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Vilnius – Riga – Tallinn: Die baltischen Hauptstädte setzen verstärkt auf elektrische Busse

Die Hauptstädte der drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland setzen seit langen Jahren Trolleybusse auf wichtigen Routen ein und können damit zweifellos als Vorreiter in Sachen Elektromobilität angesehen werden. Nun soll das Angebot in Vilnius, Riga und Tallinn auch durch Batterie-Elektrobusse in größerer Zahl ergänzt werden.

Im litauischen Vilnius bedienen aktuell rund 250 Trolleybusse insgesamt 17 Linien auf den wichtigsten Hauptverbindungen. Die Auslieferung von 91 Neuwagen von Skoda/SOR vom Typ 32 Tr hat soeben begonnen, weitere rund 140 Obusse werden ausgeschrieben. Die Umsetzung des viel diskutierten Projekts zur Einführung einer Straßenbahn wird noch länger auf sich warten lassen, deshalb hat die Stadt zur Verbesserung und Angebotsausweitung des ÖPNV neben Taktverdichtungen auf zahlreichen der bestehende 89 Linien (davon 6 als Express-Service) die Einführung von 12 ganz neuen Buslinien beschlossen. Mit den Änderungen will die Stadt sicherstellen, dass die Fahrgäste auch in abgelegenen Gebieten während der Hauptverkehrszeiten nicht länger als 15 Minuten auf einen Bus warten müssen.

55 dieser Solaris Trollino 15 Dreiachser vom Baujahr 2006/7 fahren in Vilnius | © Budach
Skoda/SOR 32Tr Trolleybus für Vilnius. 91 Stück werden ausgeliefert | © Skoda Group

Die 12 neuen Linien sollen ausschließlich von Elektrobussen befahren werden. Gleichzeitig erließ der Stadtrat neu Bedingungen für die Vergabe von Aufträgen an private Verkehrsunternehmen auf regulären Buslinien, damit künftig  im Großraum Vilnius neben den drei städtischen Verkehrsunternehmen UAB Vilniaus viešasis transportas, UAB Transrevis und UAB Kautra auch private Betreiber verstärkt zum Zuge kommen. Durch die Art von Marktliberalisierung erhofft man sich Qualitätsverbesserungen und Kostenersparnisse.

Im estnischen Tallinn werden heute vier Trolleybuslinien betrieben, auf denen 44 Solaris Trollino 12 und Trollino 18 Oberleitungsbusse aus den Jahren 2002-9 (von insgesamt 52 gelieferten) zum Einsatz kommen. Nachdem die Zukunft des elektrischen Obusbetriebes längere Zeit in Frage gestellt war, entschloss man sich sinnvollerweise zur Modernisierung und Nutzung des Fahrleitungsnetzes für das dynamische Laden von neu zu beschaffenden vorerst 40 Trolleybussen mit zeitgemäßer IMC-Technik, wirf berichteten hier:
https://www.urban-transport-magazine.com/keine-stilllegung-tallinn-setzt-auf-batterie-trolleybusse/.

Solaris Trollino 18 in Tallinn | © Budach
Ein Solaris Urbino 12 electric war schon im August 2017 zum Test in Tallinn im Einsatz | © Budach
Erster neuer Solaris Urbino 12 electric für Nachladung an invertiertem Stromabnehmer in Tallinn | © Solaris

Daneben soll die Dieselbusflotte nach und nach durch Batteriebusse ersetzt werden, von denen die polnische Firma Solaris Bus & Coach soeben die ersten 15 bestellten Wagen ihres Typs Urbino 12 electric buses an den Betreiber Aktsiaselts Tallinna Linnatransport (TLT) auslieferte. TLT hatte bereits 2017 längere Zeit ein solches Modell im Probebetrieb. Auch hatte Solaris schon eine große Zahl von CNG-Busse nach Tallinn geliefert. Die neuen E-Busse können plug-in via Kabel oder über invertierte Pantograph an Ladestationen im Streckenverlauf nachgeladen werden. 15 Ladestationen sind im Depot und zwei außerhalb im Netz installiert.

In Lettlands Hauptstadt Riga, mit rund 630.000 Einwohnern die größte der drei Hauptstädte, bedienen wie auch in Tallinn diverse Straßenbahnlinie das Stadtgebiet. Elektromobilität auf der Straße findet auch hier schon sehr lange in Form von Trolleybussen statt. 22 Linien werden mit 260 Obussen der Hersteller Solaris (Modell Trollino 18) und Iveco (Modell Citelis) betrieben, die durch ausreichend starke Zusatzantriebe auf längeren Streckenabschnitten auch Gebiete abseits des Fahrleitungsnetzes erschießen. 10 der Gelenkwagen von Solaris sind dabei als Hybrid-Trolleybusse mit Brennstoffzellen für den Antrieb durch Wasserstoff ausgerüstet – eine bislang recht einmalige technische Lösung als Range Extender abseits der Oberleitungsstrecken, die längere Tests vor Aufnahme des Fahrbetriebs erforderlich machte. Die Beschaffung von batterie-elektrischen Bussen ist auch in Riga vorgesehen, um die Dieselbusse schrittweise abzulösen. Die ersten 35 Solaris Urbino 12 electric gingen hier am 22. Dezember 2023 in Betrieb, ihre Beschaffungskosten von EUR 19,2 Mio. wurden durch EU-Fördermittel in Höhe von EUR 16,1 Mio. unterstützt. Weitere 17 Wagen sollen folgen.

Iveco-Irisbus Citelis und ein Solaris Trollino 18 (links) in Riga | © Budach
Rigas Solaris Urbino 12 electric | © Rigas Satiksme Press
29.04.2024