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Sankt Goar – mit dem „Bergbus“ zur Burg Rheinfels

© Christian Marquordt

Am Mittelrhein – in seinem schönsten Abschnitt zwischen Koblenz und Bingen – liegt im „Tal der Loreley“ die Stadt Sankt Goar. Bis 1969 war sie sogar Kreisstadt des gleichnamigen Kreises Sankt Goar. Der wurde damals aufgelöst und ist heute Teil des Rhein-Hunsrück Kreises (Simmern). 

An der südlichen Stadtgrenze liegt – wenn auch auf dem anderen Rheinufer – einer von Deutschlands berühmtesten Bergen, die Loreley. Und oberhalb der Stadt steht die Burg Rheinfels. Sie ist nur als Ruine erhalten, und das ist sie schon lange. Dennoch sind die Preußen (Landesherren von 1815 bis 1945) am heutigen Zustand der Rheinfels nicht ganz unschuldig: Ende des 19. Jahrhunderts bauten sie in Koblenz die Burg Stolzenfels, und für die brauchten sie Steine. Was lag „näher“, als die Burgruine Rheinfels als „Steinbruch“ zu missbrauchen?

Diese beiden Hauptattraktionen, die Loreley und Burg Rheinfels, verbindet via Stadtzentrum die Buslinie 699. Sie als „Stadtbus“ zu bezeichnen wäre etwas zu euphemistisch, denn dass sie nur in der „Saison“ vom 01. April bis zum 01. November (im Rheinland ein Feiertag) verkehrt, zeigt, dass sie in erster Linie ein Angebot an die Touristen ist. Das zeigt sich auch darin, dass der eingesetzte Bus zeitweise ein nicht zu übersehendes Schild trug, wonach auf dieser Linie das 9-Euro-Ticket nicht galt. „Wir fahren zu einem behördlich genehmigten Sondertarif.“

Die Linie wird bedient von Firma „KVG Zickenheiner“ aus Koblenz. Sie setzte hier ursprünglich einen Solaris Urbino 10 ein und heute einen in Deutschland einmaligen Bus, einen „Bergbus“ aus dem schweizerischen Haus Hess, genauer einen „Scania/Hess K 280 UB“. Das gute Auto ist nicht mehr ganz jung, es stammt gebraucht von der TPL (Trasporti Pubblici Luganesi) in Lugano im Kanton Ticino und war dort Wagen 203 (Serie 201 bis 203).

Der früher eingesetzte Solaris Urbino Midibus | © Burg Rheinfels Shuttle

Die Straße von der Stadtmitte hinauf zur Burg Rheinfels ist ebenso schmal wie steil, ein größerer Bus als dieser Scania/Hess hätte da keine Chance. An mehreren Stellen könnten sich nicht einmal zwei Pkw begegnen, in Spiegeln kann man sehen, ob jemand entgegenkommt. Der „Bergbus“ ist hier genau der Richtige. Und wie gesagt, die Straße ist steil. Der Motor hat zu tun. Wenn man oben an Burg Rheinfels auf Linie 699 wartet, kündigt der Bus sich hörbar an.

Der Scania/Hess Midibus ex Lugano wird heute eingesetzt | © Christian Marquordt
09.09.2022
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