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CAF übernimmt das elsässische Werk Reichshoffen und Regionalzugs-Produktlinien von Alstom

Die Schienenfahrzeugproduktion in Reichshoffen (Frankreich) mit der dazugehörigen Coradia Polyvalent Plattform (links) sowie die Produktplattform Talent 3 (ehemals Bombardier) gehen an CAF I Fotos: Reinhard Christeller / Alstom/ Bombardier Transportation

Mit der Bewilligung der Übernahme des Konkurrenten Bombardier durch Alstom hatte die europäische Kommission dem nunmehr weltweit zweitgrössten Herstellers von Eisenbahnen zur Verhinderung einer Monopolstellung die Verpflichtung auferlegt, sich vom elsässischen Werk Reichshoffen und den Regionalzugs-Plattformen Coradia Polyvalent und Talent 3 zu trennen. Wie wir früher berichteten, hatte Alstom zunächst Verhandlungen mit dem kleinen tschechischen Hersteller Škoda geführt, diese scheinen aber nicht zum Erfolg geführt zu haben. Dies mag damit zu tun haben, dass im März 2021 der Besitzer von Škoda, Petr Kellner, bei einem Hubschrauberabsturz in Alaska ums Leben kam. Die Ungewissheit an der Spitze des tschechischen Konzerns zog die Verhandlungen in die Länge, sodass die Europäische Kommission gezwungen war, die Frist für die Veräußerung des Standorts zu verlängern. Ende vergangenen Jahres wurde nun der Zuschlag an die spanische CAF-Gruppe erteilt, und eine endgültige Übernahme wird bis spätestens September erwartet.

Das Werk in Reichshoffen wird künftig zur CAF-Gruppe gehören und weiterhin Regionalzüge herstellen I © Alstom/ J.-C. Matz

Damit übernimmt CAF (Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles S.A.) mit Sitz und Hauptwerk im baskischen Beasain das elsässische Werk in Reichshoffen mit ihren rund 760 Mitarbeitern und einem Auftragsbestand von rund vier Jahren und erweitert ihre Präsenz in Frankreich. Sie besitzt seit 2008 bereits ein kleines Werk mit 120 Mitarbeitern im französischen Bagnères de Bigorre und ist auf dem französischen Markt mit Lieferungen und Bestellungen für Straßenbahnen und Intercity-Züge präsent. Zur Abwicklung bestehender Aufträge soll dort die Belegschaft bis 2026 auf 400 Mitarbeiter aufgebaut werden. Die 1917 aus einem 1860 gegründeten Werk hervorgegangene CAF hat sich in den vergangenen Jahren zügig entwickelt und ist heute mit einem Umsatz von rund 3 Milliarden € der weltweit siebtgrösste Hersteller von Eisenbahnmaterial. Neben Fahrzeugen für Vollbahnen ist sie insbesondere im Bereich Nah- und Stadtverkehr präsent und kann mit der 2018 erfolgten Übernahme des polnischen Busherstellers Solaris den gesamten Markt im Bereich des städtischen Verkehrs abdecken. CAF ist mit Werken und Vertretungen in 40 Ländern präsent.

In Reichshoffen werden die von Alstom entwickelten Coradia Polyvalent-Regionaltriebzüge künftig von CAF hergestellt I © Alstom / A. Fevrier

Die nun neu ins Portfolio von CAF eingegliederte Produkteplattform Coradia Polyvalent wird seit 2011 unter einem Rahmenvertrag über 1000 drei- bis sechsteilige Züge für die französische SNCF gebaut. Unter Einschluss kleinerer Exportaufträge wurden bisher rund 400 Einheiten abgerufen und geliefert. Sie verkehren bei der SNCF unter der Bezeichnung Regiolis und werden am elsässischen Standort gebaut. Die Version mit Brennstoffzelle, die die Coradia Polyvalent-Plattform nutzen, werden hingegen als Konsortium von CAF und Alstom angeboten, wobei Alstom die Kontrolle über den Wasserstoffanteil behält. Weitere Fahrzeuge dieser Bauart sollen in Reichshoffen gebaut werden.

Die von der ehemaligen Bombardier im brandenburgischen Hennigsdorf entwickelten und für Österreich und Deutschland bestellten elektrischen Talent 3 Triebzüge werden von Alstom in Deutschland fertig gebaut. Mit dem Übergang der Rechte würde CAF weitere Aufträge voraussichtlich in Reichshoffen abwickeln und dazu sollen rund 25 Mitarbeiter aus Hennigsdorf übernommen werden.

Talent 3 Triebzug für Vorarlberg, Österreich I © Wikipedia / Falk2 
25.07.2022
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