Am 29. Juni 2023 ist es fünfzig Jahre her, seit mit Triebwagen 7351 der erste Düwag-Stadtbahnwagen vom Typ „B 100 S“ bei den Stadtwerken in Bonn eingetroffen ist. Er war einer der drei Prototypen, die die Düwag vom „B-Wagen“ gebaut hat, die beiden anderen waren die Triebwagen 2001 und 2002 der Kölner KVB.
Erste Einsätze auf Linie S
Der Bonner Tw 7351 ging nach ausgiebigen Testfahrten und Fahrerschulungen auf der damaligen Linie S zwischen dem Bonner Stadtzentrum und Siegburg in Betrieb (heute ein Teil von Linie 66). Da die S damals mit Achtachsern in Doppeltraktion bedient wurde, der B-Wagen aber mit keinem anderen Fahrzeug des Bonner Straßenbahnparks gekuppelt werden konnte, kam er zunächst nur solo als Verstärker während der Hauptverkehrszeiten zum Einsatz.
Der Prototyp in Doppeltraktion
Das änderte sich, als ein Jahr später, 1974, die ersten siebzehn Serienfahrzeuge des B-Wagens in Bonn eintrafen (Tw 7451 bis 7467). Jetzt gab es Wagen seinesgleichen, mit denen man ihn zusammenhängen konnte. Indes, es gab ein kleines Problem: Im Zugverband zeigte sich, dass er seine jüngeren Brüder so recht nicht gemeinsam fahren mochte.
Es folgte eine nicht ganz preiswerte, umfangreiche Anpassung des Prototypen an die Serie. Von da an konnte Tw 7351 mit seinen Brüdern in Doppeltraktion laufen. Wovon dann auch Gebrauch gemacht wurde. Der Prototyp und die 17 Serienwagen ergaben gekuppelt 9 Züge in Doppeltraktion für die am 22. März 1975 eröffnete neue Bonner U-Bahn (damals zwischen Hauptbahnhof und Rheinallee). Die Türantriebe des Prototypen wurden nicht geändert, obwohl sie anders waren als bei den Serienfahrzeugen, aber das vertrug sich sichtlich mit der Serie.
Nicht nur Bonns SWB, auch die Verkehrsbetriebe der Nachbarstadt, die Kölner KVB, hatten mit ihren beiden Prototypen dieselben Probleme. Unterdessen hatten Bonns SWB ihren Prototypen „ans Laufen“ gebracht, und so kam den Kölner KVB der clevere Einfall in Bonn nachzufragen. „Ihr wisst doch jetzt, wie man so einen Prototypen herrichten muss. Wir verkaufen Euch unsere beiden Prototypen für kleines Geld, und Ihr macht sie Euch dann mit Eurem Know-how zurecht.“ Aber die SWB meinten, der Aufwand für den einen Prototypen reiche ihnen völlig, und so wurde nichts aus der Kölner Idee.
Köln-Bonner Stadtbahnlinie 16
Am 12. August 1978 ging die Köln-Bonner Stadtbahnlinie 16 zwischen Bonn Rheinallee und Köln Wiener Platz als damals „längste U-Bahn-Linie Deutschlands“ in Betrieb. Damit kamen die Bonner B-Wagen jetzt auch nach Köln, und mit ihnen auch Tw 7351, und die Kölner B-Wagen auch nach Bonn – mit Ausnahme der beiden Prototypen 2001 und 2002, die in Köln nie an die Serie angepasst worden sind. Im Anfang galt der Grundsatz, dass die B-Wagen beider Städte völlig freizügig miteinander gekuppelt werden können sollten. Und so bestand der Eröffnungszug von Linie 16 am 12. August 1978 denn auch aus einer Doppeltraktion aus dem Bonner Tw 7751 und dem Kölner Tw 2004.
Köln beschaffte später in großen Stückzahlen Stadtbahnwagen, die man nicht mehr mit den Bonner Wagen zusammenhängen konnte. Das änderte sich erst wieder 2003, als Köln und Bonn gemeinsam 74 Triebwagen des baugleichen Typs Bombardier Flexity Swift beschafften (SWB Tw 0361 bis 0374) – sie könnten wieder miteinander gekuppelt werden.
Verkauf nach Dortmund
Als Bonn eine größere Anzahl älterer B-Wagen an die Dortmunder Stadtwerke verkaufte, zog auch Tw 7351 ins östliche Ruhrgebiet um. Aber anders als seine Bonner Brüder ist er nie in Dortmund auf Linie gegangen. Die Brüder wurden umgebaut, um sie an die Dortmunder Notwendigkeiten anzupassen, Tw 7351 kam die undankbare Aufgabe des Ersatzteilspenders zu.
Und als Dortmund anfing, die ehemaligen Bonner B-Wagen auszumustern, fragte der Verfasser mal den damaligen SWB-Chef, wie es denn mit einem Rückkauf der Wagen aus Dortmund aussehe. „Um Gottes willen: die müssten wir hier in Bonn ja dann wieder rückumbauen.“
30.06.2023