop angelegt worden – an so etwas hat doch früher niemand beim Bau von etwas so Nüchternem wie einem Betriebshof gedacht …

Regenwasser wird nicht in die Kanalisation geleitet, sondern man lässt es auf dem Gelände versickern.

Zur Finanzierung

In ihrer Rede zeigte sich KVB-Chefin Stefanie Haaks eher unzufrieden mit der aktuellen Situation bei der Förderung von Elektrobussen. Die Förderung jetzt de facto einzustellen gefährde entschieden die Verkehrswende. Hier müsse der Bund zurücksteuern und sein bisheriges finanzielles Engagement fortsetzen. „Ohne die gemeinsame Gestaltung der Antriebswende droht diese zu scheitern.“ Und Haaks weiter: „Ich erwarte, dass der Bund einen konstruktiven Ausweg findet und auch, dass die nächste Verkehrsministerkonferenz auf eine baldige Lösung drängt. Die Verkehrsunternehmen benötigen diese Fördermittel, um die Klimaschutzziele erreichen zu können.“

Das Land Nordrhein-Westfalen hat die Anschaffung der bisherigen Kölner Elektrobusse mit rund 18,5 Millionen Euro gefördert, der Bund beteiligte sich mit etwa 26,3 Millionen Euro. Zurzeit stehen rund 26 Millionen Euro an Fördergeldern aus. 

Der ganz neue E-Bus 7039 auf dem Elektrobus-Betriebshof in Porz | © Christian Marquordt
25.03.2024
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