Die oberpfälzische Großstadt Regensburg mit rund 175.000 Einwohnern diskutiert schon seit langen Jahren über die Wiedereinführung der Straßenbahn in moderner Form. Sie hat mit der alten, 1964 eingestellten Meterspurbahn nur wenig gemeinsam: Eine zeitgemäße Niederflur-Stadtbahn auf überwiegend eigener Trasse soll nach dem Willen der Projektbefürworter entstehen. Und das sind nicht wenige. So entschied schließlich im Juni 2018 der Stadtrat, die Planungen für ein Stadtbahnsystem aufzunehmen. Seitdem wurden im Rahmen der Vorplanungen diverse unterschiedliche Fragenstellungen erörtert, insbesondere zu den sinnvollen und realistisch möglichen Streckenvarianten, den Auswirkungen auf das Verkehrssystem in der Stadt und nicht zuletzt auch die Frage der Kosten und der Finanzierung, einschließlich der verfügbaren Fördermittel.
Nun liegen die Ergebnisse dazu vor und wurden dem Stadtrat vorgestellt.
Dabei gab es gegenüber dem anfänglichen Planungskonzepten, nicht zuletzt als Ergebnis der umfangreichen Bürgerbeteiligung, einige Änderungen am Streckennetz und auch beim Bedienkonzept.
Neben Anpassung beim Streckenverlauf im Norden der Stadt u.a. durch Verzicht der Anbindung des Bahnhofs Wutzelhofen betrifft dies vor allem eine direkte Verbindung zwischen der Uniklinik und Burgweinting über das Jahnstadion und den Betriebshof, die sogenannte „Südspange“.
Beim Betriebskonzept wird vorgeschlagen, den 10-Minuten-Takt der künftigen Linie A im Abschnitt Isarstraße bis Universität tagsüber durch eine Verstärkerlinie zu ergänzen, die ebenfalls im 10-Minuten-Takt fahren soll, sodass hier ein 5-Minuten-Takt. Entsteht. Da die Linie B ebenfalls alle 10 Minuten verkehren sol, ergibt sich ein sehr attraktives Angebot auf den gemeinsam befahrenen Streckenabschnitten. Eingesetzt werden sollen dabei 45 Meter lange und 2,65 Meter breite Zweirichtungswagen auf Normalspur, von denen 24 für das vorgeschlagene Bedienkonzept nötig sind.
Das Ergebnis der Standardsisierten Bewertungsverfahren kommt bei der dargestellten, empfohlenen Variante auf einen Nutzen-Kosten-Faktor von 1,54. Selbst bei um 20% höher angesetzten Investitionskosten im Rahmen der Sensitivitätsbetrachtung liegt er noch immer beio 1,38 und damit deutlich über dem für eine Förderung nötigen Wert von 1,0. Damit sind die Voraussetzungen für eine substantielle Förderung des Gesamtprojekts durch Bund und Land gegeben, die den Eigenanteil der Stadt Regensburg in deutlichen Grenznen halten werden.
Der Regensburger Stadtrat entschied im März diesen Jahres, vor dem Beginn weiterer Planungs- und Bauvorbereitungsschritte zunächst ein Bürgerbegehren abzuhalten. Dies soll nun – ganz ähnlich der Stadt-Umland-Bahn im Raum Nürnberg-Erlangen – am 9. Juni 2024 und damit zugleich mit der Europawahl abgehalten werden. Nur bei einem positiven Ausgang der Befragung geht es weiter: Die Stadtbahn kann kommen, das weitere vorgehen wird anschließend konkretisiert.
Zuvor ist durch die Stadt und ihre Planungsbehörden und die sonstigen Projektbeteiligten noch umfangreiche Aufklärungsarbeit zu leisten. Auch in Regensburg ruhen nun alle Hoffnungen der Projektbeteiligten und sonstigen Projektbefürworter darauf, dass sich eine Mehrheit für den Bau des attraktiven neuen Nahverkehrssystem entscheidet, das auf Jahrzehnte hinaus die Qualität des ÖPNV in der Stadt deutlich verbessern kann.
08.05.2024