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Neue Straßenbahnen für Rom

Auch nach 70 Jahren Einsatz noch immer zuverlässig: Roms STANGA Trams | © Budach

ATAC, die öffentlichen Verkehrsbetriebe der italienischen Hauptstadt, haben nach einem Ausschreibungsverfahren einen Auftrag über die Lieferung von bis zu 121 Zweirichtungsstraßenbahnen an den spanischen Hersteller CAF vergeben. Der Auftrag umfasst eine Festbestellung von 40 Straßenbahnen sowie eine Option auf bis zu 81 weitere Fahrzeuge, die in zwei Tranchen von 66 bzw. 15 Einheiten aufgeteilt sind. Die neuen Straßenbahnen werden die verbleibenden 70 Jahre alten Stanga-Gelenkstraßenbahnen ersetzen und sollen sowohl auf bestehenden als auch auf neuen Straßenbahnlinien in der Stadt eingesetzt werden.

Die römische Straßenbahn leidet seit vielen Jahren unter Missmanagement, unzureichenden Investitionen und ineffizienter Nutzung des vorhandenen Rollmaterials und der Infrastruktur. Auf bestimmten Abschnitten des Netzes ist ein dauerhafter Busersatzverkehr immer wieder üblich, und Pläne für Erweiterungen und neue Linien werden seit Jahrzehnten angekündigt, aber die tatsächlichen Fortschritte waren und sind sehr langsam.

Doch das soll sich nun hoffentlich bald ändern, denn die neuen Trams sind wesentlich auch für Netzausbauten und neue Strecken vorgesehen. Dazu gehört nach aktuellem Stand auch die umzuspurenden Reststrecke der aktuell 950mm-spurigen Tramlinie (Laziali –) Porta Maggiore – Centocelle.

Aktueller Bestand

Zur Tramflotte der ATAC gehören nominell bereits 120 zumindest teilweise niederflurige Wagen, die zwischen 1991 und 2004 geliefert wurden, von denen aber ein bemerkenswert großer Teil nicht einsatzbereit ist. Sie teilen sich auf in 41 nur 21,7m kurze SOCIMI-Züge der Reihe 9000 und 79 fünfteilige, 31,3m bzw. 33m lange Fiat „Cityway“ I und II (ursprünglich 28+52 Wagen, 1 Fahrzeug durch Unfall vollständig zerstört) der Serien 9100 und 9200. Zahlreiche Wagen stehen davon nicht betriebsfähig abgestellt im Depot.

SOCIMI-Tram aus 1991 auf Linie 19 | © Budach   
Reihe 9200 und 9100 sind Fiat Cityway II (links) und Cityway I – hier auf Linie 8 am L. Argentina in 2007 | © Budach   

Der tägliche Wagenauslauf auf den aktuell sechs römischen Straßenbahnlinien liegt bei rund 70 Wagen und wäre allein mit diesen Niederflurfahrzeugen problemlos zu bewältigen. Durch den hohen Schadwagenbestand kommen jedoch immer noch viele der einst insgesamt 58 Einheiten umfassenden Serie 7000 zum Einsatz, die Stanga 1947-52 nach Rom geliefert hatte (davon 8 ursprünglich an die Überlandbahngesellschaft STEFER) und die als zweiteilige, sechsachsige Gelenkwagen seinerzeit einen wegweisenden Entwicklungsschritt im europäischen Straßenbahnbau darstellten. Sie haben sich als überaus robust und zuverlässig herausgestellt; aktuell sind noch 40 von ihnen im Bestand.

Einige der Stanga-Straßenbahnen werden für die Linie „Archeotram“ als historische Straßenbahnlinie, im Rahmen der Bemühungen der Stadt Rom um die Bewahrung ihrer technik-historischen Kulturwerte, grundüberholt und auch künftig weiter betriebsbereit gehalten werden.

Stanga-Gelenkwagen im täglichen Einsatz | © Budach

Die neuen Straßenbahnen der bewährten CAF-Baureihe URBOS werden effizienter, geräumiger und leiser sein und können auf einigen Abschnitten ohne fahrleitungslos fahren. Die fünfteiligen Zweirichtungs-Niederflur-Straßenbahnwagen sind 33,5 m lang und bieten Platz für bis zu 215 Fahrgäste.

Der Gesamtauftragswert beläuft sich auf rund 457 Millionen Euro. Geht alles gut, beginnt die Auslieferung voraussichtlich in zwei Jahren.

03.10.2023
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