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Urban Mobility Day in Berlin zeigt Elektromobilität von heute und morgen

Am Urban Mobility Day in Berlin wurden am 15.09.2019 verschiedene innovative Verkehrskonzepte gezeigt - darunter auch der autonome Minibus EasyMile

Erstmals fand am 15. Juni 2019 der Urban Mobility Day in Berlin statt. Die Berliner Verkehrsbetriebe BVG zeigten gemeinsam mit über 40 Anbietern und Start-Ups aus den Bereichen Elektromobilität und Digitalisierung ihre neuesten Lösungen.

Neben den beiden neuen Mercedes Benz eCitaro und Solaris Urbino 12 Electric Elektrobussen der BVG wurden auf dem sogenannten Euref-Campus in Schöneberg alle denkbaren Elektrofahrzeuge ausgestellt: Scooter, Boards, Mopeds, E-Roller, autonome Fahrzeuge und Elektroautos in verschiedenen Varianten. Auf einer Teststrecke konnten Interessierte die elektrischen Zweiräder und Skates ausprobieren. Zusätzlich fand ein umfangreiches Bühnenprogramm mit Präsentationen und „Kamingesprächen“ (bei sommerlichen Temperaturen selbstverständlich ohne Kamin) über neue und zukunftsweisende Mobilitätsangebote statt.

Der EUREF-Campus

Auf dem EUREF-Campus in Berlin Schöneberg wird Forschung und Entwicklung in den Themenfeldern Energie, Mobilität und Nachhaltigkeit betrieben. In mehr als 150 Unternehmen, Institutionen und Startups arbeiten, forschen und lernen hier über 3.500 Menschen.

Der EUREF-Campus (https://euref.de/) – die Abkürzung steht für Europäisches Energieforum – ist Modell für die Smart-City-Strategie des Landes Berlin. Die Energieversorugung ist, dank eines Blockheizkraftwerkes welches mit Biomethan versorgt wird, klimaneutral. Es gibt außerdem ein intelligentes Energienetz, energieeffiziente Gebäude, eine Erprobungsplattform Elektromobilität und zahlreiche Forschungsprojekten wie z.B. Mobility2Grid (https://mobility2grid.de/), an dem sich 36 Unternehmen aus Wirtschaft und Wissenschaft beteiligen. Ziel des seit dem Jahr 2014 bestehenden Campus ist zu beweisen, dass die Energiewende machbar und finanzierbar ist.

E-Scooter

Zufällig trat am selben Tag auch die „Verordnung mit der generellen Zulassung von Elektro-Tretrollern“ in Deutschland in Kraft. Dies hat zur Folge, dass in den kommenden Wochen mehrere Anbieter sogenannte Elektroroller oder E-Scooter für Ausleihzwecke in Berlin und anderen deutschen Städten auf den Markt bringen werden. Wie viele Roller dann aber in Berlin zu finden sein werden, wurde bislang aus strategischen Gründen nicht kommuniziert. Es werden dabei bis zu acht Anbieter allein in Berlin erwartet – einer hiervon ist VOI aus Schweden, wo E-Scooter bereits eingeführt wurden. Aufgrund des Einspruchs von Fußgängerverbänden wurde nun entschieden, dass die E-Scooter nun auf der Fahrbahn oder dem Radweg gefahren werden müssen. Eine Helmpflicht der bis zu 25 km/h schnellen Gefährt besteht nicht.

E-Scooter, Elektrofahrräder und Boards konnten auf einer Teststrecke ausprobiert werden – E-Scooter werden demnächst auch in Deutschen Städten nutzbar sein

Elektrobusse

Ausgestellt waren auch die beiden neuesten Berliner Elektrobusse:

  • Ein Solaris New Urbino 12 Electric, der im April 2018 im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojektes Mobility2Grid beschafft wurde. Unter der Federführung der TU Berlin arbeiten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Siemens und Schneider Electric zusammen. Es wurde eine Schnellladestation (150 kW) errichtet und auch demonstriert. Erprobt wird dabei die Einbindung der Ladetechnik in ein intelligent gesteuertes Stromnetz. Die Batterien von E-Bussen sollen dabei zur Stabilisierung von Energienetzen beitragen, wenn die Fahrzeuge bei Strom-Überproduktion geladen werden. Das ist vor allem in Bezug auf die Energiewende und die schwankende Belastung bei der Erzeugung von erneuerbaren Energien relevant. An Tagen, an denen das Fahrzeug nicht auf dem EUREF-Campus an Testreihen teilnimmt, verkehrt es im Linienbetrieb auf der Linie 204. Bereits seit 2015 fährt die BVG dort mit vier Solaris Elektrobussen, die mit der induktiven PRIMOVE Ladetechnik an den Endpunkten nachgeladen werden.
  • Ein Mercedes Benz Evobus eCitaro – der erste von insgesamt 15 bestellten eCitaros befindet sich seit April auf den Linien 142 (U-Bahnhof Leopoldplatz – Ostbahnhof), 147 (Ostbahnhof – Hauptbahnhof), 194 (Hermannplatz – Helene-Weigel-Platz), 240 (Ostbahnhof – S-Bahnhof Storkower Straße) und 259 (Buch – Buschallee/Hansastraße) im Einsatz.

Die BVG bestellten im ersten Quartal 2019 je 15 elektrische eCitaros von Mercedes Benz und 15 New Urbino Electric von Solaris, die sich derzeit in der Auslieferung befinden. Noch im August soll die erste vollständig mit Elektrobussen betriebene neue Linie 300 in Betrieb gehen. Sie verbindet die Philharmonie und den U-Bahnhof am Schlesischen Tor in Kreuzberg. Die 15 Gelenk-Elektrobusse sollen später auf der prominenten Linie 200 zum Einsatz kommen. Sie führt u.a. „Unter den Linden“ zwischen Alexanderplatz und dem Bahnhof Zoo. An beiden Endpunkten ist die Errichtung von Ladestationen vorgesehen.

In den kommenden Tagen wird zudem bekannt gegeben, welcher Hersteller 90 weitere Elektro-Busse an die BVG liefern wird. Somit wird sich die Anzahl der Elektrobusse der BVG im kommenden Jahr auf 140 erhöhen. Bis 2030 soll der gesamte Fuhrpark der BVG auf Busse ohne Verbrennungsmotoren umgestellt werden. Alternativ zu den aktuell in der Umsetzung befindlichen Übernacht- und Gelegenheitsladungen wird auch die Wiedereinführung von O-Bussen mit In-Motion-Charging Technologie, u.a. für Spandau, untersucht.

Autonomes Fahren

Im Rahmen des Projektes „STIMULATE“ (https://www.wir-fahren-zukunft.de/) testen die Projektpartner BVG, das Charité Krankenhaus, und der Berliner Senat die Einführung von autonom fahrenden Bussen. Das Projekt begann im Mai 2017 und läuft noch bis April 2020. Seit Frühjahr 2018 kommen die vier hochautomatisierten Minibusse auf dem Campus Charité Mitte und dem Campus Virchow-Klinikum auf drei definierten Routen mit festen Haltestellen und maximal 12 km/h zum Einsatz. Zu jeder Zeit befindet sich eine Begleitperson im Fahrzeug, die im Notfall eingreifen kann. Insgesamt kommen vier automatisiert fahrende Elektro-Fahrzeuge zum Einsatz, zwei Fahrzeuge des französischen Herstellers Navya (Navya Arma) und zwei Fahrzeuge des ebenfalls französichen Herstellers Easy Mile (EasyMile EZ10). Am Urban Mobility Day konnte mit einem EasyMile Fahrzeug Versuchsfahrten unternommen werden.

Berlkönig

Seit September 2018 betreibt die BVG mit ViaVan, einem Joint Venture von Mercedes Benz Vans und dem Technologieunternehmen Via, einen Fahrgemeinschaftsdienst in Berlin. Das neue On-Demand-Ridesharing-Angebot ergänzt zunächst innerhalb des östlichen S-Bahn-Rings – zum Beispiel in Kreuzberg, Friedrichshain, Mitte und Prenzlauer Berg – den bestehenden ÖPNV. Beim Projekt „BerlKönig“ handelt es sich laut der BVG aktuell um den weltweit größten Einsatz von On-Demand-Shuttles durch einen ÖPNV-Betreiber.

„Berlkönig“ ist ein On-Demand-Shuttle Service der BVG und Via Van – im Vordergrund ein elektrischer Mercedes Benz eVito

Die neue BVG App „Jelbi“

„Mobilität aus einer Hand“ bietet seit dem 11. Juni 2019 die neue BVG App „Jelbi“ an. Ziel ist, erstmals sämtliche Verkehrsträger vom Leihfahrrad über dem Taxi bis hin zur U-Bahn mit einer Handy-App miteinander zu verknüpfen. Da bislang alle Verkehrsanbieter wie Carsharing-Unternehmen, Leihräder, die BVG, die DB, der VBB, Taxis und andere eine eigene App hatten, soll Jelbi jetzt alle Verkehrsträger in Bezug auf Routenplanung, Reservierung und den Bezahlvorgang integrieren. Vergünstigungen bei der Nutzung verschiedener Verkehrsmittel ist zunächst nicht geplant.

Jelbi stellt eine Mobilitätsplattform für sämtliche Verkehrsträger dar und macht diese durch eine integrierte App nutzbar

Für ein optimales Umsteigen zwischen den Verkehrsträgern werden sogenannte „Hubs“ geschaffen. Ein erster Hub wurde am am U-Bahnhof Prinzenstraße errichtet. Hier befinden sich E-Roller, Fahrräder und sechs Carsharing-Autos. Weitere Hubs sind am U-Bahnhof Jakob-Kaiser-Platz (in der Nähe des Flughafen Tegel) und am Straßenbahnknoten Landsberger Allee / Petersburger Straße geplant. Die Hubs werden auch mit Toiletten, WLAN und auch Paketboxen ausgestattet und sollen somit die intermodale Mobilität fördern. 

Zum Einsatz kommt eine ähnliche App bereits seit September 2017 in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Das von der Firma Trafi entwickelte System kommt jetzt auch in Berlin zum Einsatz. In Vilnius wird die Trafi-App auch dazu genutzt, um Daten für die Verkehrsplanung zu gewinnen und so Verkehrsströme besser analysieren zu können. Die Daten werden ausschließlich anonymisiert erhoben.

ÖPNV Navigation

Schon bald wird es eine Navi Funktion für ÖPNV-Nutzer geben. Sie dient dazu, den Fahrgast darüber zu informieren, wann und wo man aus- oder umsteigen muss und welche Verbindung am schnellsten von A nach B führt. Entwickelt wurde die neue App von der BVG zusammen mit der Deutschen Bahn (DB und ihrer 100-prozentigen Tochter Mobimeo. Die neuen Funktionen wurden nahtlos in die bestehende BVG-Fahrinfo-App integriert. Grundlage dafür sind Software-Bausteine des neuen DB-Unternehmens Mobimeo. Durch diese Erweiterung der Fahrinfo-App profitieren Nutzer zukünftig von einem Navi für den ÖPNV. Dieses liefert dem Fahrgast situationsbezogen relevante Reiseinformationen und navigiert ihn einfach und intuitiv zu seinem Ziel. Ab Anfang 2019 wird dieses Angebot in der BVG-App mit ausgewählten Kunden getestet. Ab Sommer 2019 geht der Test in die Betaphase und wird anschließend ausgerollt.

Die Navigations-App, die durch die BVG mit Softwarefunktionen von Mobimeo entwickelt wird ermöglicht ein einwandfreies Navigieren für ÖPNV-Nutzer I Mobimeo

Motion Tag

Unter dem Slogan “Wie bewegt sich Berlin?” startete im Jahr 2018 das Projekt “BVG-Motion” zwischen den BVG und dem Start-Up MotionTag. In einem Pilotprojekt werden Mobilitätsmuster von Teilnehmern per App anonymisiert aufgezeichnet und anschließend analysiert. Ziel dieser digitalen Mobilitätsstudie ist es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, ob und wie solche Daten in Zukunft für die Verkehrsplanung von Nutzen sein können. Dafür werden Sensoren- und GPS-Daten des jeweiligen Endgeräts erfasst. Mittels der gewonnenen Bewegungsdaten kann die BVG den Verlauf der Teilnahme nachvollziehen und Verkehrsanalysen durchführen.

17.06.2019