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Mönchengladbach: On-Demand-Shuttle „Op Jück“ im Stadtteil Rheindahlen

© Christian Marquordt

Schon am 1. Juli 1921 wurde die bis dahin eigenständige Stadt Rheindahlen zum Stadtteil von Mönchengladbach. Bis 1878 hieß sie schlicht „Dahlen“, doch die damals preussische Obrigkeit befand, dass es im Rheinland der „Dahlems“ / „Dahlens“ (hochdeutsch in beiden Fällen: Talheim) zu viele gebe. So sann man auf unterscheidende Zusätze: aus Dahlem in der Eifel wurde „Spangdahlem“ (gelegen an den Ufern des Flusses Spang), aus Dahlen im Niederrheinischen wurde „Rheindahlen“ – wiewohl der Rhein an die 30 Kilometer entfernt ist … Rheindahlen – dies ist wohl eher ungewöhnlich – strebte 1921 ganz freiwillig die Eingemeindung nach Mönchengladbach an. Ungewöhnlich nicht zuletzt deshalb, weil es noch heute (nach 102 Jahren) zwischen der Kernstadt und ihrem Stadtteil unbebautes Gebiet gibt.

Der Verkehrsbetrieb von Mönchengladbach schloss Rheindahlen natürlich an sein innerstädtisches Nahverkehrsnetz an, aber – es lag etwas außerhalb und hatte nicht allzu viele Einwohner – in „überschaubarem“ Umfang. Dafür erreichte auch der Verkehrsbetrieb von Mönchengladbachs Nachbarstadt Rheydt Rheindahlen, so mit den Trolleybuslinien 4 und 14. (Rheydt war bis 1929 eine eigenständige Stadt  und wurde dann zum Stadtteil der neuen Stadt mit dem Namen „Gladbach–Rheydt“. Rheydt indes hatte einen „großen“ Sohn, einen gewissen Joseph Goebbels, von Beruf „Reichspropaganda-Minister“, und der hatte 1933 nichts Eiligeres zu tun, als seiner Geburtsstadt wieder die Eigenständigkeit zu schenken. Das hielt bis zum 31. Dezember 1974, seit dem 01. Januar 1975 ist Rheydt wieder ein Stadtteil von Mönchengladbach, und zwar dieses Mal, ohne dass der Name „Rheydt“ noch im offiziellen Namen der Stadt auftauchte.



Das bisherige ÖPNV-Angebot in Rheindahlen

Seit 1921 also ist Rheindahlen ein Stadtteil von Mönchengladbach. Aber – räumlich etwas von der Kernstadt getrennt und mit nicht allzu vielen Einwohnern ( per 31. Dezember 2022 waren es 7.818) – das Angebot des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs hält sich denn doch in überschaubaren Grenzen. Im „Zentralen Omnibus-Bahnhof“ an der Hilderather Straße gibt es zwar durchaus einige Buslinien, aber die kommen alle nicht allzu häufig – alle 20 Minuten, aber Stundentakt wie zum Beispiel auf Linie 026 ist nicht wirklich ungewöhnlich selten. Deshalb meint auch der städtische Verkehrsbetrieb NEW auf seiner Seite zum Start des neuen On-Demand-Angebots, dass man in Rheindahlen etwas habe tun müssen …

Seit 3. April „op Jück“

Und so ging am 3. April 2023 in Rheindahlen das On-Demand-Angebot „Op Jück“ (hochdeutsch: auf Tour) in Betrieb. Gefahren wird an Werktagen (montags bis freitags) in der Zeit von 9.00 bis 18.00 Uhr, Bedienungsgebiet ist Rheindahlen mit näherer Umgebung. Es stehen zwei vollelektrische Mercedes-Benz eVito („MG-ED 103 E“ und „MG-ED 104 E“) zur Verfügung. Sie sind in der Corporate-Identity des städtischen Verkehrsbetriebs NEW lackiert. Zentraler Punkt im Bedienungsgebiet ist der ZOB an der Hilderather Straße. Hier ist die Ladesäule, an der die beiden Kleinbusse nachladen, hier warten sie auf die nächste Fahrt, sollte gerade einmal nichts zu fahren sein …

Realisiert worden ist „op Jück“ zusammen mit dem Software-Unternehmen „ioki“, einer Tochter der Deutschen Bahn.

„Op Jück“ wird gebucht über eine App, und es wird auch über diese App bezahlt. Das könnte man für eine gewisse Schwäche des Angebots halten: nicht jeder –  vor allem Ältere nicht – hat ein app-fähiges Smartphone. Der Tarif für „op Jück“ ist der normale On-Demand-Tarif des Verkehrs-Verbunds Rhein – Ruhr. Er ist entfernungsabhängig, berücksichtigt wird, wie viele Fahrgäste mitfahren (die beiden eVitos fassen bis zu sechs Fahrgäste). Wer ein Abonnement des VRR hat, zahlt 25 % weinger. Bestellen mehrere Personen eine Fahrt, zahlen die ersten beiden „Mitfahrer“ nur noch 25 % des normalen Fahrpreises, alle weiteren Fahrgäste aus einer zusammen gehörenden Gruppe (ab Fahrgast 4) fahren kostenlos mit.

Bestellt man über die App, erhält man eine Mitteilung, wann man an welcher nahe gelegenen „virtuellen“ Haltestelle abgeholt wird. Und wann man voraussichtlich sein Ziel erreichen wird. Dem Fahrer wird der günstigste Fahrweg mitgeteilt.

Sollte zu gleicher oder ähnlicher Zeit ein zweiter Fahrtausftrag mit ähnlichem Fahrweg vorliegen, werden die beiden Fahrten zusammengefasst („Ride-Pooling“). Das bedeutet allerdings, dass im Interesse größter Wirtschaftlichkeit schon mal geringfügig vom „idealen“ Fahrtweg abgewichen werden kann. Und die Ankunft am Ziel sich deshalb etwas nach hinten verschieben kann. Deshalb wird auch empfohlen, sich nicht mit der gewüschten Abfahrtszeit, sondern mit der gewünschten Ankunftszeit anzumelden, sollte es auf pünktliche Ankunft ankommen.

Fahrer vom städtischen Verkehrsbetrieb

Die Fahrer für die beiden On-Demand-Shuttles stellt der städtische Verkehrsbetrieb NEW. Sie fahren an anderen Tagen ganz normale städtische Linienbusse. Bei seinem Besuch am 11. April, dem fünften Tag, an dem „op Jück“ im Einsatz war, hatte der Verfasser die Gelegenheit, mit einem der Fahrer zu sprechen. Noch, so meinte der, sei die Nachfrage noch sehr ruhig. Aber es müsse sich ja auch erst einmal herumsprechen, dass es jetzt „op Jück“ gebe.         

© Christian Marquordt
25.05.2023
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sanft-unterwegs
sanft-unterwegs
10 Monate zuvor

Gute Idee, aber App-only und dann auch nur Apple+Google geht halt nicht. Wenn man so viele Menschen ausschließt, gelingt keine Verkehrswende, schade.

Christian Marquordt
Christian Marquordt
10 Monate zuvor

Das imponiert mir aber heftig, wenn einer sich nicht mal traut, zu sagen, wer er ist.
Christian Marquordt