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Bonn: SWB und SSB bestellen bei CAF 22 neue Stadtbahnen

© CAF

Am 20. Mai 2022 unterschreiben im Bonner Stadtwerke-Haus die beiden Bahnbetriebe der Stadt – SWB und SSB – und der spanische Bahnhersteller CAF (Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles) einen Vertrag über die Lieferung von 22 neuen Stadtbahnwagen. Die erste der neuen Bahnen soll Ende 2024 geliefert werden und Ende 2026 in den Linieneinsatz gehen. In den zwei Jahren dazwischen sollen die neuen Bahnen in Betrieb gesetzt und vor allem von der technischen Aufsichtsbehörde abgenommen werden.

Eine erste Computer-Animation der neuen Bahnen zeigt ein Fahrzeug, das sich deutlich an den seit den siebziger Jahren eingesetzten Bonner Düwag-B-Wagen orientiert. Von denen SWB (Stadtwerke Bonn Verkehrs GmbH) und SSB (Siegburg – Siebengebirgs-Bahn, offiziell: Elektrische Bahnen der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg Kreises GmbH) zusammen 61 Bahnen haben. Beim B-Wagen handelt es sich um einen 28 Meter langen, sechsachsigen Gelenk-Triebwagen für Zwei-Richtungs-Betrieb, der dank zweier Fahrerstände sowohl einzeln als auch in Mehrfachtraktion eingesetzt werden kann. Ein erster Prototyp dieses Düwag-B-Wagens kam Mitte 1973 nach Bonn (SWB Tw 7351). Zeitgleich gingen in Köln bei den KVB die Prototypen 2001 und 2002 in Betrieb. Ab 1974 folgten dann in beiden Städten die Serienfahrzeuge, mit denen zunächst 1975 die Bonner U-Bahn zwischen Hauptbahnhof und Heussallee, 1978 die gemeinsame Bonn-Kölner Linie 16 (von Bonn-Bad Godesberg, Rheinallee nach Köln-Mülheim, Wiener Platz) und ab 1985 die ehemalige Vorgebirgsbahn der Köln-Bonner Eisenbahnen als gemeinsame Köln-Bonner Stadtbahnlinie 18 eröffnet wurden. Während die Serienfahrzeuge sich von Anfang an prächtig machten, tat sich Prototyp 7351 zunächst etwas schwer. Die SWB scheuten weder Geld noch Aufwand und passten ihn an die Serienfahrzeuge an – von da an durfte und sollte er ganz normal „mitspielen“.

Stadtbahnwagen Typ B: Tw 7756 noch nahezu im Ablieferungszustand im Depot Dransdorf | © Christian Marquordt
B-Wagen Tw 7754 kurz vor Fertigstellung der „Zweiterstellung“ im Depot Beuel | © Christian Marquordt

Bis 1994 beschafften die Bonner Bahnen in mehreren Serien insgesamt 75 B-Wagen. Und da die sich als sehr solide und zuverlässig erwiesen, begannen sie nach 2010, die B-Wagen „zweitzuerstellen“. Die Wagenkästen wurden (und werden) gründlich renoviert – so gibt es neue Sitze, neue Beleuchtung, neue Haltestangen, einen neuen Fußboden und und und – Fahrwerk und Antriebstechnik werden modernisiert und zum Teil auch komplett erneuert. Was anfangs zum Teil etwas kritisch als Experiment „beäugt“ wurde, erwies sich unterdessen als ausgesprochene Erfolgsstory.

Im Jahr 2003 beschafften die SWB – in einer Gemeinschafts-Bestellung mit Kölns KVB – 15 Stadtbahn-Triebwagen vom Typ Bombardier Flexity Swift, intern als „K 5.000“ („K“ für Köln) bezeichnet – SWB-Tw 0361 bis 0375. Diese Tw hatten und haben den „Schönheitsfehler“, dass sie nur mit ihresgleichen in Doppeltraktion laufen können – und nicht mit den viel zahlreicheren B-Wagen.

Auch in Bonn soll der Öffentliche Personen-Nahverkehr attraktiver werden. Das soll dadurch erreicht werden, dass wesentliche Äste im Liniennetz (wie auch beim Bus) nicht nur von einer, sondern von zwei Linien bedient werden, die sich gegenseitig zu einem dichten Takt ergänzen. So soll vor allem die Verbindung Bonn Hauptbahnhof – Siegburg Bahnhof, auf der heute nur Linie 66 unterwegs ist – nur in der Hauptverkehrszeit kommt Linie 67 dazu – in Zukunft ganztägig von den Linien 66 und 67 bedient werden – Linie 66 ab Olof-Palme-Allee nach Bad Honnef, Linie 67 nach Bonn-Bad Godesberg. Was auf dem Abschnitt Siegburg Bahnhof – Bonn Hauptbahnhof (und weiter bis Olof-Palme-Allee) zu einer Verdoppelung des Fahrtenangebots führen wird.   Viele Jahre hieß es, aufgrund der installierten Sicherungstechnik könne der Bonner U-Bahn-Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Ollenhauerstraße keine weiteren Züge mehr aufnehmen – wenn man jetzt doch an eine dichtere Taktfolge denkt, muss sich hier etwas geändert haben. Die neuen Bahnen werden im wesentlichen für die Angebotsausweitungen benötigt.

Die neuen Bahnen werden sich in vielem an den von 1973 bis 1994 gelieferten B-Wagen orientieren. So werden sie wie die B-Wagen auf jeder Seite vier doppelbreite Türen haben, je zwei vor und hinter dem Gelenk. Mit den von der Ruhrbahn für Essen und Mülheim bei CAF bestelllten 51 regelspurigen Hochflur-Stadtbahnen, die dort die vorhandenen B-Wagen ersetzen sollen, werden sie in vielen Bereichen baugleich sein. Das senkt die Kosten … Etwas überspitzt formuliert: der wesentlichste Unterschied wird die Lackierung sein: Ruhrbahn gelb, Bonn rot mit weißen Applikationen.  

Von den 22 neuen Bahnen sollen 12 an die SWB und 10 an die SSB gehen. Bis zu 10 weitere Bahnen sind als Option vorgesehen.

SWB-Geschäftsführerin Anja Wenmakers unterschreibt den Vertrag | © Christian Marquordt

Bei der Vertragsunterzeichnung im Bonner Stadtwerke-Haus betonte SWB-Geschäftsführerin Anja Wenmakers, dass CAF ein wirtschaftliches Angebot vorgelegt habe. „Das Angebot entspricht den Kosten, die wir in den Wirtschaftsplänen vorgesehen haben.“ Und sie fügt hinzu: „Mit den modernisierten Bahnen der Zweiterstellung, unseren neuen Niederflurbahnen und dem Umbau des Busbetriebshofs Friesdorf für unsere Elektrobus-Flotte sind bei uns jetzt die Weichen in Richtung Verkehrswende gestellt.“

Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner, zugleich Aufsichtsrats-Vorsitzende der SWB, ergänzte: „Der ÖPNV ist dann attraktiv, wenn wir ein lückenloses Angebot machen. Mit mehr Fahrzeugen können wir den Takt erhöhen und für noch mehr Verlässlichkeit sorgen. Dank des Rahmenvertrags haben wir die Flexibilität, über die bestellten 22 Fahrzeuge hinaus eventuell mehr Bahnen zu beschaffen. So können wir die Verkehrswende aktiv gestalten.“

Vertragsunterzeichnung in großer Runde, von links nach rechts CAF-Sales Manager Pasquale Driesman, CAF-Bereichsleiter Koen De Clercq, SWB-Geschäftsführerin Anja Wenmakers, Oberbürgermeisterin Katja Dörner, Kämmerin des Rhein-Sieg Kreises Svenja Udelhoven, SWB-Geschäftsführer Hansjörg Spielhoff, SSB-Geschäftsführer Björn Bourauel und SSB-Geschäftsführer André Seppelt | © Christian Marquordt
© CAF
22.05.2022
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