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MAN präsentierte bereits vor 50 Jahren den ersten Elektrobus

MAN SL-E Elektrobus der Stadtwerke Mönchengladbach 395 am 6. August 1975 am Hauptbahnhof I © Christian Marquordt

Bereits 1970 stellte MAN den ersten Elektrobus vor. Heute, 50 Jahre später, kommt der MAN Lion’s City E als vollelektrisches Serienfahrzeug auf den Markt und bietet damit die zeitgemäße und zukunftsfähige Lösung für den Einstieg in die Elektromobilität.

Wer über nachhaltige Mobilität nachdenkt, der kommt an Elektromobilität nicht vorbei. Ohne eMobilty ist das Energiekonzept der Zukunft kaum vorstellbar. Dabei ist die innovative Technologie nicht neu – zumindest nicht für MAN. Denn bereits 1970 ging der erste Elektrobus von MAN auf die Linie. Heute, 50 Jahre später, bringt MAN Truck & Bus mit dem MAN Lion’s City E ein hochmodernes, vollelektrisches Serienfahrzeug auf den Markt.

Im vierten Quartal 2020 werden die ersten Kundenfahrzeuge aus der Serienproduktion ausgeliefert. „Dass wir bereits vor fünf Jahrzehnten als eines der ersten Unternehmen überhaupt auf Elektromobilität gesetzt haben und seit vielen Jahren alternative Antriebe maßgeblich vorantreiben, zeigt die Innovationskraft und den Erfindergeist von MAN“, sagt Rudi Kuchta, Head of Business Unit Bus bei MAN Truck & Bus und ergänzt: „Jetzt, wo Zeit und Markt reif für diese wegweisende Technologie sind und die politischen Rahmenbedingungen passen, können wir unseren Kunden einen eBus als Serienfahrzeug bieten, der mit ausgereifter Technik und einem zukunftsfähigen Gesamtkonzept überzeugt. Nicht nur der eMotor stammt aus unserem Haus, auch die im Elektrobus entscheidenden Kompetenzen, wie beispielsweise die Batterietechnologie, entwickeln wir im Konzern. Zudem stehen wir unseren Kunden mit kompetenter und ganzheitlicher Beratung zur Seite, um ihnen den Einstieg in die Elektromobilität so einfach wie möglich zu gestalten.“

Wie alles begann: der erste Elektrobus von MAN

Am 13. Februar 1970 präsentierte MAN gemeinsam mit den Partnerunternehmen RWE, Bosch und Varta nach zweijähriger Entwicklungszeit Pressevertretern aus ganz Deutschland einen rein elektrisch angetriebenen Stadtlinien-Omnibus. Die Präsentation des Modells 750 HO-M10 E fand auf der neuen Teststrecke 1 im Werk München statt. Der Bus sollte „einen positiven Beitrag der Industrie zur Bekämpfung von Luftverschmutzung und Lärm im innerstädtischen Straßenverkehr leisten“, hieß es in einer MAN-Pressemitteilung. Aufgrund der ständig fortschreitenden „Motorisierungswelle“ wurden schon damals Stimmen laut, die herrschenden Zustände in den Städten zu verbessern. „Um eigene Erfahrungen zu sammeln und einen Beitrag für Mensch und Umwelt zu leisten, hat sich MAN Anfang der 70er Jahre entschieden, diese Herausforderung anzugehen“, meint Henning Stibbe, Leiter historisches Archiv bei MAN Truck & Bus.

Elf Monate nach der Präsentation übergab MAN im Januar 1971 den Prototypen nach eingehender Werkserprobung an die Koblenzer Verkehrsgesellschaft für eine einjährige Testreihe im Linienverkehr. Der Elektrobus, der auf der Linie 7 fuhr, konnte 99 Fahrgäste befördern und hatte eine Reichweite von 50 Kilometern. Die Batterien waren in einem Anhänger untergebracht und gewährleisteten einen Fahrbetrieb von zwei bis drei Stunden. Ein weiterer Einachs-Anhänger mit Batterien stand in einer Wechselstation bereit, damit ein zügiger Austausch stattfinden konnte, sobald die Batterien leer waren. „Dass zwei Anhängermodule mit Batterien zur Verfügung standen, hatte neben der ständigen Verfügbarkeit des Elektrobusses den Vorteil, dass die Batterien mit kostengünstigem Nachtstrom aufgeladen werden konnten“, so Stibbe. Bis Juni 1971 legte der MAN-Elektrobus rund 6.000 Kilometer ohne wesentliche Störung und völlig abgasfrei im Liniendienst in Koblenz zurück.

Aber nicht nur in Koblenz kamen Busse mit alternativen Antrieben von MAN zum Einsatz: So wurden 1972 während der Olympiade in München die Athleten in zwei Elektro- und acht Erdgasbussen zwischen Olympiapark und Olympischen Dorf hin- und herchauffiert. Bis zu 20 Stunden täglich drehten die Fahrzeuge ihre Runden und brachten die Spitzensportler aus aller Welt sicher und umweltfreundlich ans Ziel.

Zwei Jahre später, am 15. Oktober 1974, übergab MAN die ersten neuen batteriebetriebenen Elektrobusse an die Stadt Mönchengladbach. Bis 1979 waren die Elektrobusse der zweiten Generation vom Typ SL-E dort im Einsatz. Neu waren unter anderem ihre um 50 Prozent erweiterten Batterieeinheiten und das überarbeitete Anhängermodul. Auf diese Weise konnten Reichweiten bis zu 80 Kilometer erzielt werden und der Batteriewechsel vollautomatisch erfolgen. Auch Düsseldorf und Frankfurt am Main bauten auf die Vorteile der Elektrobusse von MAN und setzten diese erfolgreich im Öffentlichen Nahverkehr ein. Die emissionsfreie und nahezu lautlose Fahrweise der Busse überzeugte.

Von 1975 bis 1988 fuhren auf der 11 Kilometer langen Düsseldorfer Garather Rundlinie 39 (welche seit der Einführung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr 1980 als Linie 779 bezeichnet wird) zunächst 14, ab 1981 dann acht weitere dieser Fahrzeuge, die die Rheinbahn aus Mönchengladbach übernommen hatte.  Ausgelöst durch die Ölkrise in den frühen 1970er Jahren förderte das Bundesministerium für Forschung und Technologie alternative Antriebskonzepte im Straßenverkehr; hier war die Rheinbahn federführend beteiligt. 1982 wurde das Forschungsvorhaben ausgedehnt und alle noch vorhandenen Elektrobusse mit einem Stromabnehmer ausgerüstet, um an der Endstation am Bahnhof Benrath elektrische Energie tanken zu können. Das zeitaufwändige Tauschen des Batteriesatzes im Betriebshof entfiel damit. 1988 endete das Projekt Elektrobusse in Düsseldorf, nachdem ab 1982 erste Fahrzeuge aufgrund technischer Probleme aus dem Verkehr gezogen werden mussten. Der bis heute erhaltene Omnibus 9063 wurde 1985 ausgemustert und kehrte im Jahre 2000 nach einigen Zwischenstationen wieder zur Rheinbahn zurück. Der Elektrobus 9054 befindet sich im Depot für Kommunalverkehr des Technischen Museums in Berlin und kann jeweils im September besichtigt werden.

Gestern, heute, morgen: MAN baut (auf) umweltfreundliche Busse

Aber nicht nur mit Elektrobussen leistet MAN schon seit vielen Jahren einen wichtigen Beitrag zur Luftreinhaltung und Lärmbekämpfung in Innenstädten. Neben kontinuierlich weiterentwickelten und höchst effizienten Dieselmotoren bietet MAN Truck & Bus seit vielen Jahren Hybridantriebe sowie Motoren für den Betrieb mit Erdgas an. So ist MAN bis heute Markt- und Technologieführer im Segment der gasbetriebenen Stadtbusse in Europa.

Bereits vor mehr als 75 Jahren feierte der erste MAN-Stadtbus mit Gasantrieb seine Premiere. Eingesetzt wurde er im öffentlichen Nahverkehr in Nürnberg. Das Fahrzeug wurde mit einem Anhänger betrieben. Die die Reichweite konnte erheblich vergrößert werden, da sich die Gastanks auf den Dächern von Bus und Anhänger befanden. Ebenfalls eine Besonderheit: MAN realisierte den Komplettbau des Fahrzeugs, das speziell für den Gasbetrieb ausgelegt war. Das Know-how dafür stammte aus dem Reisebusbau. Zur IAA 2018 brachte MAN Truck & Bus einen komplett neuentwickelten Gasmotor auf den Markt, den MAN E1856 LOH. Er punktet unter anderem mit einer überragenden Wirtschaftlichkeit und überaus niedrigen Abgasemissionen. Zusätzlich kann er mit dem MAN EfficientHybrid kombiniert und so noch sparsamer betrieben werden.

Bereits seit den 1970er-Jahren forscht MAN an der Brückentechnologie Hybrid. Sie hilft, Emissionen zu senken. Durch die langjährige Erfahrung mit elektrifizierten Antriebssträngen und Komponenten laufen MAN-Hybridbusse seit 2011 in Serie vom Band. Verkauft hat MAN seitdem über 800 Fahrzeuge des Erfolgsmodells MAN Lion’s City Hybrid (A37) der bisherigen Stadtbusgeneration. Und immer mehr Kunden setzen auf die effiziente und saubere Hybridlösung für den innerstädtischen Verkehr. „Der Hybridbus liegt im Trend. Er ist der erste Schritt in Richtung emissionsfreier Verkehr“, sagt Rudi Kuchta und ergänzt: „Viele Städte reagieren auf die aktuellen Herausforderungen der urbanen Mobilität und Verkehrsbetriebe wollen Emissionen und Kraftstoffverbrauch ihrer wachsenden Flotten senken. Nach dem Erfolgsmodell Lion’s City Hybrid bietet die neue Stadtbusgeneration mit MAN EfficientHybrid hier die passende Lösung und setzt so die Erfolgsgeschichte fort. Dafür sprechen auch unsere Verkaufszahlen: Nahezu alle aktuellen Stadtbus-Auslieferungen sind durch die effiziente Hybridtechnologie alternativ angetrieben.“

Sowohl der neue D15-Dieselmotor als auch der komplett neu entwickelte Gasmotor E18 der MAN Lion’s City Familie lassen sich optional mit dem MAN EfficientHybrid kombinieren. Das System trägt erheblich zur Reduktion des Kraftstoffverbrauchs und der Emissionen bei. Dabei sorgt die serienmäßige Stopp-Start-Funktion für flüsterleise und abgasfreie Stoppphasen im Stadtverkehr. „Dank der neuen Technologie kann der Bus beim Zwischenstopp an Haltestellen oder Ampeln erstmals komplett abgeschaltet werden. Diese Funktionsweise des MAN EfficienctHybrid bieten wir bislang exklusiv als Unternehmen im Markt an“, verdeutlicht Kuchta.

Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Fokus der Entwickler

Rein elektrische Antriebe sind also nur eine von vielen Antriebstechnologien, an deren Entwicklung und Verbesserung MAN-Ingenieure seit Jahrzehnten intensiv arbeiten. Ziel von MAN Truck & Bus ist es dabei schon immer gewesen, Verbrauch und Emissionen der Busse nachhaltig zu senken. Mit Erfolg: Die permanente Effizienzsteigerung des Dieselmotors und die Erfahrung mit Elektro-, Erdgas- und Hybridbussen zeigen die hohe Antriebsstrang-Kompetenz von MAN. „Wenn es um alternative Antriebskonzepte geht, setzen unsere Busse schon immer Maßstäbe. Um unseren Kunden auch künftig modernste Mobilitätslösungen bieten zu können, werden wir auch weiterhin all unser Know-how und Engagement in die kontinuierliche Verbesserung bestehender und in die Entwicklung neuer Technologien stecken“, resümiert Rudi Kuchta.

30.06.2020
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