Die Verkehrsprobleme in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesh, sind Legende und erreichen für Europäer oft kaum vorstellbare Ausmaße. Der ÖPNV im Großraum Dhaka mit rund 22 Millionen Einwohnern bestand bislang ausschließlich aus einer enormen Anzahl von veralteten, schlecht unterhaltenen Kleinbussen und Omnibussen, die in den chronisch verstopften Straßen nur schwer vorankamen. Der Aufbau eines Metrosystems galt schon lange als zwingend notwendig, scheiterte aber geraume Zeit immer wieder u.a. an Finanzierungsfragen. Vor rund 10 Jahren fiel der Beschluss zum Bau eines Netzes mit zunächst sechs Linien, das anschließend auf vorerst fünf reduziert wurde.
Nach rund fünf Jahren Bauzeit ging nun am heutigen 28. Dezember 2022 der erste Teilabschnitt in den Fahrgastbetrieb – Bangladesh ist damit in die Kategorie der „Metroländer“ dieser Welt aufgestiegen. Premierministerin Sheik Hasina fuhr in einem der ersten Züge mit.
Dhaka Mass Transit Company Limited (DMTCL) ist der Betreiber der ersten Linie, die als Teilstrecke der Linie 6 über 11,7 km Streckenlänge neun Haltestellen zwischen Uttara North und Arargaon den Planverkehr aufnahm. Sie verläuft vollständig aufgeständert als Hochbahn, alle Gleisanlage bis auf das Depotgelände sind in Hochlage errichtet. Auf 1.435 mm Spurweite fährt die Bahn im Linksverkehr unter 1.500 V Gleichstrom aus Oberleitung. 2024 soll die Strecke acht weitere Haltestellen bedienen und damit noch näher an das traditionelle Stadtzentrum heranrücken. 9,5 km wird dieser Abschnitt lang sein, die Endstelle Kamalapur liegt nicht weit von Dhakas Hauptbahnhof entfernt liegen, wo in Zukunft auch Umsteigemöglichkeiten zu den geplanten Metrolinien 1, 2 und 4 geschaffen werden sollen.
Anfangs werden etwa 17.000 Fahrgäste erwartet, auf der kompletten Linie 6 künftig bis zu 60.000 Fahrgäste. Sie werden von 24 Sechs-Wagen Metrozügen befördert, jeder Wagenteil ist dabei 19,8m lang, 2,95m breit und 4,1m hoch. Kawasaki Heavy Industries (KHI) und Mitsubishi Corporation liefern die Züge und sind langfristig für für die Unterhaltung zuständig. Die Züge halten an 180m langen Bahnsteigen, die damit auch für künftig Kapazitätserweiterungen gerüstet sind. Sie sind mit halbhohen Plattformtüren ausgestattet. Die aktuellen Sechs-Wagen Kompositionen bieten 306 Sitzplätze und bis zu 1.700 Stehplätze.
Die Japan International Cooperation Agency (JICA) zeichnet für 75% der Finanzierung verantwortlich, das sind etwa $ 2,13 Mrd., die restlichen $ 690 Millionen kommen von der Zentralregierung Bangladeshs.
Als nächster Abschnitt ist für 2026 ist die Linie 1 vorgesehen, die auch den internationalen Flughafen erschließen wird. In etwa zehn Jahren sollen die Linien 1, 2, 4, 5 und 6 in Betrieb sein – ein zweifellos ambitioniertes Ziel!
Ein Netzplan findet sich u.a. hier:
https://www.urbanrail.net/as/dhaka/dhaka.htm