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Sieben Elektro-Minibusse von K-Bus für den Stadtverkehr Euskirchen

Der neue K-Bus E-Solar City XL Wagen 301 der RVK an der Endhaltestelle Münsterbergstraße in Kreuzweingarten | © RVK

Im Südwesten Nordrhein-Westfalens liegt im Dreieck der Großstädte Köln, Bonn und Aachen die Kreisstadt Euskirchen. Per 31. Dezember 2022 hatte sie 59.772 Einwohner, sie darf sich also mit Fug und Recht als „Mittelstadt“ bezeichnen. Ihre heutige räumliche Größe erreichte sie 1969, als zahlreiche Nachbarorte aus dem Kreis Euskirchen in die Stadt eingemeindet wurden.

In der „Kernstadt“ betrieb eine Euskirchener Privatfirma eine Stadtbuslinie. Die eingemeindeten neuen Stadtteile blieben zunächst auf die Anbindung durch von Euskirchen ausgehende Überlandlinien beschränkt.

Das änderte sich am 03. Juni 1996. Die im November 1995 gegründete Stadtverkehr Euskirchen GmbH (SVE) eröffnete in der Kernstadt ihre beiden Linien 871 (Marienhospital – Bahnhof – Memelstraße) und 872 (Pappelallee – Bahnhof – Erftstadion – Nordstadt). Beide Linien verkehrten im 30-Minuten-Takt. Immer, wenn sich im Bahnhof die Züge aus den Richtungen Bonn, Köln, Münstereifel und Trier trafen (im wesentlichen jeweils zur vollen und halben Stunde), kamen auch die Busse zum Bahnhof. So konnte nicht nur zwischen Bus und Bahn umgestiegen werden, auch jeder Bus des Stadtverkehrs hatte Anschluss an jeden seiner Brüder.

Euskirchens Stadtverkehr gehörte immer zum Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS). Um die Kosten des Stadtbusses zu finanzieren, brachte die Stadt ihre Parkraumwirtschaft in die Stadtverkehrsgesellschaft ein. Der Gedankie war, mit den Einnahmen aus den Parkhäusern und der Parkraumbewirtschaftung die Kosten des Stadtbusses auszugleichen.

Die SVE hat nie eigene Busse gehabt, ihr kommt die Funktion der Aufgabenträgerin zu, die die Leistungen im städtischen Liniennetz bestellt. Nachdem Firma Laschke aus Euskirchen den Stadtbusverkehr bis zum 02. Juni 1996 betrieben hatte und die Konzession dafür noch einige Zeit gültig war, vergab man die Bedienung der beiden Linien zunächst an Firma Laschke, die damit auf ihre Konzessiionsrechte freiwillig verzichtete. Laschke beschaffte für die beiden Linien sechs Niederflur-Midibusse vom Typ Neoplan N 4011. Vier wurden für die beiden Linien gebraucht, der fünfte war Reservewagen, und der sechste konnte einspringen, wenn und wo das mal notwendig war.

Schon im Herbst 1997 wuchs Euskirchens Stadtliniennetz erheblich, denn viele der 1969 eingemeindeten Orte wurden jetzt an den Stadtbus angeschlossen. Es kamen die Linien:

873:  Bahnhof – Roitzheim – Stotzheim – Kirchheim – Steinbachtalsprerre

874:  Bahnhof – Kuchenheim – Palmersheim – Flamersheim – Kirchheim

und 875: Bahnhof – Kleinbüllesheim – Großbüllesheim – Wüschheim – Dom-Esch dazu.

Um die Bedienung dieser Linien bewarb sich der große regionale Verkehrsbetrieb der Region, die RVK (Regionalverkehr Köln). Als Ergebnis der Ausschreibung erhielt sie auch den Zuschlag. Auch sie stellte für Euskirchens Stadtlinien Neoplan N 4011 in Dienst, auch sie in gelb und dunkelblau, den Farben von Euskirchens Stadtverkehrsbetrieb. Die Wagen der RVK unterschieden sich von den Wagen von Firma Lascke nicht (abgesehen von den amtlichen Kennzeichen auf „EU-L …“ (Firma Laschke) und „K-ZY …“ (RVK).

Unterdessen hatte der Stadtrat beschlossen, dass die Busse aufgrund ihres Erfolgs alle 15 statt nur alle 30 Minuten fahren sollten.

Firma Laschke zog sich aus dem Stadtbusverkehr zurück, seither fährt die RVK den gesamten Euskirchener Stadtverkehr alleine. Laschke ist im Großraum Bonn / Euskirchen im Auftrag der RVK auf RVK-Linien unterwegs.      

2008 standen die „kleinen“ Neoplan-Midibusse zur Ausmusterung an. Ersetzt wurden sie nur zum Teil auch wieder durch Midibusse (Mercedes-Benz Citaro K), zum größeren Teil aber durch ausgewachsene 12-Meter-Wagen (Mercedes-Benz Citaro). Und 2021, beim Wechsel zur nächsten Fahrzeuggeneration, kamen nur noch „ausgewachsene“ 12-Meter-Citaro. Sie allerdings fahren nicht mehr mit Diesel, sondern mit Bio-Methan. Das ist zwar nicht schadstoff-frei, aber wesentlich schadstoff-ärmer.

Förderbescheid: RVK-Geschäftsführer Dr. Marcel Frank, Geschäftsführer Anno Schichler-Koep vom Stadtbus Euskirchen, Euskirchens Bürgermeister Sascha Reichelt und Dr. Norbert Rei9nkober, Geschäftsführer von „go.Rheinland“, mit dem Scheck über die Fördersumme | © RVK

Sieben Elektro-Minibusse

Jetzt allerdings machen Euskirchens Stadtbusse einen gewaltigen Sprung nach vorne. Am 15. Februar wurden auf dem Betriebshof der RVK in der Stadt sieben elektrisch betriebene Minibusse des österreichisch/slowenischen Herstellers K-Bus (Kutsenits) vom Typ „E-Solar City XL“ vorgestellt. Sie tragen die RVK-Wagennummnern 301 bis 307 und sind zugelassen auf die Kennzeichen „K-ZY 301“ bis „K-ZY 307“. Gedacht sind sie zum einen für Linie 877 (Bahnhof – Südstadt – Kreuzweingarten). Im Stadtteil Kreuzweingarten liegt die Endhaltestelle in der Münsterbergstraße. Dahin kann man mit einem ausgewachsenen Bus kommen, aber aufgrund des Straßenausbaus ist ein kleiner Bus angebrachter, und für das Fahrgastaufkommen genügt er auch. Linie 877 verkehrt im Stundentakt, es reicht ein Wagen, der die Runde Bahnhof – Kreuzweingarten – Bahnhof in dieser Stunde schafft. (Trotzdem ist Kreuzweingarten – abgesehen vom Bereich Münsterberg – nicht auf den Stundentakt beschränkt, denn der Stadtteil wird auch von Linie 801 (Euskirchen – Münstereifel) bedient, die um 30 Minuten versetzt unterwegs ist.)

Einer der neuen Wagen wird also für Linie 877 benötigt, ein zweiter ist Reservewagen. Und die fünf anderen? Sie sollen als Verstärkungswagen laufen, speziell im Schülerverkehr, und in den Schwachlastzeiten große Busse auf den übrigen Linien ersetzen.

Lackiert sind auch Euskirchens neue Kleine im gelb/dunkelblau des Euskirchener Stadtbusses. Wobei man eine gute Idee gehabt hat: auf dem Heck zeigen sie unter der Fensterscheibe die Silhouette der Stadt Euskirchen.

Alle sieben auf dem Betrebshof der RVK in Euskirchen | © RVK
Alle sieben neuen Kleinbusse K-Bus E-Solar City XL mit einer Ladesäule | © RVK

Und noch etwas: die kleinen Elektrobusse haben den Namen „E-Bussi“ bekommen. Der steht auch im Heck auf den Seiten der Busse. Wobei sich der „i-Punkt“ in der Form eines Kussmunds zeigt.  

Interessant ist, dass die RVK, die bei alterativen Antrieben ganz wesentlich auf Wasserstoff setzt (in Kürze wird Wasserstoff-Bus Nummer 100 in Betrieb gehen, ein Wagen des nordirischen Herstellers Wrightbus), mit den kleinen Stromern für Euskirchen jetzt ihre Batteriebusse drei bis neun in Dienst gestellt hat. Im September sind zwei „Solaris Urbino 12 electric“ vorangegangen – RVK-Wagen 100 und 300.     

Zur Technik der kleinen Stromer

Sehen wir uns die neuen „E-Solar City XL“ etwas genauer an. Die Wagen sind 7.595 mm lang, 2.410 mm breit und 3.100 mm hoch. RVK und Stadtverkehr Euskirchen GmbH weisen darauf hin, dass die Wagen damit dank geringer Ausmaße besonders geeignet für das Befahren schmaler und steiler Straßen sind. Zudem sind sie dank Elektroantrieb sehr leise und vor allem abgasfrei.

15 Sitzplätzen stehen 10 Stehplätze gegenüber, ein Rollstiuhl kann mitgenommen werden, der über eine Rampe ins Fahrzeuginnere gelangt, die von Hand ausgeklappt wird. Dabei darf es sich auch um einen Elektrorollstuhl handeln – die brauchen ja mehr Platz und sind schwerer.

Leer wiegt ein „E-Bussi“ 4.215 kg, das zulässige Gesamtgewicht beläuft sich auf 6.000 kg.

Mit ihren Elektromotoren von Mercedes-Benz sind die Wagen gut für eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Ihre Reichweite wird mit 200 Kilometern angegeben.

Hinter der Vorderachse haben die Wagen eine doppeltbreite Außenschwingtür, eine geringe Einstiegshöhe bietet bequemen Zugang zu den Niederflurbussen. Für die Information der Fahrgäste sorgen Doppelmonitore. Die Wagen verfügen über WLAN, in jeder Sitzreihe gibt es Doppel-USB-Stecker.

Für die Sicherheit sorgen ein Toter-Winkel-Assistent, der Personen und Hindernisse in jenem Bereich erkennt, den der Fahrer nicht einsehen kiann. Zudem haben die neuen „Kleinen“ eine Brandmeldeanlage. „Auto Hold“ verhindert, dass die Wagen unbeabsichtigt wegrollen könnten, und Anti-Blocker-System (ABS) und Anti-Schlupf-Regelung (ASR) gehören heute ohnehin zur (fast) selbstverständlichen Ausstattung eines Omnibusses.

Zur Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof Euskirchen

Am 17. Oktober vergangenen Jahres begann die RVK, mit Firma GP Joule Connect GmbH die Ladestation auf ihrem Betriebshof Euskirchen aufzubauen. Es entstanden fünf Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten, so dass also zehn Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden können. Die Nachladezeit beträgt 1,5 bis 2 Stunden. Die Fahrzeuge werden über CCS-Combo-Stecker an die Ladepunkte angeschlossen.

Die Anlage ist natürlich geeignet für Kleinbusse, es können aber auch „ausgewachsene“ Busse hier nachladen, und auch Pkw, die die RVK als Dienstfahrzeuge im Bestand hat, können hier Strom nachtanken.

Zu den Kosten

Für den Einsatz der Elektro-Kleinbusse in Euskirchen sind insgesamt 2,6 Millionen Euro investiert worden. Land Nordrhein-Westfalen und der ÖPNV-Aufgabenträger „go.Rheinland“ haben die Mehrkosten für die Anschaffung der Elektro-Kleinbusse mit 60 % und die Kosten für den Bau der Nachladeanlage mit 90 % bezuschusst.    

Innenraum | © RVK
Heckansicht des neuen K-Bus E-Solar City XL mit der Stadtsilhouette von Euskirchen | © RVK
05.03.2024
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