Wir scheiben den 9. August. Im Rahmen der Modernisierung ihrer Busflotte nehmen die Stadtwerke Neuss auf ihrem Betriebshof Moselstraße drei Batterie-Elektrobusse der Baureihe Citea des niederländischen Busbauers VDL in Empfang. Es handelt sich um zwei Wagen des 12 Meter langen Solowagen-Typs „Citea SLF-120/electric“ (Wagen 411 und 412) und einen 18 Meter langen Gelenkbus des Typs „Citea SLFA-180/electric“ (Wagen 101). Der Anschaffungspreis für alle drei Wagen zusammen beläuft sich auf 1,8 Millionen Euro, wozu das Land Nordrhein-Westfalen einen Zuschuss in Höhe von 700.000 Euro geleistet hat. Stadtwerke Neuss-Geschäftsführer Stephan Lommetz: „An unserem Ziel, die Busflotte in den kommenden Jahren zu elektrifizieren, halten wir selbstverständlich fest.“
Laufen sollen alle drei in Zukunft auf Linie 842 (Lukaskrankenhaus – Stadtzentrum – Rheinpark-Center).
Die neuen Elektrobusse ersetzen drei ältere Dieselwagen. Die Stadtwerke Neuss gehen für alle drei von einer durchschnittlichen jährlichen Laufleistung von rund 50.000 Kilometern aus. Damit erwarten die Stadtwerke eine CO2-Einsparung von 165 Tonnen pro Jahr und eine Verringerung des jährlichen Dieselverbrauchs von 62.500 Litern.
Bürgermeister Breuer: „Im integrierten Klimaschutzkonzept der Stadt Neuss spielen die neuen Elektrobusse eine wichtige Rolle. Denn für eine lärm- und abgasfreie Mobilität in den Städten sind elektrische Busse unverzichtbar. Der Öffentliche Personen-Nahverkehr kann nicht nur seinen Beitrag leisten, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen und die CO2-Emissionen zu senken, sondern wir wollen auch den Lärmpegel reduzieren und die Qualität der Atemluft verbessern.“
Die drei VDL sind nicht die ersten Elektrobusse in Neuss, wohl aber die ersten, die den Neusser Stadtwerken fest gehören. Zum einen bedient Nachbarbetrieb Rheinbahn aus Düsseldorf seine Linie 833 mit Elektrobussen, und diese Linie kommt auch auf Neusser Stadtgebiet. Zum anderen aber haben die Stadtwerke Neuss unter der Wagennummer 801 auch schon einen Sileo S 18 als Vorführwagen gehabt, der unterdessen zu seinem Hersteller zurückgekehrt ist.
Wagen 101, der Elektro-Gelenkbus, unterscheidet sich deutlich von seinen Brüdern, die kürzlich in großer Zahl an Kölns KVB ausgeliefert worden sind. Das zeigt sich schon in seiner Optik: die Kölner Wagen präsentieren sich im „BRT-Design“ (BRT = Bus Rapid Transit), der Neusser Gelenkwagen lässt es in Sachen Design konventioneller angehen. Das hat aber auch seinen unbestreitbaren Vorteil: während die Kölner Gelenkwagen aufgrund ihrer flotten Optik vorne beim Fahrer nur eine einfachbreite Tür haben können, hat der Neusser Wagen hier einen Doppelspur-Einstieg. Was beim Fahrgastwechsel an der Haltestelle hilfreich sein dürfte.
Dennoch ist der Neusser Gelenkwagen 10 Zentimeter kürzer als seine Brüder aus Köln. Sind diese vom Typ „Citea SLFA-181/electric“, so ist der Neusser 101 „nur“ ein „Citea SLFA-180/electric“ (die Zahl hinter „SLFA“ gibt die Länge des Wagens in Dezimetern an). Das führt sich im Wesentlichen darauf zurück, dass der Neusser Wagen nicht die im BRT-Look weit nach vorne vorgezogene Frontpartie der Kölner Wagen hat. Wie lautet der Werbespruch einer Schokoladenmarke? „Quadratisch – praktisch – gut“.
Die drei Neusser Elektrobusse sind eingerichtet für Nachladung über Dachpantograph auf der Linie. Noch allerdings gibt es nur eine Ladestation auf dem Betriebshof, die schon 2018 mit einer Trafostation mit einer Leistung von 800 kW für den Vorführwagen von Sileo aufgebaut worden ist. Ihre Ladevorrichtung ist unter dem Dach der Bushalle installiert, und auf Knopfdruck steigt der Pantograph vom Bus zu dieser Ladestation auf.
Der Bereichsleiter Nahverkehr der Stadtwerke Neuss, Uwe Koppelmann, sagt: „Bei einer zu 80 % leergefahrenen Batterie gehen wir bei den beiden Solowagen von einer Ladezeit von bis zu vier und bei dem Gelenkwagen von bis zu sechs Stunden aus, bis die Batterien wieder vollständig aufgeladen sind.“ Werde unterwegs auf der Linie nachgeladen, verkürze sich die Zeit, bis der Wagen wieder vollständig aufgeladen ist, wesentlich. „Wir wollen erreichen, dass die Elektrobusse verlässlich 250 Kilometer zwischen zwei Ladevorgängen schaffen.“
Eine Wärmepumpe sorgt für Beheizung und Klimatisierung. Außerdem verfügen die neuen VDL Citea über WLAN, und sie sind mit Videoüberwachung ausgerüstet. Und insbesondere haben sie ein Ausstattungsmerkmal, das erst seit kurzem Eingang im Busbau gefunden hat: ein seitlicher Abbiegeassistent warnt den Fahrer optisch und akustisch, wenn zum Beispiel ein Radfahrer beim Abbiegen im toten Winkel neben dem Bus ist.
Einstweilen werden die drei Elektrobusse nur als Verstärkerkurse eingesetzt, die nach kurzem Einsatz wieder auf den Betriebshof zurückkehren. Allerdings gehen die Stadtwerke bei den beiden Solowagen von einer Reichweite von 250 Kilometern und beim Gelenkwagen von einer solchen von 200 Kilometern aus.
Die Nachladestation auf der Linie wird zurzeit an der Endhaltestelle Rheinpark-Center geplant.
Technische Daten VDL Citea SLF-120/electric
Länge: 12.000 mm
Breite: 2.550 mm
Höhe: 3.290 mm
Fahrgastkapazität: 34 Sitzplätze, 4 Klappsitze, 38 Stehplätze, total: 72 Fahrgäste
Motor:
Siemens 1 DB 2016
Leistung: 160 kW bei 1500 Rpm
Nenndrehmoment: 973 Nm bei 1500 Rpm
Höchstdrehmoment: 2.500 Nm
Batteriekapazität: 350 kWh
Erwartete Reichweite: 250 Kilometer
zul. Gesamtgewicht: 19.500 kg
Technische Daten VDL Citea SLFA-180/electric
Länge: 18.000 mm
Breite: 2.550 mm
Höhe: 3.290 mm
Fahrgastkapazität: 44 Sitzplätze, 7 Klappsitze, 86 Stehplätze, total: 130 Fahrgäste
Motor:
Siemens 1 DB 2022
Leistung: 240 kW bei 1500 Rpm
Nenndrehmoment: 2000 Nm bei 1500 Rpm
Höchstdrehmoment: 3.000 Nm
Batteriekapazität: 420 kWh
Erwartete Reichweite: 200 Kilometer
zul. Gesamtgewicht: 29.000 kg
30.08.2021