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Innerstädtische Seilbahnen können Sinn machen

Die 3,25 km lange Seilbahnlinie in Ankara besitzt 106 Kabinen I © Valter Elevator

In einem kürzlich veröffentlichten Statusbericht gibt der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) einen Überblick über die Anwendungsbereiche, Vor- und Nachteile städtischer Seilschwebebahnen, erarbeitet vom VDI-Fachbeirat Bahntechnik der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik unter dem Vorsitz von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Nils Niessen und 14 weiteren Fachleuten aus Universitäten, Betreibern und Beratungsunternehmen.

Die Seilbahn in Kienberg Marzahn und Umgebung in Berlin I © A. Savin, Wikimedia Commons

Damit erhalten Stadtpolitiker, Planer und Verkehrsunternehmen eine Entscheidungshilfe wenn sie sich Gedanken über die Einführung neuer öffentlicher Verkehrsanlagen machen. Die Technik, die in touristischen Anwendungen oft unter extremen klimatischen Bedingungen im Einsatz ist, ist ausgereift. Der Bericht zeigt auf, in welchen Anwendungsfällen städtische Seilschwebebahnen zur Deckung von Aufgaben des ÖPNV sinnvoll sind. Auf 28 Seiten werden in konzentrierter Form auch der heutige Stand der Technik, die mögliche Transportleistung, Fragen der Umwelt, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit, des Komforts und der Barrierefreiheit, wie auch solche der städtebaulichen Integration behandelt. Der Bericht zeigt fünf Anwendungsbeispiele aus verschiedenen Kontinenten auf und schliesst mit Gedanken zum Einbezug der betroffenen Bevölkerung in den Entscheidungsprozess sowie einer Reihe von Empfehlungen an die Entscheidungsträger. Im Anhang finden sich ein Überblick über staatliche und technische Regelwerke und eine Bibliographie.

Der Bericht hat weltweit 64 urbane Seilschwebebahnen ermittelt, die zwischen 1996 und 2018 in Betrieb gegangen sind. Die Tendenz ist steigend. Er zeigt den Unterschied zwischen Pendel- und Umlaufbahnen auf, erstere können bis 1200 Personen pro Stunde und Richtung (PPHD) befördern, letztere bis zu 4000 PPHD. Die gegenüber anderen Systemen recht niedrigen Bau- und Betriebskosten, die kurzen Bauzeiten und die niedrige Umweltbelastung schlagen positiv zu Buche, ebenso wie die leichte Überwindung von Höhenunterschieden und städtebaulichen Hindernissen, während andererseits Einschränkungen bei der Beförderung von Rollstühlen, Kinderwagen und Fahrrädern in Kauf zu nehmen sind.

La Paz in Bolivien betreibt mittlerweile 10 Seilbahnlinien – Linea Morada I © Doppelmayr

Quelle:

Urbane Seilschwebebahnen, VDI-Statusreport, Juni 2020, ISBN 978-3-931384-94-4
https://www.vdi.de/ueber-uns/presse/publikationen/details/urbane-seilschwebebahnen

Andere VDI-Berichte:

  • Statusreport Automatisiertes Fahren
  • VDI-Initiative Stadt: Denken
  • Statusreport Luftqualität und Fahrzeugantriebe
  • Statusreport Brandschutz und Barrierefreiheit
12.08.2020