Am 5. Dezember vergangenen Jahres berichteten wir, dass sich im sauerländischen Bestwig mit der MCV Deutschland GmbH (MCV = Manufacturing Commercial Vehicles) ein für Deutschland völlig neuer Bushersteller etabliert hatte. Die Bestwiger Firma ist die deutsche Tochter des schon 1994 gegründeten ägyptischen Nutzfahrzeugbauers MCV, der zunächst als Generalvertretung für Lastwagen und Busse von Mercedes-Benz in dem Land am Nil begonnen hatte, aber auch schon 1996 die Produktion unter dem eigenen Markennamen begann. Erste Fahrzeuge von MCV entstanden auf Fahrgestellen von Mercedes-Benz.
Relativ bald folgte mit dem „MCV 240“ ein Midibus für den Stadtverkehrsbetrieb von Kairo, der auf einem Chassis von General Motors (USA) basierte. MCV demonstrierte damit seine Unabhängigkeit vom Daimler-Konzern.
2007 schloss man einen Kooprationsvertrag mit dem chinesischen Hersteller Dongfeng, verbunden mit der Lieferung von 800 Dongfeng-Fahrgestellen, auf die MCV Aufbauten setzte. Schon 2008 zeigte MCV unmissverständlich, dass man auch in Europa liefern will. Auf der IAA in Hannover stellte man mit dem Hochdecker-Reisebus „MCV 600“ erstmals in Deutschland aus – nach Meinung des Verfassers ein sehr ansehnliches Auto.
Inzwischen ist man längst nicht nur auch auf dem Gebiet der selbsttragenden Busse unterwegs, man hat auch den Trend zu niederflurigen Elekto- und Wasserstoffbussen erkannt. Und speziell mit denen will MCV auch nach Europa, und zwar nicht nur beispielsweise nach Großbritannien, wo man schon seit einiger Zeit recht erfolgreich am Markt ist, sondern auch speziell nach Deutschland. „Türöffner“ wie gesagt im vergangenen Dezember der niederflurige 12-Meter-Elektrobus „MCV C 127 EV“, für dessen Vertrieb, After-Sales-Services und Wartung die deutsche Tochter in Bestwig gegründet wurde.
MCV berichtet inzwischen, dass sein „C 127 EV“ sich regen Interesses in Deutschland erfreue. Zur Typenbezeichnung: die 12 in 127 steht für die Fahrzeuglänge von 12 Metern, die 7 für die „siebte Entwicklungsstufe“ innerhalb des MCV-Portfolios. Und „EV“ bedeutet natürlich „electric vehicle“. Erstmals auf einer deutschen Messe wurde der MCV C 127 EV Ende März auf der Elektrobus-Konferenz „Elekbu“ des VDV (Verband deutscher Verkehrsbetriebe) in Berlin gezeigt.
Nicht kleckern, sondern klotzen
Sichtlich hält MCV es mit dem bekannten Grundsatz „nicht kleckern, sondern klotzen“. Deshalb präsentiert das Unternehmen nur sieben Monate nach dem 12-Meter-Elektrobus nun auch dessen kleinen Bruder, den 10,5 Meter langen elektrischen Midi-Stadtbus „C 107 EV“ (10 = rund 10 Meter klang, 7 = siebte Entwicklungsstufe). Und „weil es so schön ist“, soll im kommenden Jahr der Niederflur-Elektro-Gelenkbus folgen.
Zum C 107 EV
Der neue „Kleine“ von MCV ist 10.500 mm lang, 2.550 mm breit und – wie auch sein großer Bruder „C 127 EV“ 3.200 mm hoch. Wobei die Fahrzeughöhe etwas abhängig von den gewählten Reifen ist, die 3.200 mm gelten bei 275er Reifen. Er kann bis zu 29 Sitzplätze haben und einen Rollstuhlplatz.
Angetrieben wird der der C 107 EV von einem Zentralmotor mit einer Leistung von 250 kW (339 PS) und einem Drehmoment von maximal 3.000 Nm. Damit ist er alles andere als „schwach auf der Brust“. Seine fünf Batterie-Pakete sind parallel geschaltet und finden ihren Platz auf dem Dach des Wagens, sie haben eine Kapazität von 385 kWh. Ebenfalls auf dem Dach hat der Wagen eine Wärmepumpe mit dem Kältemittel CO2.
Das Gerippe des Aufbaus besteht komplett ais Edelstahl, die seitliche Beplankung aus Aluminium. Dabei ist sie reparaturfreundlich unterteilt. Statt herkömmlicher Rückspiegel hat der „kleine“ MCV serienmäßig ein „Kamera-Spiegelsystem“. Außen- und Innenbeleuchtung arbeiten mit LED.
Die Reifen sind vom Typ 275/70 R 22.5 X Incity EV Z und kommen von Michelin, alternativ können auch Reifen vom Typ 295/80 R 22.5 X Incity EV Z, ebenfalls von Michelin, aufgezogen werden.
Die Türen stammen vom niederländischen Hersteller Ventura. Die Vordertür ist immer eine Innenschwenktür, die Mitteltür kann sowohl als Innen- als auch als Außenschwenktür geliefert werden.
Der Wagen läuft auf der Vorderachse ZF RL 82 und auf der Antriebs-Portalachse ZF AV 133, will sagen: beide Achsen stammen von ZF aus Friedrichshafen am Bodensee.
27.07.2023