Glasgow ist Schottlands größte Stadt und die drittgrößte Stadt Großbritanniens. Zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs befinden sich mehrere Projekte in der Umsetzung: Die Einführung der Umweltzone im Jahr 2018 und die Modernisierung der U-Bahn in Glasgow sind nur zwei Beispiele.
Glasgow hat heute rund 585.000 Einwohner und leidet unter einer großen Verkehrslast. In den 1960er und 1970er Jahren wurden große Stadtautobahnen gebaut, die das Problem aber eher verschlimmerten. Wie die meisten Städten Großbritanniens verfügte Glasgow über ein umfangreiches Straßenbahnsystem, welches bis 1962 stillgelegt wurde. Seitdem besteht der ÖPNV-Mix ausschließlich aus Bussen, der einzigen U-Bahnlinie und dem Vorortbahnnetz. Heute liegt der Modal Split in Glasgow bei 46 Prozent für den MIV und 25 Prozent für öffentliche Verkehrsmittel. Es gibt 18% Fußgänger und sogar 9% der Menschen fahren mit dem Zug bzw. den Vorortbahnen. Aufgabenträger und Betreiber ist die Strathclyde Partnership for Transport (SPT). Sie besteht aus den zwölf Bezirken des Großraums Glasgow, einschließlich des Glasgow City Councils, und wird von diesen finanziert. Neben dem Busverkehr, SPNV und der Subway ist sie auch für Fähren zuständig.
Die Subway
Glasgow‘s Subway ist das drittälteste U-Bahn-System der Welt. Es wurde 1896 in Betrieb genommen und zeichnet sich durch ein extrem kleines Lichtraumprofil und die exotische Spurbreite von 1220 mm (4 fuß) aus. Die aktuelle Flotte stammt aus dem Jahr 1979, als das System zum letzten Mal modernisiert wurde. Die 33 Wagen wurden damals von Metro Cammell am Produktionsstandort von Washwood Heath in Birmingham gebaut. Die Züge wurden mit GEC-Fahrmotoren (später Alsthom, jetzt Alstom) ausgerüstet. Das Außendesign wurde in enger Zusammenarbeit mit der berühmten Glasgow School of Art entwickelt. Jeder Einzelwagen hat eine Länge von 12,58 m, eine maximale Breite von 2,34 m und eine maximale Höhe von 2,65 m. Die lichte Höhe ist so niedrig, dass großgebaute Personen sich bücken müssen, um in die U-Bahn einsteigen zu können. 1992 kamen acht weitere Wagen hinzu, so dass alle Züge als Dreiwagenzüge verkehren konnten. Im Jahr 1996 wurde sogenannte Vital Processor Interlocking installiert, welches später durch ein verbessertes Überwachungs- und Kontrollsystem erweitert wurde.
Die Glasgow U-Bahn ist bekannt für ihre zweigleisige Ringlinie. Täglich fahren 40.000 Passagiere mit der Subway. In der Rush Hour verkehren die Züge alle vier Minuten und außerhalb der Stoßzeiten alle sechs bis acht Minuten. Eine komplette „Ringfahrt“ dauert 24 Minuten.
Keine Erweiterung in 123 Jahren
Aus verschiedenen Gründen ist das U-Bahn-System von Glasgow das einzige U-Bahn-System, das seit 123 Jahren nicht erweitert wurde. Anfang 2005 untersuchte die Verkehrsbehörde SPT mögliche Netzerweiterungen im West End, im East End, in der South Side und im Hafen von Glasgow. Die Verlängerungen hätten vorhandene stillgelegte Eisenbahntunnel genutzt.
2007 beschloss die SPT, den Wagenpark und die Infrastruktur mit einem Investitionsvolumen von 270 Mio. GBP zu modernisieren. Geplant war auch die Erweiterung des Systems mit einem East End Circle. Die Pläne verliefen aber leider im Sand, so dass die Subway bis heute eine einfache Ringlinie geblieben ist.
Subway Modernisierung
Im März 2016 beauftragte die SPT das Ansaldo STS-Stadler-Konsortium mit der Modernisierung der Subway. Die Verträge umfassen die Lieferung von 17 neuen Zügen, fahrerlose Kommunikationstechnologie CBTC (Communication Based Train Control), die Installation von Bahnsteigtüren und Depotausrüstung sowie zugehörige Wartungsdienstleistungen zur Aufrüstung der 10,5 km langen Gleise und 15 Stationen. Das Projekt hat einen Gesamtwert von 203,2 Mio. GBP. Der Anteil von Ansaldo STS beläuft sich auf 104,3 Mio. GBP. Das gesamte Modernisierungsprojekt soll bis 2021 abgeschlossen sein.
Der erste neue Zug wurde im September 2018 auf der InnoTrans in Berlin vorgestellt und wird derzeit in Glasgow getestet. Noch im Sommer 2019 sollen zwei weitere Züge nach Glasgow geliefert werden. Die Fahrzeuge erfüllen alle Anforderungen der Glasgow U-Bahn. Die 4-Wagen-Züge bestehen aus zwei langen Einzelwagen mit je zwei Drehgestellen und zwei miteinander verbundenen aufliegenden Mittelwagen mit je einem Drehgestell. Jeder Zug hat eine Länge von 39,24 m und eine Breite von 2,34 m. Die Umstellung des Betriebes auf die neuen Züge mit fahrerlosem Betrieb wird keinen Einfluss auf den laufenden Betrieb haben. Die neuen Züge sind mit Hilfsfahrerständen für die Übergangsphase ausgerüstet. Für das deutsch-schweizerische Unternehmen Stadler ist dies der erste Auftrag für fahrerlosen Betrieb.
Die Vorortbahn
Glasgow verfügt über das größte Vorortbahnsystem in Großbritannien außerhalb von London mit insgesamt 57 Bahnhöfen innerhalb der Stadtgrenzen. Das System wird seit 2015 von Abellio ScorRail im Auftrag der SPT betrieben. Der Wagenpark befindet sich im Besitz der SPT und war bislang in Karminrot und Beige lackiert – seit dem Jahr 2012 werden die Züge in der blauen ScotRail Lackierung versehen. Die Hauptknotenpunkte sind der „Hauptbahnhof“ Glasgow Central für Verbindungen in Richtung Süden und der Bahnhof Queen Street für Verbindungen nach Edinburgh und an die Ostküste Schottlands sowie für Züge der berühmten West Highland Line. Die North Clyde Line, die von Helensburgh und Balloch im Westen mit Edinburgh im Osten verbindet, führt ebenfalls durch die Queen Street Station.
Der Wagenpark der „Suburban Rail“ besteht heute aus folgenden Zügen:
- Class 314: gebaut bei BREL York, Baujahr 1979, 10 3-Wagenzüge
- Class 318: gebaut bei BREL York, Baujahre 1985 – 1986, 21 3-Wagenzüge
- Class 321: gebaut bei British Rail Engineering Limited Holgate Road carriage works, Baujahr 1990, 31 3-Wagenzüge
- Class 334 “Juniper”: gebaut bei Alstom, Baujahre 1999 – 2002, 40 3-Wagenzüge
- Class 365 Networker Express: gebaut bei ABB York, Baujahre 1994 – 1995, 10 4-Wagenzüge
- Class 380 Desiro: gebaut bei Siemens in Krefeld, Baujahre 2009 – 2011, 22 3-Wagen- und 16 4-Wagenzüge
- Class 385 AT200: gebaut bei Hitachi Rail in Kasado Works, Japan und Newton Aycliffe, England, Baujahre 2015 – 2019, 46 3-Wagen- und 24 4-Wagenzüge
Die Erneuerung der Vorortbahnflotte wird in den kommenden Monaten und Jahren fortgesetzt, wobei die letzten Züge der Baureihe 314 noch im Jahr 2019 außer Betrieb genommen werden.
Erweiterungspläne für die Vorortbahn?
Zwar gibt es für die Vorortbahnen Erweiterungspläne, jedoch wurde bislang keine Entscheidung getroffen. Hinter dem Namen Crossrail Glasgow verbirgt sich ein Eisenbahnprojekt, welches die Bahnhöfe Glasgow Central und Queen Street miteinander verbindet. Eine der Hauptschwächen des Glasgower Vorortnetzes ist die Tatsache, dass der Schienenverkehr aus dem Süden (der in Central endet) nicht an das nördliche Eisenbahnnetz angebunden ist, welches am Bahnhof Glasgow Queen Street endet. Bis heute müssen Fahrgäste, die zwischen beiden Netzen umsteigen möchten, die Innenstadt zwischen der Central Street und der Queen Street zu Fuß oder mit dem Bus durchqueren.
Umweltzone und neue Busse
Schottlands erste Umweltzone (Low Emission Zone, LEZ) trat am 31. Dezember 2018 in der Innenstadt von Glasgow in Kraft. Die Umweltzone in Glasgow wird schrittweise eingeführt und gilt zunächst nur für lokale Busse. Sämtliche städtische Busbetreiber haben aus diesem Grund in den vergangenen Monaten kräftig in die Modernisierung der Busflotte investiert. Die LEZ wird bis zum 31. Dezember 2022 vollständig umgesetzt. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle Fahrzeuge, die in die Zone einfahren, die festgelegten Abgasnormen erfüllen.
Seit der Liberalisierung des Busverkehrs in Großbritannien im Jahr 1986 gibt es vier Busunternehmen, von denen zwei, First und McGill, für den innerstädtischen Verkehr zuständig sind:
- First Glasgow
- McGill’s Bus Services
- Stagecoach Glasgow
- Glasgow Citybus
Der Busbetreiber First Glasgow hat in den letzten sechs Monaten über 30 Millionen Pfund in 150 neue emissionsarme Busse von Alexander Dennis investiert. Weitere Investitionen sind geplant. Die Busse sind mit den neuesten Euro 6-Motoren ausgestattet und mit der emissionsarmen SmartPack-Technologie des Herstellers ausgerüstet. 96 Enviro400-Doppeldecker wurden vier stark frequentierten städtischen Strecken zugewiesen, während zehn Enviro400 City-Doppeldecker dem Glasgow Airport Express gewidmet sind. Außerdem wurden 44 einstöckige Enviro200-Busse beschafft.
Alle neuen Busse verbessern die Standards für die Fahrgäste und verfügen über komfortable Sitze mit hoher Rückenlehne, USB-Ladebuchsen und die Möglichkeit für audiovisuelle Durchsagen beim nächsten Stopp. Kunden des Glasgow Airport Express profitieren zusätzlich von zusätzlicher Verglasung, stimmungsvoller Beleuchtung, Tischbestuhlung und kabellosem Aufladen des Telefons. Die neuen Busse entsprechen den Vorgaben der Umweltzone und übertreffen mit der von Alexander Dennis entwickelten SmartPack-Dieseltechnologie das vorgeschriebene Euro-6-Minimum. Es kombiniert elektrische Kühllüfter, Motorstopp / -start und Hilfslastmanagement, die den Generator und den Kompressor bei laufendem Motor aufladen, um die Abgasemissionen gegenüber der Euro 6-Basislinie um über 15% zu senken.
Um die Sicherheit zu erhöhen, wurden einige der neuen Busse mit dem SmartVision-System ausgestattet, das herkömmliche Spiegel durch hochauflösende Digitalkameras und Displays ersetzt.
Mit einem größeren Öffnungswinkel und einer automatischen Anpassung der Bildschirmhelligkeit sowie einer digitalen Bildkorrektur zur Kompensation von Beleuchtung, Schatten und Blendung bietet SmartVision nicht nur einen Sicherheitsvorteil, sondern verringert auch das Risiko einer Beschädigung des Spiegels oder einer Verletzung von Passagieren oder Fußgängern.
Nachdem McGill 2014 in 14 Mercedes Benz Euro 6-Busse investiert hatte, beschaffte der Betreiber zehn brandneue, emissionsarme Busse von Mercedes Benz und ebenfalls 26 Enviro-Busse von Alexander Dennis.
25.05.2019