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Lokalbahn Lambach – Vorchdorf-Eggenberg

Über die Firma Stern & Haffel und den von ihr betriebenen Bahnen sind im Laufe der letzten 40 Jahre zahlreiche Veröffentlichungen unterschiedlicher Form und Aufmachung erschienen. Umfangreichere Werke sind die Jubiläumsschrift „120 Jahre Stern & Hafferl, die zum 75jähringen und 100jährigen erschienen Chroniken der Linzer Lokalbahn, einem Buch zur Straßenbahn Ebelsberg – St. Florian, zum 100jährigen der Lokalbahn Lambach – Haag und Gmunden – Traundorf. Kleinere Schriften wurden zur Straßenbahn – Gmunden und zur Lokalbahn Vöcklamarkt – Attersee herausgegeben. Einen schönen Überblick bieten das Buch „Privatbahnen in Österreich“ (Christopher/Kenning/Mackinger) und die drei Bände der Reihe „Bahn im Bild“ von Pospischil. In letzteren gibt es auch Infos zur schon 1949 eingestellten Straßenbahn Unterrach – See und zur Bahn Bürmoos – Trimmelkam, die mittlerweile von den Salzburger Verkehrsbetrieben übernommen wurde.

Für die „Vorchdorfer Bahn“ gab es bisher nur eine kleine Festschrift zum 100jährigen aus dem Jahre 2003 von Karl Zwirchmeier, Was noch fehlte war ausführliche Darstellung der Lokalbahn Lambach – Vorchdorf, der als Anschluss des Werkstätten-Mittelpunkes Vorchdorf an die „weite Eisenbahnwelt“ zusätzliche Bedeutung zukommt. Sie feiert im Mai dieses Jahres ihr 120jähriges Bestehen, was einen guten Anlass dafür bot. Streng genommen beginnt das Wirken von Stern & Hafferl auf dieser Strecke erst 1931 mit Übernahme der Betriebsführung und Einführung des elektrischen Betriebes. Die Gründung der auch heute noch bestehenden „Aktiengesellschaft Lokalbahn Lambach – Vorchdorf- Eggenberg“ und Betriebsaufnahme erfolgte 1903. Mit der Betriebsführung wurde die Österreichische Staatsbahn beauftragt.

Zur Lokalbahn gab es bereits einen für die Bahngeschichte der Monarchie bedeutenden Vorläufer in Form der 1835-36 eröffneten Pferdeeisenbahn Linz – Lambach – Gmunden. Sie wurde 1855 auf Dampftraktion umgestellt und 1903 mit Bau der Lokalbahnstrecke Lambach – Gmunden stillgelegt.

Den Posten des Vorstandes bekleidete ab 1931 ein Mitglied aus der Unternehmensführung von Stern & Hafferl, davon 40 Jahre deren Finanzvorstand von 1937 bis 1977. Im Jahre 2000 wurde KR Gunter Mackinger auf diesen Post berufen, ehemaliger Vorstand der Verkehrssparte der Salzburg AG, Eisenbahner „mit Leib und Seele“, profunder Kenner der Materie und in der Szene bestens vernetzt.

Von Mackinger kam auch die Idee zu einer Schrift zum runden Jubiläum der Bahn, die er mit viel Enthusiasmus umsetzte. Was aus der „kleinen Schrift“ geworden ist, liegt nun rechtzeitig zum Jubiläum vor: Ein gewichtiges Buch mit 215 Seiten, welches wohl mit Fug und Recht von sich behaupten kann, „alle“ erreichbaren Informationen zur Bahn chronologisch und nach Themen geordnet zu enthalten. Das zeigt schon ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis mit seinen 24 Kapiteln.

Mit dem Wiener Verlag wurde ein Partner gefunden, welcher reiche Erfahrung in der Herstellung solcher Bücher mitbringt. Layout, Druck und Verarbeitung sind ausgezeichnet. Es überrascht, welche Vielfalt von Fotos, Karten und sonstigen Dokumenten in den Archiven des Landes Oberösterreichs gefunden werden konnten. Zahlreiche Verkehrsfreunde haben ihre Schatzkisten geöffnet und seltenes Bildmaterial beigesteuert. Die ausführlichen Bildunterschriften liefern viele zusätzliche Informationen.

Zu erwähnen wäre auch, dass neben Technik und Ausstattung auch der Mensch, ohne den das Ganze nicht funktioniert, immer wieder Erwähnung erfährt und dies zum Teil auch mit sehr ins Persönliche gehende Erlebnisse. Viele davon waren Weggefährten des Autors, „Eisenbahner durch und durch“ und haben Karriere gemacht ohne dabei ihren Herkunftsweg zu vergessen. Wer „beim Stern“ arbeitet, der war auch immer das Mitglied einer großen Familie in der man sich gegenseitig schätzte und unterstützte. Das merkt auch der Fahrgast, sobald er einen Triebwagen des Unternehmens einsteigt. Auch der Bahnfreund war und ist bei Stern & Hafferl gern gesehen und es war schon in den 1970er Jahren selbstverständlich, ihn mit allen möglichen Informationen zu versorgen, die mit viel Akribie und Sachkunde zu Papier gebracht worden waren.

Für den Rezensenten immer noch ein „Highlight“ sind Erlebnisse rund um zahlreiche auf den einzelnen Bahnen in den 1980er Jahren durchgeführte Sonderfahrten mit verschiedenen Zuggarnituren, die vom Fahrplanbüro perfekt vorbereitet waren und auch von Mitarbeitern der Unternehmensführung zum Teil begleitet wurden. Hierbei entstandene Kontakte hielten zum Teil noch jahrelang!  

Autor: Gunter Mackinger

Herausgeber: Railway-Media-Group, Wien (A) 2023

215 Seiten im Format 21,5 x 30,0 cm, gebunden

Preis: 29,00 €

ISBN: 978-3-903411-01-2

02.07.2023