Anfang 2014 startete die damalige Braunschweiger Verkehrs AG (BSVAG) – heute Braunschweiger Verkehrs GmbH (BSVG) – mit dem Einsatz von Elektrobussen. In Dienst gestellt wurde ein 12 Meter langer Solowagen von Solaris des Typs Urbino 12 electric. Ihm folgten im September desselben Jahres vier 18 Meter lange Solaris Urbino 18 electric.
Braunschweig lädt zunächst ungewöhnlich
Die Besonderheit der Braunschweiger Elektrobusse war, wie sie nachgeladen wurden. Braunschweig setzte nicht darauf, dass die Wagen nur über Nacht auf dem Betriebshof aufgeladen werden sollten. Nein, Nachladung auf der Linie hielt man schon für notwendig. Aber man entschied sich für ein ungewöhnliches Nachlade-System, das es in Deutschland bis heute nur in drei Betrieben gegeben hat: in Berlin (fünf Solaris Urbino 12 electric), Mannheim (zwei schweizerische Hess) und eben in Braunschweig. Diese drei Betriebe luden (Braunschweig tut es bis heute) ihre Elektrobusse nach dem System „Bombardier Primove“: der Bus fährt über eine in der Fahrbahn eingelassene Ladeplatte und wird induktiv von unten her geladen.
Berlin und Mannheim verabschiedeten sich relativ schnell von dieser Art der Nachladung, Braunschweig blieb bis heute dabei. Der Projektleiter bei der BSVG hat dem Verfasser mehrfach bestätigt, dass das auch durchaus funktioniere.
Und doch wurde es still um Braunschweigs Elektrobusse. Das darf man durchaus für ein gutes Zeichen halten: es gab nichts Negatives zu berichten …
Neustart mit Over-Night-Chargern (Depotladern)
Anfang diesen Jahres erwachten die Aktivitäten um Braunschweigs Elektrobusse zu neuem Leben. Es kam als Vorführwagen ein Elektrogelenkbus vom Typ „Lion’s City 18 E“ des Herstellers MAN („M-AN 955 E“), der seine Runden vor allem auf den beiden gegenläufigen Ringlinien 419 und 429 drehte, die seit je die Stammlinien für Braunschweigs Elektrobusse sind. Und für Braunschweig brachte er geradezu Revolutionäres mit: anders als die fünf bisher eingesetzten Solaris verzichtet er auf das Nachladen auf der Linie. Er ist ein reiner „Depotlader“, der nur während der nächtlichen Betriebsruhe auf dem Betriebshof mit frischem Strom „betankt“ wird.
Seit dem 04. März steht jetzt bei Braunschweigs BSVG ein zweiter „Depotlader“ im Test. Er ist ein Solaris Urbino 12 electric, und auch ihn interessiert Nachladen auf der Linie nicht. Er kommt auf den Linien 422 und 426 zum Einsatz, für jeden Wochentag hat die BSVG definiert, auf welcher der beiden Linien der Wagen laufen soll. So ist samstags, sonntags, montags und mittwochs die 422 an der Reihe, während der Elektro-Solaris dienstags sowie donnerstags und freitags auf Linie 426 unterwegs ist.
BSVG-Chef Jörg Reinke: „Für unser Unternehmen ist dies eine weitere gute Gelegenheit, die Alltagstauglichkeit der Elektrobusse im Braunschweiger Netz zu überprüfen und Erfahrungen zu sammeln.“ Schließlich habe die BSVG sich auf Fördermittel für Elektrobusse beworben und plane, einen Beschluss des Stadtrats umzusetzen, nach dem der Busverkehr in der Stadt auf Elektrobusse umgestellt werden soll.
Der Test-Solaris soll täglich zischen 12 und 16 Stunden eingesetzt werden und dabei rund 230 Kilometer zurücklegen. Seine Batterie-Kapazität beträgt beachtliche 528 kWh. Während der Testphase wolle die BSVG den Wagen bewusst an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit bringen, um so zu erkennen, was der Wagen könne. Für die Beurteilung „spielen nicht nur die technischen Erkenntnisse eine Rolle, sondern auch die Erfahrungen unserer Fahrerinnen und Fahrer. Daraus,“ so Reinke, „können wir viel für die Zukunft lernen.“
Und noch in diesem Monat März soll ein weiterer Elektro-Testbus nach Braunschweig kommen: dieses Mal ein Mercedes-Benz eCitaro.
Nach einer langen Phase …
Nach einer langen Phase, in der es mit dem Elektrobus in Braunschweig nicht so recht weiter ging, kommt endlich wieder Bewegung „in die Sache“ …
