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Mit Finanzierung der KfW IPEX-Bank: Hochmoderne Wasserstoffzüge für die Heidekrautbahn bei Berlin

Siemens Mireo Plus H für die Heidekrautbahn | © Siemens Mobility

Die malerische Strecke der Heidekrautbahn, die den Norden Berlins mit Brandenburg verbindet, wird ab Dezember 2024 mit umweltfreundlicher und neuester Technologie befahren. Aktuell sind die Züge des Typ Mireo Plus H im Testcenter von Siemens angekommen und werden zur Zulassung überprüft.

Traditionsstrecke wird emissionsfrei

Schon vor über hundert Jahren reisten Passagiere der Heidekrautbahn vom Norden Berlins bis in die schöne Schorfheide Brandenburgs, nach der die Regionalbahnverbindung benannt ist. Im zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde die Verbindung 1961 durch den Mauerbau unterbrochen – die Reaktivierung dieses Abschnitts ist nun wieder in Arbeit. Das verbliebene Streckennetz wurde bisher mit Dieseltriebzügen befahren. Diese werden zukünftig durch geräuscharme und emissionsfreie Regionalzüge mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb ersetzt. Die Züge des innovativen Typ Mireo Plus H werden sowohl Pendler ins Umland wie auch Freizeitreisende zu beliebten Ausflugszielen wie die Schorfheide und den Berliner Wandlitzsee befördern – und das nicht nur schneller und sauberer als je zuvor, sondern künftig auch klimaneutral.

Überführung des Mireo Plus H | © NEB Pantze-Doerfle

Attraktiv und umweltfreundlich

Die hochmodernen Züge vom Typ Mireo Plus H des Herstellers Siemens Mobility werden in Deutschland gefertigt. Es handelt sich um den ersten Serienauftrag für eine Zugflotte mit Wasserstofftechnologie für Siemens Mobility. Aktuell sind die Züge im Testcenter von Siemens Mobility in Wegberg-Wildenrath in der Nähe von Mönchengladbach. Hier werden sie auf Herz und Nieren geprüft und auch die Lehrlokführer der NEB werden vor Ort entsprechend ausgebildet. In Betrieb gehen die Züge Ende 2024.

Um den benötigten grünen Wasserstoff vor Ort in der Region zu produzieren, wird ein Wasserstoffwerk in der Nähe der Heidekrautbahn errichtet. Der dafür notwendige Strom soll vollständig regional aus Wind- und Sonnenenergie gewonnen werden. Mit einer Wasserstofftankstelle auf dem Betriebsgelände der Bahn werden die infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen, um die Wasserstoffversorgung am Ort des Energiebedarfs sicherzustellen.

Die Finanzierung: eine Herausforderung

Für eine Bank ist eine reine sogenannte Asset-basierte Finanzierung, also eine Finanzierung, die allein auf den Wert der Züge als Kreditrisiko abstellt, für Wasserstoff-Züge noch nicht möglich. Die technischen Risiken und der noch kaum vorhandene Markt für solche Züge würden eine Finanzierung zu teuer machen. Eine Kreditaufnahme durch die öffentlichen Haushalte würde deren Verschuldung erhöhen. Auch eine klassische sogenannte Private-Public-Partnership (PPP) Finanzierung würde hohe Finanzierungskosten mit sich bringen. Allen Interessen gerecht zu werden und gleichzeitig niedrige Kreditkosten für einen langen Zeitraum zu sichern, stellt für die Gesamtfinanzierung eine außerordentliche Herausforderung dar.

Lösung: Aufgabenteilung und Kooperation aller Beteiligten – das Mobility Owner Konzept

Die Mittel für das Gesamtvorhaben setzten sich aus Zuschüssen aus Bundes- und Landesmitteln sowie einer Kreditfinanzierung der Züge über EUR 60 Mio. durch die KfW IPEX-Bank zusammen.

Die Vielschichtigkeit des Projekts und die verschiedenen Interessen der Beteiligten erfordern nun eine moderne und intelligente Architektur des Gesamtprojekts. Entscheidend sind dabei die Beziehungen der verschiedenen Partner zueinander. Die Finanzierung in dieser Struktur vereinbart die Interessen aller Parteien: Hersteller, Besteller, Mobilitätseigentümer, Betreiber und Finanzierer.

  • Eine Projektgesellschaft der Deutschen Anlagen-Leasing (DAL) ist der Mobilitätseigentümer. Er beschränkt seine Funktionen auf Eigentum, Vermietung und Finanzierung. Die Finanzierung deckt die gesamte Projektlaufzeit ab – von der rund 2-jährigen Bauzeit bis zum Ende der 25-jährigen Betriebszeit.
  • Die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) als Betreiber konzentriert sich auf den Betrieb der Züge für die Laufzeit des initialen Verkehrsvertrags von 10 Jahren und zahlt Leasingraten an die Projektgesellschaft.
  • Die Länder Berlin und Brandenburg als Aufgabenträger vergeben den Verkehrsvertrag und treten Teile der Zuschusszahlungen an die Projektgesellschaft ab. Gleichzeitig sichern sie sich die Nachnutzung der Züge für weitere 15 Jahre und geben dafür eine Nachnutzungszusage ab.
  • Die KfW IPEX-Bank kauft die abgetretenen Zuschusszahlungen an und stellt so die Finanzierung der Züge zu günstigen Konditionen über die gesamte Laufzeit dar.
  • Der Hersteller Siemens Mobility bekommt Sicherheit über die Zahlungen der fälligen Kaufpreisraten.

Der Clou dieses sogenannten Mobility Owner Konzepts ist, dass sich jeder Beteiligte auf seine Kernaufgaben spezialisiert. Die Vorteile liegen auf der Hand: Finanzierungssicherheit, günstige, kommunalnahe Konditionen und größtmögliche Transparenz für die Aufgabenträger bei gleichzeitiger langfristiger Sicherung der Investitionen, hier der Wasserstoffzüge.

Eine neue Architektur für innovative Mobilität

Es gilt die Herausforderungen der Mobilitätswende mit neuer Technologie zu meistern. Aufgrund der Vielschichtigkeit und Komplexität solcher Projekte ist es sinnvoll, die Aufgaben mit mehreren Kooperationspartnern zu teilen – in einer Struktur, die den Anforderungen aller Beteiligten gerecht wird. Hier bringt die KfW IPEX-Bank ihre ausgeprägte Expertise und ihr tiefes Markt Know-How in der Mobilitätsbranche mit ein. Grundsätzlich lässt sich das Mobility Owner Konzept auf alle Investitionen der öffentlichen Hand zur Daseinsvorsorge übertragen. Das Gesamtprojekt der neuen Heidekrautbahn mit all seinen Beteiligten liefert hierfür einen hervorragenden Masterplan.

Das Projekt Heidekrautbahn als Film: Wasserstoffantrieb für die Heidekrautbahn – YouTube.

11.06.2024