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Nach 77 Jahren Planung: Bogotá, Kolumbien, erhält endlich eine Metro

Die 24 km lange Strecke von Bogotá's erster Metrolinie verläuft aufgeständert I © Metro de Bogotá

Es handelt sich vermutlich um die längste Planungsphase für ein Metro -System überhaupt. Kolumbiens 8 Millionen Einwohner große Hauptstadt Bogotá erstickt im Autoverkehr und an der Luftverschmutzung. Die heute über 12 Millionen Fahrten täglich können kaum mehr durch Busse, Taxis und den MIV abgedeckt werden. Ende Oktober wurde das für den Bau und Betrieb verantwortliche APCA Transmimetro-Konsortium, zu dem China Harbour Engineering, Bombardier und die Xi’An Metro Company gehören, als Gewinner der Ausschreibung bekannt gegeben. Die 24 km lange Linie verläuft vom Portal de las Américas im Südwesten bis zur 72. Straße im Norden – in Bogotá sind die Straßen in aufsteigender Süd-Nord-Richtung nummeriert. Während die ursprünglich 2014 vorgelegten Pläne vorsahen, dass die Strecke vollständig in Tunneln verläuft, wurde die Planung 2016 in eine aufgeständerte Trassierung umgeändert, um Kosten zu sparen und geologische Risiken zu minimieren.

Jahrzehnte der Planung

Seit Jahrzehnten versucht die Stadt Bogotá, ein U-Bahn-System einzuführen, aber Bürokratie, finanzielle Unstimmigkeiten und Korruption haben bislang ein Fortschreiten der Planungen verhindert. Die ersten Pläne für ein U-Bahn-System in Bogotá gehen auf die 1940er Jahre zurück. Damals verfügte Bogotá sogar noch über einen Straßenbahn, die aber im Jahr 1951 eingestellt wurde. Im Stadtzentrum finden sich heute noch Gleise der Tranvía, die heute als historische Relikte die Altstadt dekorieren.

Die Hauptlast ÖPNV in Bogotá wird heute durch das Bus Rapid Transit System „Transmilenio“ befördert. Mit einem Streckennetz von 113 km auf den Hauptstrecken und einem 663 km langen Zubringernetz sowie einer Busflotte von 2027 Gelenk- und Doppelgelenkbussen und 947 Zubringerfahrzeugen werden ca. 2,5 Millionen Passagiere pro Tag befördert. Das Transmilenio System ist damit eines der größten und meistfrequentierten BRT-Systeme weltweit.

Die Planung für die aktuelle Metrolinie begann im Jahr 2008, das Projekt verzögerte sich jedoch. Der Kolumbianische Staat und die Stadtverwaltung von Bogotá finanzieren etwa 780 Millionen Euro des Projektes. Für die Durchführung wurde die Projektgesellschaft „Metro de Bogota“ gegründet. Presseberichten zufolge wird das Gesamtprojekt 4,3 Milliarden US-Dollar (ca. 3,91 Milliarden Euro) kosten, wovon 480 Millionen US-Dollar (ca. 436 Millionen Euro) aus einem Darlehen der Europäischen Investitionsbank (EIB) stammen.

Die Ausschreibung

Die finale Phase des Ausschreibungsverfahrens für den Bau- und Betriebsvertrag begann am 28. Juni 2019. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch insgesamt sechs Konsortien in der Vorqualifizierungsphase, darunter das Consorcio Metro de Bogotá, das APCA Metro Capital, das Consorcio Sunrise, das APCA TransMimetro und das Consorcio Linea 1 und Union Metro Capital. Die einzelnen Konsortien setzten sich aus folgenden Firmen zusammen:

  • Consorcio Metro de Bogota: FCC Concesiones de Infraestructura, Carso Infraestructura y Construccion, Promotora del Desarrollo de America Latina
  • APCA Metro Capita: Controladora de Operaciones de Infraestructura, ICA Constructora, Power China International Group Limited Sucursal Colombia, Siemens Project Ventures, Strukton Integrale Projecten)
  • Consorcio Sunrise: Acciona Construccion, Impregilo International Infrastructures, Ansaldo, Hitachi Rail Italy
  • APCA Transmimetro: China Harbour Engineering, Xi’an Metro, Bombardier
  • Consorcio Linea 1: Obrascon Huarte Lain S.A. Sucursal Colombia, Andrade Gutierrez Engenhaira S.A. Sucursal Colombia, Camargo Correa Infra Construcoes, CCR
  • Union Metro Capital: Sacyr Concesiones Colombia, Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles CAF Colombia, Hyundai Engineering & Construction Co Ltd Sucursal Colombia, STOA

Die finalen Angebote wurden im September 2019 eingereicht und die Bekanntgabe des Gewinners wurde Ende Oktober 2019 bekannt gegeben. Der Baubeginn ist für März 2020 vorgesehen. Das U-Bahn-System soll 2025 in Betrieb genommen werden. Mit dem Abriss von einzelnen Gebäuden wurde aber bereits im Oktober 2019 begonnen, um Platz für die 13,5 Meter hohen Viadukte zu schaffen.

Ein chinesisch-kanadisches Konsortium hat den Auftrag zum Bau der Metro von Bogotá erhalten. Das APCA Transmimetro-Konsortium wurde mit der Ausschreibung für Bau, Betrieb und Wartung für 25 Jahre des U-Bahn-Systems beauftragt. Das APCA Transmimetro-Konsortium, zu dem China Harbour Engineering, Bombardier und die Xi’An Metro Company gehören, erhielt in der Bewertung von 100 von 100 Punkten. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die detaillierte Aufteilung des Lieferumfangs zwischen den Konsortialpartnern nicht bekannt gegeben.

Die erste Linie

Bogotá’s erste Metrolinie wird mit 23 Zügen betrieben. Diese sollen eine Kapazität von 72.000 Passagieren pro Stunde und Richtung erreichen. Die Gesamtreisezeit beträgt 27 Minuten. Die Metrogesellschaft weist explizit darauf hin, dass 88% der Strecke durch sozial benachteiligte Wohnviertel verlaufen. Dies soll die Gleichberechtigung in der Stadt verbessern.  

Am südwestlichen Endpunkt ist ein Depot mit einer Kapazität von bis zu 60 Zügen vorgesehen. Die Flotte wird vorerst aus 30 x 6- und 7-Wagen-Zügen mit einer Länge von jeweils 60 Metern und einer Breite von 2,90 Metern bestehen.

Die Eröffnung ist für das Jahr 2025 vorgesehen und wird das bestehende Transmilenio-System nicht ersetzen, sondern ergänzen. Bogota ist eine der wenigen lateinamerikanischen Hauptstädte ohne U-Bahn. Täglich finden in Bogotá 12,7 Millionen Fahrten statt.

12.11.2019
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