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Umstellung bei laufendem Betrieb: Die Pariser Metrolinie 4 fährt jetzt vollautomatisch 

© UTM/b

Für die zweitwichtigste Metrolinie des Pariser Netzes beginnt eine neue Ära: Die über hundert Jahre alte Linie 4 ist die zweite Pariser Metrolinie, die ohne größere betriebliche Unterbrechungen auf vollautomatischen Betrieb umgestellt werden konnte. Dieses große Modernisierungsprojekt konnte am 19. Januar 2024 und damit sechs Monate vor der Beginn der Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris angeschlossen werden. Die Linie wird nun ausschließlich mit fahrerlosen Zügen betrieben.

Die Linie 4 ist eine Nord-Süd-Achse des Pariser Verkehrsnetzes und befördert täglich 700 000 Pendler zu einigen der wichtigsten und verkehrsreichsten Bezirke der Stadt sowie zu diversen touristischen Zielen, was die Hauptgründe für ihre Automatisierung waren. Sie ist die am zweitstärksten befahrene U-Bahn-Linie der französischen Hauptstadt, wurde 1908 eröffnet und verfügt heute über 29 Stationen auf einer Länge von 14 Kilometern zwischen Porte de Clignancourt und Bagneux Lucie Aubrac.

Neben der Linie 1 ist die Linie 4 die zweite des Metronetzes, die automatisiert wird, während die Strecke voll in Betrieb blieb – unter laufendem Betrieb also. Der endgültigen Fertigstellung ging ein Mischbetrieb voraus, bei dem neben den automatischen auch fahrergesteuerte Züge eingesetzt wurden. Siemens Mobility war Ende 2015 von der RATP mit der Automatisierung der Linie beauftragt worden, drei Jahre nach dem erfolgreichen Projekt zur Automatisierung der Linie 1 Ende 2012.

Es ist vollbracht: Die Umstellung der Linie 4 | © RATP Dev
Linie 4 vor Beginn der Umstellung im Jahre 2016 | © UTM/b

Seit 2016 wurden die umfangreichen Arbeiten für die Automatisierung der Metrolinie 4 unter Gewährleistung der Betriebskontinuität und ohne größere Unterbrechungen des Planbetriebs durchgeführt, genau so wie dies auch bei der Automatisierung der Linie 1 der Fall war.

Siemens Mobility lieferte die Automatisierungs- und Funksysteme zur Ausrüstung der Gleise, der technischen Anlagen und der automatischen Züge, die auf der Linie 4 verkehren. Die Implementierung umfasst die Betriebsleitzentrale (Operation Command Center, OCC), die das Signalsystem und die Bahnstromversorgung steuert und die Schnittstellen zu den fahrzeugseitigen und streckenseitigen Systemen (Automatik und Funk) bildet.

Das von Siemens Mobility für die RATP entwickelte, kommunikationsbasierte Zugbeeinflussungssystem (CBTC) hat zu einer erheblichen Leistungsverbesserung auf der Linie 4 geführt, die den Fahrgästen zugute kommt:

  • – Erhöhung der Kapazität
  • – Variieren der Anzahl der Züge je nach Fahrgastaufkommen
  • – Verkürzung der Intervalle zwischen den Zügen von 105 auf 85 Sekunden
  • – Senkung des Stromverbrauchs um 17 %
  • – Verbesserte Sicherheit und Regelmäßigkeit
  • – Größere Verfügbarkeit von Personal vor Ort zur Unterstützung der Fahrgäste

Mit der Eröffnung von zwei neuen Bahnhöfen im Januar 2022 wurde die Linie 4 in den letzten sechs Jahren einem beispiellosen Modernisierungsprogramm unterzogen. „Unter rollendem Rad“ wurden die Sicherheit der Fahrgäste und der Zugverkehr insgesamt aufrechterhalten, während gleichzeitig die Bahnsteige erhöht, verstärkt und mit Plattformtüren ausgerüstet wurden, um für das automatisiert fahrende Rollmaterial gerüstet zu sein. Auf der Linie 4 werden drei verschiedene Zugtypen eingesetzt.

Die Kosten für die Automatisierung der Linie 4 beliefen sich auf rund 480 Mio. €, die vollständig von Ile-de-France Mobilités, den öffentlichen Verkehrsbetrieben im Großraum Paris, finanziert wurden.

Die nächste Linie, die für die Automatisierung und den fahrerlosen Betrieb vorgesehen ist, ist die 13 – mit einem voraussichtlichen Fertigstellungstermin 2030.

Ein Linienplan des Pariser Metronetzes findet sich unter:
https://www.urbanrail.net/eu/fr/paris/paris-map-giant.png

© Siemens Mobility
26.01.2024
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