• de
  • en

Eine neue Straßenbahn für Prag: Skoda ForCity Plus Praha 52T

Die Hauptstadt der Tschechischen Republik kann sich auf bis zu 200 moderne, 100 % niederflurige Straßenbahnen des Typs Škoda ForCity Plus Praha 52T freuen. Die Prager Verkehrsbetriebe (DPP) haben mit dem Gewinner der öffentlichen Ausschreibung, der Škoda-Gruppe, einen Achtjahresvertrag über den Kauf von 40 Straßenbahnen und eine Option auf die Lieferung von bis zu 160 weiteren unterzeichnet. Der Gesamtwert des Vertrags beläuft sich auf fast 16,602 Mrd. CZK und stellt eine der größten Investitionen in neue Straßenbahnen in der modernen Geschichte der DPP dar. Die ersten 20 neuen Straßenbahnen sollen im Dezember 2025 in Prag eintreffen, weitere 20 Fahrzeuge ein Jahr später, also bis Ende Dezember 2026.

Ein neues Straßenbahnmodell

Der Škoda ForCity Plus Praha 52T ist eine fünfteilige, 100 % niederflurige Einrichtungsstraßenbahn ohne eine einzige Stufe im gesamten Fahrgastraum, einschließlich des Raums über den Drehgestellen, in einem modernen Design, das von einem Designerteam der Škoda Gruppe unter der Leitung von Tomáš Chludil entworfen wurde. Der 32 Meter lange Wagen ist mit einer umweltfreundlichen Vollklimaanlage mit ökologischem Kältemittel, einem Antikollisionssystem, automatischer Fahrgastzählung, energiesparender LED-Innen- und Außenbeleuchtung und 70 gepolsterten Sitzen ausgestattet, von denen 44 nach vorne und 26 nach hinten gerichtet sind. Im Vergleich zu den bisherigen 15-Tonnen-Straßenbahnen erhöht sich die Kapazität der neuen Fahrzeuge um 33 Fahrgäste bzw. fast 16 %. Die Fahrgäste werden das neue Informationssystem mit sechs großen Bildschirmen, die sich über die gesamte Breite des Ganges erstrecken, sowie die intuitivere Bedienung der Türöffnungstasten und die Signalgebung an den Fahrer zu schätzen wissen. Das ist eine kurze Beschreibung der neuen Straßenbahn, die 2025 zum ersten Mal auf den Straßen Prags fahren wird.

Prag, insbesondere sein historisches Zentrum, zeichnet sich durch enge Straßen mit scharfen Kurven und starken Steigungen, erhebliche Höhenunterschiede im Straßenbahnnetz, aber auch durch lange und relativ gerade Strecken aus. Bei der Entwicklung der neuen Straßenbahn für Prag wurden all diese Fakten sowie die technischen Anforderungen des DPP berücksichtigt, die sich aus den bisherigen Betriebserfahrungen ergeben haben. Das Design der neuen Straßenbahn kombiniert ein mehrgliedriges Fahrzeug mit zwei schwenkbaren Drehgestellen unter den äußersten Gliedern und zwei teilweise schwenkbaren Drehgestellen unter den inneren Fahrwerksgliedern. Diese Kombination ermöglichte einen wesentlich besser zugänglichen, luftigen Salon für Fahrgäste mit kurzen, breiteren und geräumigen Gelenken, frei von Stufen oder anderen Barrieren. Sie gewährleistet außerdem die Anpassungsfähigkeit an jedes Streckenprofil und verspricht eine sanfte, komfortable und leise Fahrt sowie einen geringeren Verschleiß von Rädern und Schienen. Diese Lösung wird sich auf die längere Lebensdauer der Fahrzeuge auswirken, wobei beispielsweise von einer bis zu 50 % höheren Laufleistung der Räder im Vergleich zu den 15-Tonnen-Straßenbahnen ausgegangen wird, und letztlich die Wartungskosten für die Drehgestelle und ihre teuersten Komponenten senken.

Antikollisionssystem – Unfallvermeidung

Aufgrund der steigenden Sicherheitsanforderungen wird jede neue Straßenbahn mit einem Antikollisionssystem von Škoda ausgestattet, um die Wahrscheinlichkeit von Kollisionen im Verkehr zu verringern. Zu diesem Zweck wird eine Kombination aus doppelter LiDAR- und HD-Kameratechnologie sowie eine präzise Lokalisierung mittels offline aufgezeichneter HD-Karten und Odometrie verwendet. Auf diese Weise kann das System einen virtuellen Fahrtunnel schaffen, in dem die Straßenbahn Hindernisse bis auf 10 cm genau erkennen, frühzeitig warnen, Fehlwarnungen minimieren und rechtzeitig die Notbremse ziehen kann. Das Antikollisionssystem trägt somit dazu bei, schwere Unfälle und Schäden an Gesundheit und Fahrzeugen zu vermeiden.

Nachhaltige Bremstechnologie

Die Straßenbahn Škoda ForCity Plus 52T für Prag ist mit einem elektromechanischen Bremssystem ausgestattet, das aufgrund seiner Effizienz und Nachhaltigkeit ausgewählt wurde. Die elektromechanischen Bremsen bieten einfache Bedienung und Wartung, Ölfreiheit und niedrige Betriebskosten. Sie funktioniert nur als Not-, Feststell- und Hilfsbremse. Die elektrodynamische Motorbremse, die Teil des Antriebs und des Motors ist, ermöglicht ein präziseres und schnelleres Ansprechen und eine bessere Kontrolle der Verzögerungsleistung. Der Vorteil dieser Lösung ist die geringere Geräuschentwicklung und die maximal mögliche Rekuperationsrate bis zum Stillstand. Die bei der Rekuperation zurückgewonnene Energie wird in erster Linie für die Wartung und den Betrieb des Fahrzeugs verwendet oder in das Netz eingespeist, um von einem anderen Fahrzeug genutzt zu werden. Dies trägt zu einer höheren Energieeffizienz und einer Verringerung des Gesamtenergieverbrauchs bei. Darüber hinaus wird der Verschleiß der Bremsen selbst und der Gleisinfrastruktur verringert. Im Vergleich zu einem hydraulischen Bremssystem enthält es auch keine Hydraulikflüssigkeiten, was es nicht nur umweltfreundlicher macht, sondern auch den Zeitaufwand für die Wartung und Wiederinbetriebnahme des Fahrzeugs erheblich reduziert.

Das Fahrzeug stellt eine Kombination aus bewährten Komponenten aus anderen Škoda-Projekten dar. Die Fahrgestelle stammen aus den ForCity Smart-Straßenbahnen für Ostrava, Pilsen und Brünn, der leistungsstarke Fahrmotor aus dem ForCity Plus-Projekt für Frankfurt, Cottbus und Brandenburg. Die Rohkonstruktion des Fahrzeugs leitet sich aus  der fünfteiligen Straßenbahn ForCity Plus für Bratislava ab.

Technische Parameter des Straßenbahnmodells Škoda ForCity Plus Praha 52T:

  • Fahrzeuglänge über Stoßstangen: 31.99 m
  • Fahrzeugbreite: 2,5 m
  • Gesamtkapazität des Fahrzeugs: 243 bei 5 Personen/m2
  • Anzahl der Stehplätze: 173
  • Anzahl der Sitzplätze: 70 insgesamt, davon 44 in Fahrtrichtung = 62 % (PID-Qualitätsnormen verlangen mindestens 60 %) und 26 in der Gegenrichtung = 38 %
  • Niederfluriger Bereich: 100% (alle Sitze sind ohne Podeste und Treppen zugänglich)
  • Gesamtzahl der Fahrwerke: 4 Triebdrehgestelle (2 drehbar und 2 teilweise drehbar)
  • Bremse: elektromechanisch
  • Durchmesser der neuen Räder: 640 mm
  • Einstiegshöhe: 350 mm
  • Türen: 5 Doppeltüren, jede 1300 mm breit
  • Fahrertür: außen mechanisch, innen Schiebetür
  • Lebenszyklus des Fahrzeugs: 30 Jahre
  • Auslegungsgeschwindigkeit: 80 km/h
  • Leergewicht: 48 t

(Info: Škoda Group/DPP)

Alle Abbildungen: © Škoda Group

10.01.2024
4.3 7 Stimmen
Artikelbewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments