Die Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB AG) schrieben im Jahr 2017 insgesamt 30 neue Niederflurstraßenbahnen aus. Die Entscheidung, welcher Hersteller das Rennen gemacht hat, wird voraussichtlich im ersten Quartal 2019 getroffen werden. Ausschreibungsgegenstand sind 30 Fahrzeuge in zwei Varianten eines einheitlichen Fahrzeugtyps, die im Zeitraum 2021 bis zum 31.12.2023 geliefert werden sollen. 21 der Fahrzeuge sollen dabei als Einrichtungsfahrzeuge und 9 als Zweirichtungsfahrzeuge geliefert werden. Größte Änderung zu den bereits in Dresden eingesetzten Straßenbahnen wird die Fahrzeugbreite sein. Die heute eingesetzten Fahrzeuge sind 2,30 Meter breit während die neuen Bahnen 35 Zentimeter breiter, also insgesamt 2,65 Meter messen werden. Dies verschafft im Innenraum mehr Platz und Komfort. Insbesondere ermöglicht dies eine 2+2 Bestuhlung. Das heißt, dass rechts und links des Ganges jeweils zwei Sitze angeordnet werden.
Ersatz und Erweiterung des Wagenparks
Der heutige Wagenpark der Straßenbahn Dresden besteht aus:
- 43 NGT D12DD, Hersteller Bombardier Transportation, Baujahre 2003 – 2005, 2009 – 2010
- 40 NGT D8DD, Hersteller Bombardier Transportation, Baujahre 2006 – 2009
- 23 NGT 8DD, Hersteller DWA Bautzen (heute BT), Baujahre 2001 – 2002
- 60 NGT 6DD (davon 13 Zweirichtungsfahrzeuge), Hersteller DWA Bautzen (heute BT), Baujahre 1995 – 1998
- 13 T4D-MT, Hersteller CKD Prag, 1974 – 1984/ 1994 – 1997 Modernisierung
- 6 TB4D, Hersteller CKD Prag, 1969 – 1979/ 1994 – 1997 Modernisierung
Ziel ist, die älteren Tatra Hochflurstraßenbahnen auszumustern und den Ersatz der ältesten, bereits über 23 Jahre alten Niederflurstraßenbahnen vorzubereiten. Gleichzeitig ist für einige Straßenbahnwagen der Type NGT 6DD eine Modernisierung und Nachrüstung geplant. Das „Retrofit“ soll den Fahrgastkomfort und die Information im Wagen verbessern, konstruktive Schwächen beheben und Obsoleszenz-Probleme beseitigen.
Vorbereitung des Streckennetzes für 2,65 Meter breite Fahrzeuge
Damit die breiteren Straßenbahnen aneinander vorbei passen, haben die DVB AG das Streckennetz seit Jahren mit einem Gleismittenabstand von drei Metern ausgebaut. Es soll aber vermieden werden, die Bahnsteige an allen Haltestellen für die neuen Straßenbahnen umzubauen. Das wäre viel zu aufwändig und würde außerdem das Nachrüsten der alten Straßenbahnen mit Trittstufen zum Überbrücken des breiteren Spaltes zwischen Fahrzeug und Bahnsteigkante erfordern. Wegen der hohen Linienverflechtung müssen alle Wagentypen alle Haltestellen bedienen können. Also müssen die breiteren Bahnen in die bestehenden Haltestellen passen. Der Wagenkasten darf erst oberhalb der Bahnsteigkante in einer bauchigen Form breiter werden.
Ausbau des Straßenbahnnetzes geht voran
Die Beschaffung neuer Fahrzeuge geht auch mit dem weiteren Ausbau des Dresdner Straßenbahnnetzes einher. Das Dresdner Straßenbahnnetz hat heute eine Länge von 134,3 km und wird von 12 Linien betrieben. Die Linienlänge beträgt 213,1 km. Nach wie vor werden wichtige Verkehrsachsen aber auch mit dem Bus betrieben. Das Programm „Stadtbahn Dresden 2020“ umfasst deshalb mehrere Straßenbahn-Neubauprojekte, die in den vergangenen Jahren über verschiedene Stadtratsbeschlüsse bereits auf den Weg gebracht wurden. Folgende drei Projekte wurden dabei priorisiert und befinden sich teilweise auch schon in der Umsetzung:
- Projekt 1: Neubaustrecke Löbtau – Strehlen
Zunächst soll die Buslinie 61 zwischen Löbtau und Strehlen entlastet werden. Die Buslinie 61 ist mit 32.000 Fahrgästen pro Tag eine der am meisten frequentierten Buslinien Dresdens. Die Bauarbeiten begannen zwar bereits im Jahr 2017, mussten aber aufgrund einer gerichtlichen Baustopp-Verfügung unterbrochen werden. Seit Juli 2018 ist die etwa 6 km lange Strecke wieder im Bau. Am Haltepunkt Strehlen soll ein neuer Verknüpfungspunkt zwischen Straßenbahn und S-Bahn entstehen. Deshalb wird die bestehende Straßenbahntrasse der Linien 9 und 13 nicht mehr über die Wasastraße und Franz- Liszt-Straße, sondern über die neue Trasse in der Oskarstraße und Tiergartenstraße geführt, um den Bahnhof Strehlen anzubinden.
- Projekt 2: Verlängerung „Bühlau – Weißig“:
Die Straßenbahnendschleife Bühlau – Ullersdorfer Platz ist heute problematisch. Ungenügender Platz für Umstiege zwischen Bahn und Bus, eine unübersichtlicher Verkehrsfluss werden von Anwohnern und Fahrgästen bemängelt. Aus diesen Gründen soll der Endpunkt Bühlau neugestaltet bzw. aufgehoben werden. Eine mögliche Lösung wäre die ca. 0,6 km lange Verlängerung der Straßenbahnlinie 11 bis an den östlichen Rand Bühlaus. Damit würde die Gleisschleife vom Ullersdorfer Platz an die Rossendorfer Straße wandern. Das Umsteigen zwischen Straßenbahn und Bus wäre dann wegen kurzer Wege ohne Straßenquerung weiterhin am Ullersdorfer Platz möglich. An dem neuen Straßenbahnendpunkt ließen sich mindestens 165 P+R-Stellplätze einrichten. Das Projekt befindet sich noch in der Planung. Für das Jahr 2019 ist eine Entscheidung bezüglich der Finanzierung vorgesehen.
- Projekt 3: „Linie 5“
Es handelt sich um die Umstellung der heutigen Buslinie 62 auf Straßenbahnbetrieb. Heute befördert diese zwischen Plauen im Süden und Johannstadt im Osten der Stadt ca. 23.700 Fahrgäste/ pro Tag – werktags verkehren die überlangen 21 Meter Busse im 7-Minuten Takt. Im Auftrag der Landeshauptstadt Dresden überprüfen die DVB derzeit die Möglichkeiten für einen Neubau einer Straßenbahnlinie 5 nach Dresden Johannstadt und die damit verbundene Umstellung von Bus auf Bahn. Sofern im Jahr 2019 ein Beschluss zum Bau der Linie getroffen werden kann, wird davon ausgegangen dass die Linie bis zum Jahr 2030 realisiert wird.