Transport for London (TfL) und Siemens Mobility präsentieren die Detailkonstruktion der neuen Generation von Deep-Tube-Zügen für die Londoner Piccadilly-Linie. Nach dem in Kürze geplanten Produktionsstart werden sie die Bestandsflotte nach und nach ersetzen. Der Betrieb der aus den 1970er Jahren stammenden Züge war zunehmend unzuverlässig und wartungsintensiv geworden – kein Wunder nach fast 50 Jahren im Einsatz. Ab 2025 werden die geräumigen Züge aus der Inspiro-Familie die Fahrgäste auf der Piccadilly-Linie komfortabel ans Ziel bringen. Dank ihrer zukunftssicheren Konstruktion werden sie über Jahrzehnte hinweg verlässlich ihren Dienst tun.
Die 94 sogenannten Inspiro London Züge wurden im November 2018 für insgesamt 1,5 Mrd. Pfund (ca. 1,54 Mrd. Euro) bestellt. Es gibt eine Option auf 250 weitere Züge um die bestehenden Fahrzeuge auf der Central, Waterloo & City, Bakerloo Linien zu ersetzen. Die Auslieferung ist ab 2023 und der Fahrgastbetrieb ab dem Jahr 2025 vorgesehen.
Mit 27 anstelle von 24 Zügen pro Stunde wird sich ab 2027 die Taktung während der Stoßzeiten signifikant verbessern. Zur Rushhour wird dann alle 135 Sekunden ein Zug fahren, was einer um 23 Prozent höheren Spitzenkapazität entspricht.
Die hochmodernen Deep-Tube-Züge werden Millionen von Fahrgästen ein völlig neuartiges Reise- und Komforterlebnis bieten, mit großen Türweiten sowie längeren, durchgängigen und klimatisierten Wagen. Ihr besseres Raumangebot erhöht die Fahrgastkapazität pro Zug um 10 Prozent, während die deutlich leichtere Bauweise für mehr Energieeffizienz und weniger Gleisschäden sorgt.
Erreicht wird dies durch ein innovatives Kupplungskonzept, bei dem pro Zugverband weniger Drehgestelle (das Laufwerk eines Zugs mit Radsatz, Antriebseinheiten und Federung/Lagerung) erforderlich sind. Für die Passagiere bedeutet das weniger lästiges Ruckeln während der Fahrt.
Auch Nachhaltigkeit war ein zentrales Kriterium bei der Konstruktion der neuen U-Bahn-Züge. Sie bestehen zu 95 Prozent aus recyclingfähigen Materialien und punkten durch Rückgewinnung der Bremsenergie, modernste Antriebssysteme, durchgehende LED-Beleuchtung und fortschrittliches Energiemanagement. All dies führt dazu, dass sie 20 Prozent weniger Energie verbrauchen als die bestehende Fahrzeugflotte. Die längeren, geräumigeren und klimatisierten Wagen sind offen und durchgängig begehbar. Dies macht sie besser zugänglich und ermöglicht den Fahrgästen, bei Bedarf in ruhigere Zugteile auszuweichen. Für relevanten Input zu diesen Komfortmerkmalen wurden die TfL Independent Disability Advisory Group (IDAG) und das TfL Accessibility Forum in die Entwicklungsarbeit eingebunden.
Der Bürgermeister von London, Sadiq Khan, kommentiert: „Diese dringend benötigten neuen Züge sind ein großer Schritt nach vorne für unsere Stadt, da sie die Frequenz, Zuverlässigkeit und Kapazität auf der Piccadilly-Linie verbessern. Die andauernde Modernisierung der Tube, die in den letzten zwei Jahrzehnten einen Wandel erlebt hat, ist ein wichtiger Teil meiner Verkehrsstrategie, um London zu einem grüneren, erschwinglicheren und besser zugänglichen Ort zu machen. Aber wir brauchen Investitionen, um diese Arbeit fortzusetzen. Ich werde mich weiterhin bei der Regierung für ein langfristiges, tragfähiges Finanzierungsmodell für TfL einsetzen, das uns ermöglicht, mehr Modernisierungen an der alternden Infrastruktur des Netzes vorzunehmen, unsere Wirtschaft anzukurbeln und einen grünen Aufschwung für London und das ganze Land zu erreichen.“
Die neuen Züge sind ein gutes Beispiel dafür, dass Investitionen in TfL gleichzeitig eine Investition in die britische Wirtschaft sind: 55 Pence von jedem Pfund, das in die Verbesserung der Londoner U-Bahn investiert wird, werden außerhalb von London ausgegeben. Fünfzig Prozent der neuen Zugflotte werden in Goole, East Yorkshire, gebaut, wo bis zu 700 Mitarbeiter in der Konstruktion und Fertigung, 250 in der Bauphase und 1.700 in der weiteren Lieferkette beschäftigt sein werden. Letzten Monat kündigte Siemens Mobility Aufträge im Wert von 50 Millionen Pfund für britische Zulieferer an, darunter eine Reihe von Zugkomponenten. Dazu gehörten Aufträge im Wert von fast 6 Millionen Pfund für die in Yorkshire ansässige Firma LPA Lighting, die die Innenbeleuchtung der Züge liefern wird, sowie für die in den Midlands ansässige Firma Baker Bellfield, die die Kabinentrennwand liefern wird, und für I M Kelly, die Fahrersitze und Fußstützen liefern wird.
Der Auftrag für die neuen Züge der Piccadilly-Linie könnte zusammen mit einer weiteren Investition in die Signaltechnik, die noch nicht finanziert ist, 25.000 neue Arbeitsplätze in der Hauptstadt schaffen und die nächste Generation von Transportarbeitern durch Ausbildungsplätze unterstützen, die sowohl von Siemens Mobility als auch von TfL und der weiteren Lieferkette geschaffen werden.
Andy Lord, Managing Director von London Underground, kommentiert: „Die Einführung der neuen, modernen und zuverlässigen Züge auf der Piccadilly-Linie war dringend notwendig. Ihre zusätzliche Kapazität wird der Metropole London spürbaren Schub verleihen. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir mit unserer Investition in die Fahrzeugflotte die Wirtschaft unseres Landes stärken und ihre Erholung nach der Pandemie unterstützen können. Wir freuen uns jetzt schon darauf, die neuen Züge in Betrieb zu sehen. Mit einer nachhaltigen, langfristigen Investitionspolitik können wir Stück für Stück auch andere überalterte Flotten und Signalgebungssysteme ersetzen. Dies verbessert das Reiseerlebnis von Millionen Tube-Nutzern und senkt zugleich die Betriebskosten.“
William Wilson, CEO von Siemens Mobility Limited, ergänzt: „Die hochmodernen Züge werden den Passagieren auf der Piccadilly-Linie ein ganz neues Fahrgefühl eröffnen. Sie sind leichter, umweltfreundlicher und für eine lange Lebensdauer ausgelegt. Ihre Vorteile beschränken sich aber keinesfalls nur auf London: Mit ihrem Bau schaffen wir Jobs in ganz Großbritannien und erschließen den Unternehmen entlang der Lieferkette umfangreiche Chancen. Insgesamt ist das Projekt ein großartiges Beispiel für eine Investition in die Zukunft.“
Die neuen Züge sind auch in anderer Hinsicht beispielhaft. Sie zeigen, dass eine Investition in Transport for London der gesamten britischen Wirtschaft zugutekommt. Schließlich werden 55 Pence eines jeden in die Modernisierung investierten Pfunds außerhalb der Hauptstadt ausgegeben. Die Bestellung der Züge für die Piccadilly-Linie, ergänzt um die Anschaffung der zugehörigen Signalgebungstechnologie, kann allein in London 25.000 neue Jobs schaffen. Dazu kommen Ausbildungsmöglichkeiten bei Siemens Mobility, TfL und den Unternehmen entlang der Logistikkette, mit denen die nächste Generation von Facharbeitern im Transportsektor entstehen kann.
Verbesserung des ÖPNV in London
Transport for London ist hervorragend vorbereitet, um den ÖPNV in London langfristig zu verbessern. Dies entspricht dem klaren Wunsch der Regierung nach mehr Effizienz, Produktivität und Nachhaltigkeit in den Städten. Allerdings kann TfL diese Aufgabe nicht alleine schultern. Im Zuge seines Financial Sustainability Plan, der gegenwärtig mit der Regierung diskutiert wird, fordert TfL für den Zeitraum von 2023 bis 2030 jährliche Mittel in Höhe von 1,6 Mrd. GBP. Ziel ist ein neues Finanzierungsmodell, das weniger abhängig von Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf ist. Ein solches Modell würde Verbesserungen wie Züge und Signalgebungssysteme nach neuestem Stand der Technik ermöglichen. Damit würde es einen entscheidenden Beitrag zur Realisierung des vom Londoner Bürgermeister ausgegebenen Ziels leisten, nach dem 80 Prozent der Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder per Fahrrad erfolgen sollen. Auch das ambitionierte Ziel einer CO2-Neutralität bis 2030 ließe sich damit unterstützen.
17.03.2021