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Ein Rundgang über die InnoTrans 2022

Die gesamte Welt der Verkehrstechnik und Mobilität traf sich vom 20.09. – 23.09.2022 auf der Weltleitmesse InnoTrans in Berlin. Nach vier Jahren fand die Messe zum 13. Mal wieder auf dem Berliner Messegelände statt und verzeichnete eine ähnlich große Nachfrage wie ihre Vorgänger. Zahlreiche Besucher, hohe Internationalität und viele Geschäftsabschlüsse kennzeichnen die InnoTrans ebenso wie die breite Marktabdeckung und hohe Innovationsdichte. Mit 250 Weltpremieren präsentierten die Aussteller so viele Neuheiten wie noch nie zuvor. Auf dem Gleis- und Freigelände erwarteten die Fachbesucher 128 Fahrzeuge und Exponate.

Auch die Zahl der Besucher hat sich noch einmal erhöht – sicherlich nicht zuletzt angetrieben durch den Nachholbedarf vieler Interessanten nach vier Jahren „InnoTrans-Abstinenz“. Rund 140.000 Besucher aus über 131 Ländern kamen auf die Weltleitmesse. 2.834 Aussteller aus 56 Ländern waren vertreten. Auf dem Berliner Messegelände zeigten sie die gesamte Produkt- und Service-Vielfalt der Mobilitätsbranche.

„Die InnoTrans hat wieder einmal eindrucksvoll bewiesen, dass sie der Branchengipfel ist, der heute zeigt, was morgen auf der Schiene und Straße ist. Hier präsentieren Aussteller Technologien für eine nachhaltige Mobilität zuerst. Außerdem ist die InnoTrans eine Plattform für den internationalen Austausch für ein transeuropäisches Verkehrsnetz“, betont Martin Ecknig, CEO der Messe Berlin.

„Nach der pandemiebedingten Pause ist die InnoTrans 2022 phänomenal zurückgekehrt. Endlich ist die Branchenfamilie wieder zusammengekommen. Nach langem Warten konnten wir uns persönlich austauschen und in die Augen schauen“, sagt Kerstin Schulz, Direktorin der InnoTrans.

Bei der diesjährigen InnoTrans ist der Anteil von Erstbesuchern mit 56 Prozent besonders hoch. Insgesamt kommen 57,3 Prozent der Besucher aus dem Ausland. Die hohe Quote bestätigt den Status der InnoTrans als Weltleitmesse. Die Fachbesucher interessieren sich vor allem für Schienenverkehrstechnik, Schienenverkehr-Infrastruktur sowie das 3,5 Kilometer umfassende Gleis- und Freigelände. Danach folgt bereits der neue Ausstellungsbereich Mobility+, eine Plattform für Dienstleistungen und Produkte rund um die ergänzende Mobilität zum ÖPNV. Ein Überblick:

Straßen-, Stadt- und U-Bahnen

Insgesamt wurden auf der diesjährigen InnoTrans sechs Niederflurstraßenbahnen, eine U-Bahn (für Wien) und eine Zweisystemstadtbahn für Wales ausgestellt. Highlight war definitiv das erste Fahrzeug der neuen TINA Straßenbahnplattform von Stadler für Darmstadt. TINA steht für «Total Integrierter Niederflur-Antrieb». Bei der Entwicklung der neuen Strassenbahn-Generation wurde besonderes Augenmerk auf den Fahrgastkomfort gelegt. Das vollständig stufenlos begehbare und barrierefreie Fahrzeug verfügt über einen grosszügigen Innenraum mit breiten Durchgängen, ganz ohne Querstufen und mit bequemsten Sitze mit komfortabler Beinfreiheit – selbst im Drehgestell-Bereich. Maximale Durchgangshöhen und Panoramafenster sorgen für ein offenes Raumgefühl und freien Ausblick. Ermöglicht wird dies durch ein neuartiges Drehgestell. Da es sich dabei um die neueste Entwicklung aus dem Hause Stadler handelt, wurden die Drehgestelle als Vorsichtsmaßnahme verdeckt. Neben Darmstadt liegen bereits Aufträge für Baselland Transport, Rostock und Halle/ Saale vor.

Übersicht der technischen Daten der ausgestellten Straßen- und Stadtbahnfahrzeuge

Hyundai Rotem zeigte seine neue Straßenbahn für Warszawa (Warschau). Es werden 123 Fahrzeuge geliefert. Die ersten Fahrzeuge kommen seit Anfang des Jahres in der polnischen Hauptstadt zum Einsatz. Am Stand von Hyundai Rotem war ein Modell der Wasserstoffstraßenbahn. Seit knapp zwei Jahren arbeitet Hyundai Rotem außerdem an Konzepten für Brennstoffzellen Straßenbahnen, die im südkoreanischen Ulsan entwickelt und getestet werden. Anfang Januar 2022 wurde mit der ägyptischen Infrastrukturfirma Orascom Construction und der französischen Colas Rail ein Memorandum of Understanding für den Bau einer Wasserstoffstraßenbahn in der neuen ägyptischen Hauptstadt (New Administrative Capital/ NAC) unterschrieben. Nach eigenen Angaben sieht Rotem die Wasserstoffstraßenbahn als Alternative zu Straßenbahnen mit Energiespeichern, da das Gewicht und die Fahrzeugkosten für eine Straßenbahn mit Brennstoffzelle günstiger seien. Vergangenen Dezember gewann die Firma außerdem einen Vertrag für die Lieferung von 40 Niederflurbahnen in Edmonton/ Kanada.

Končar aus Kroatien zeigte eine der neuen dreiteiligen 100% Niederflurstraßenbahnen für Liepaja in Lettland. Das Fahrzeug ist baugleich mit den 70 Fahrzeugen der Straßenbahn Zagreb. In der Version für Liepaja handelt es sich aber um eine kürzere, dreiteilige Variante.

Die Škoda Group zeigte die neue Straßenbahn ForCity Smart 36T für das RNV Netz. Dieses Fahrzeug ist das erste einer Reihe von Straßenbahnen, die in den deutschen Städten Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen verkehren werden. Das 30 Meter lange Niederflur-Zweirichtungsfahrzeug ist sowohl für den Straßenbahn- als auch für den Eisenbahnbetrieb ausgelegt.

Darüber hinaus zeigte Škoda das Anti-Kollisionssystem. Es ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung vollautonomer Fahrzeuge. Das Antikollisionssystem hat die erste Entwicklungsphase abgeschlossen und wurde bereits sechs Monate lang auf Straßenbahnen in Tampere getestet.

Bozankaya stellte seine neue Niederflurtram für Timișoara, Rumänien, aus. Das besondere an dem fünfteiligen Fahrzeug ist, dass es eine Batterie Reichweite von mindestens 70 Kilometern hat. Mit dieser Funktion kann in der Kulturhauptstadt 2021 der Straßenbahnbetrieb zukünftig ohne Oberleitung stattfinden. Der türkische Straßenbahnhersteller liefert derzeit 16 100%ige Niederflurstraßenbahnen an die rumänische Stadt. Es besteht eine Option auf weitere 24 Fahrzeuge. Ähnliche Fahrzeuge werden auch nach Iași geliefert.

Bozankayas neue Niederflur Tram für Timisoara, die dank Traktionsbatterien in der historischen Altstadt zukünftig auch ohne Oberleitung auskommt | © UTM/b

Siemens zeigte den neuen Avenio in der vierteiligen Variante für die VAG Nürnberg. Beim Avenio handelt es sich um ein 100-Prozent-Niederflurfahrzeug mit acht Türen. Die ersten zwölf Fahrzeuge befinden sich in Auslieferung und Fahrerschulungen haben bereits begonnen. Es besteht die Möglichkeit, diese Bestellung auf bis zu 76 Fahrzeuge zu erweitern.

Der mittelständische Straßen- und Stadtbahnhersteller Heiterblick aus Leipzig zeigte dieses Jahr keine Fahrzeuge auf dem Außengelände. Dafür waren am Stand Modelle der neuen B-Wagen für Dortmund sowie der Niederflurstraßenbahn für Würzburg zu sehen.

Heiterblick: Modell der neuen B-Wagen Stadtbahn Dortmund | © UTM/b

Auf dem Außengelände zeigte Stadler insgesamt sieben neue Fahrzeuge. Eines davon war der CITYLINK für Wales/ England. Er gehört zu der von Transport for Wales bestellten Flotte an 36 CITYLINK. Bei dem CITYLINK handelt es sich um einen Tram-Train, der sowohl auf Strassenbahn- als auch auf Vollbahnstrecken eingesetzt werden kann. Der CITYLINK für Transport for Wales ist zusätzlich erstmalig mit einer Batterie ausgestattet, so dass er auch auf nicht elektrifizierten Strecken eingesetzt werden kann. Das dreitelige Fahrzeug verfügt über eine Fußbodenhöhe von 915 mm, um an den britischen Hochbahnsteigen stufenloses Ein- und Aussteigen zu ermöglichen.

Neben dem neuen Avenio für Nürnberg zeigte Siemens auf dem Außengelände zwei Wagen der neuen X-Wagen Baureihe für die U-Bahn von Wien. Die Wiener Linien beauftragte Siemens im September 2017 mit der Lieferung und Instandhaltung von 34 U-Bahn-Zügen vom Typ X. Der Auftrag beinhaltet eine Option über weitere elf Züge. Die Fahrzeuge eignen sich sowohl für den vollautomatischen Betrieb als auch für den Betrieb mit Fahrer. So sollen sie auf der künftigen Linie U5 fahrerlos eingesetzt werden und mit Fahrpersonal die Strecken U1 bis U4 der Wiener Linien bedienen. Die Züge werden im Wiener Siemens-Werk gebaut. Auch die Wartung der neuen Fahrzeuge ist Bestandteil des Auftrags. Diese erfolgt mit Personal der Wiener Linien, aber im Auftrag von Siemens.

Die neuen X-Wagen ersetzen sukzessive die alten Silberpfeile, die zum Teil seit 1972 im Einsatz sind. Wie schon deren Nachfolger, der sogenannte V-Wagen, werden auch die neuenGarnituren durchgängig begehbar, barrierefrei, klimatisiert und videoüberwacht sein. Die neuen Züge sind zudem mit einer Reihe innovativer Lösungen ausgestattet. So sind beispielsweise die Fahrerstände rückbaufähig ausgeführt. Dies erlaubt im rein vollautomatischen Betrieb eine spätere Nutzung der Grundfläche des Fahrerraums für die Fahrgäste und erhöht die Fahrgastkapazität der Züge. Beim X-Wagen kommt darüber hinaus weltweit erstmals das innovative Fahrgastinformationssystem Plus zum Einsatz: Informationsdisplays oberhalb jeder Tür bieten den Passagieren bereits vor Ankunft in der Station eine positionsabhängige Wegeleitung der kommenden Station inklusive aktueller Anschlussverbindungen. Somit wissen die Fahrgäste bereits vor der Station, in welche Richtung sie nach ihrer Ankunft weitergehen müssen. Das führt zu einer Optimierung sowohl des Fahrgastflusses als auch des Reisekomforts.

Übersicht der technischen Daten der ausgestellten U-Bahn/ Metrofahrzeuge

Regionalverkehr

Wasserstoff-Antriebe mittels Brennstoffzellen war auf der InnoTrans eines der großen Themen. Allein für den Regionalverkehr werden zwei Züge gezeigt, die nach unterschiedlichen Konzepten aufgebaut sind. Stadler zeigte den Flirt H2, den ersten Wasserstoffzug für die USA. Dies sei aber kein Prototyp, sondern ein Serienfahrzeug, so Ansgar Brockmeyer, Leiter Verkauf und Marketing. Das Besondere an dem Zug sei die Anwendung der Technik: Die gesamte Wasserstoff-Technik ist in dem mittig angeordneten „Powercar“ untergebracht – die Fahrgastbereiche in den Endwagen, die dem elektrischen Flirt entsprechen, sind frei von H2-Techniken. Anders der Siemens Mireo Plus H. Dieser Zug hat die Wasserstofftechnik aus dem Dach eines weitgehend mit dem elektrischen Mireo identischen Zuges eingebaut. Der Stadler Flirt H2 soll ab 2024 in Kalifornien fahren und dort auch bei großer Hitze und damit hoher Leistung für die Klimaanlage die geforderten rund 500 Kilometer am Tag ohne nachtanken absolvieren. Um den Betrieb von Regionalzügen lokal emissionsfrei zu bekommen, ist der Batterieantrieb auch eine Option. Stadler stellte zusammen mit dem Auftraggeber Nah.SH (Nahverkehrsgesellschaft Schleswig-Holstein) den neuen Flirt Akku vor. Das Fahrzeug kann unter Oberleitung fahren oder mit der Batterie. Die ersten der 55 bestellten Züge gehen im Mai 2023 in den Fahrgastbetrieb. Damit werden dann rund 40 Prozent der Leistungen im Regionalverkehr von Schleswig-Holstein mit Batteriezügen erbracht.

Übersicht der technischen Daten der ausgestellten Regionalfahrzeuge

Der trimodale FLIRT ist eines von drei für den britischen Markt bestimmten Fahrzeugen, die Stadler auf der InnoTrans 2022 offiziell vorgestellt hat. Die Besonderheit: er kann oberleitungselektrisch, batterieelektrisch und dieselelektrisch fahren. Das Konzept mit Powercar und Jakobsdrehgestellen stellt eine innovative und kosteneffiziente Möglichkeit dar, einen vollständig elektrischen, umweltfreundlichen Betrieb nördlich von Cardiff auf den ValleyLinien anzubieten.

Auch der IPEMU (Independently Powered EMU) für die Vorortbahn Merseyrail in Liverpool ist mit Traktionsbatterien ausgestattet. Der „unabhängig angetriebene“ elektrische Triebzug für die Liverpool City ist der erste seiner Art, der in Grossbritannien in Betrieb genommen wird. Der IPEMU ermöglicht es den Kunden, den Betrieb auf nicht elektrifizierten Strecken auszuweiten und Infrastrukturarbeiten zu vermeiden, was integriertes Reisen fördert und die Fahrgastzahlen erhöht. Insgesamt liefert Stadler 52 fünfteilige Gelenkzüge mit Jakobsdrehgestellen an Merseyrail.

Alstom war auf der diesjährigen InnoTrans erstmals nach dem Kauf von Bombardier präsent. Gezeigt wurden lediglich zwei Vollbahnfahrzeuge und keine urbanen Schienenfahrzeuge: Zu sehen waren eine TRAXX Güterzuglokomotive und zum ersten Mal der neue Coradia Stream HC Doppelstockzug in der Variante für die Luxemburgischen Staatsbahnen CFL. Der Zug hat eine Geschwindigkeit von bis zu 200 km/h und ist mit fahrzeugseitigen Geräten des Europäischen Zugsicherungssystems (ETCS) und ATO-Autopilot mit dem Automatisierungsgrad GoA2 ausgestattet.

Die Endwagen des Zuges sind doppelstöckig, während der Mittelwagen einstöckig ausgeführt ist. Sämtliche elektrische Antriebskomponenten sind auf dem einstöckigen Wagen installiert. Der Zug kann aus drei bis sechs Wagen bestehen.

Die Coradia Stream High Capacity-Züge für die CFL werden im Rahmen eines 2018 unterzeichneten Vertrags gebaut. Die Züge sind für den Betrieb in Luxemburg, Belgien und Frankreich vorgesehen. Von der Coradia Stream Familie liegen weitere Aufträge aus Niedersachsen (LNVG) und Baden-Württemberg (NVBW) vor.

Der polnische Herstelle Fabryka Pojazdow Szynowych (FPS) zeigte seinen Plus-Hybridzug mit Diesel- und Batterieantrieb. Mit diesem Fahrzeug möchte sich der historische Posener Hersteller und an der Polregio-Ausschreibung für 200 Züge beteiligen. In Polen ist FPS damit bereits der dritte Hersteller solcher Fahrzeuge. Bimode-Fahrzeuge werden bereits durch Newag und Pesa hergestellt.

FPS begann 2017 mit der Entwicklung des Plus-Zugs. Das Projekt wurde im Rahmen des Programms Innotabor (innovatives rollendes Material) des polnischen Industrieministeriums durchgeführt. Das Nationale Zentrum für Forschung und Entwicklung (NCBiR) Polens stellte einen Zuschuss in Höhe von 6,5 Millionen Euro für die Entwicklung und den Bau des Zuges zur Verfügung.

Der ebenfalls aus Polen stammende Hersteller Newag zeigte den Impuls 2, bei dem es sich ebenfalls um ein Hybridfahrzeug mit diesel-elektrischem Antrieb mit Superkapazitoren als Energiespeicher handelt. Der dreiteilige Zug mit der Typenbezeichnung 36WEh wird derzeit an die Region West Pommern ausgeliefert. Auffällig ist die EU-Lackierung in Blau mit gelben Sternen.

Auch Hitachi Rail aus Italien zeigte einen bi-modalen dieselelektrischen Zug mit Batterieantrieb. Der sogenannte „Blues“ basiert auf der Masaccio-Plattform ab und ist mit einem dieselelektrischen Antrieb mit integrierten Batterien ausgestattet. Damit kann der Zug auch auf nicht-elektrifizierten Strecken eingesetzt werden.

Neben der Avenio Straßenbahn und dem silbernen X-Wagen für Wien und zwei Lokomotiven gab es gleich drei gelbe Siemens Regionalzüge zu sehen. Erstmals wurde der Desiro HC für den Regionalverkehr in Berlin-Brandenburg vorgestellt, den die ODEG ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2022 auf den Linien RE1 und RB17 zum Einsatz kommen wird. Der 6- bzw. 4-teilige elektrische Triebzug mit seiner Kombination aus Singledeckmotorwagen und Doppelstocklaufwagen erreicht eine beachtliche Länge von bis zu 157,6 m. Mit einer Breite von 2.820 mm und einer Höhe von 4,64 m fasst er damit zu Spitzenzeiten bis zu 637 Fahrgäste und 49 Fahrräder auf einmal. HC steht für High Capacity und ist das Besondere an dem ein- und doppelstöckigen Triebwagenzug aus der Siemens Produktserie Desiro. Der Desiro HC trägt mit seinem hohen Platzangebot dem erhöhten Fahrgastaufkommen in Ballungsgebieten Rechnung.

Die beiden anderen gelben Regionalzüge sind etwas kürzer: Die 46,56 m langen zweiteiligen Mireo Fahrzeuge sind in sofern eine Besonderheit, als dass es sich um ein Batteriezug (Mireo Plus B) und einen Brennstoffzellenzug (Mireo Plus H) handelt – beide Züge sind im BWegt Design der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg lackiert.

Zum Batteriezug: Die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBW) hat 2020 bei Siemens Mobility 27 Züge vom Typ Mireo Plus B bestellt. Die zweiteiligen elektrischen Triebzüge mit jeweils 120 Sitzplätzen können dank ihres Batteriehybridantriebs auf Strecken mit und ohne Oberleitung fahren. Sie sollen im regionalen Schienenverkehr im Netz 8 Ortenau unterwegs sein. Die Auslieferung der Triebzüge soll zwischen Juni bis Dezember 2023 erfolgen.

Die Reichweite des Mireo Plus B beträgt im Batteriebetrieb unter realen Bedingungen mehr als 80 Kilometer. Die Batterien können an der Oberleitung und durch Nutzung der Bremsenergie aufgeladen werden. Die Batterieanlage ist unterflur angebracht und umfasst zwei Batteriecontainer. Zum Einsatz kommen Lithium-Ionen-Batterien mit langer Lebensdauer. Vorgesehen ist, dass Siemens Mobility auch für knapp 30 Jahre für die Instandhaltung der Züge sorgt. Gebaut werden die Züge im Siemens-Mobility-Werk in Krefeld.

Gleichzeitig präsentierte Siemens gemeinsam mit der DB den Brennstoffzellenzug Mireo Plus H, der ab 2023 Testfahrten in Baden-Württemberg aufnehmen wird. Ab 2024 ist er für das Projekt H2goesRail im regulären Passagierbetrieb zwischen Tübingen, Horb und Pforzheim im Einsatz und ersetzt einen dort fahrenden Dieseltriebwagen. 

Die Deutsche Bahn zeigte zwei Modelle des Ideenzugs. Vor dem Südeingang konnten Besucher mit Termin den IdeenzugCity besichtigen, der innovative Innenraumkonzepte mit einem modernen Design verbindet. Auf der Messe stand ein umgebauter Doppelstockwagen der Südostbayernbahn (SOB), in dem einige Elemente bereits umgesetzt wurden. Der Ideenzug ist ein gemeinschaftliches Projekt der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, der DB-Tochter sowie des Designbüros Neomind. Auf der InnoTrans wurde er erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Er vereint neben vielen weiteren Besonderheiten vier Module, die sich an den unterschiedlichen Bedürfnissen der Reisenden ausrichten: ein Büro, um in Ruhe zu arbeiten, einen Stammtisch, um gemütlich zusammenzukommen, ein Familienmodul zur großzügigen Entspannung und das Modul „Neues Sitzen“ mit besonders ergonomischen Sitzgelegenheiten.

Elektrische Busse

Auch dieses Jahr waren auf dem Busdisplay zahlreiche Elektro-, Wasserstoff- und erstmals auch O-Busse zu sehen. Nicht weniger als 10 Bushersteller und ein Systemlieferant (Kiepe Electric) waren präsent. Einzelne Busse drehten auf dem Außengelände ihre Runden. Ein Überblick:

  • Škoda Group: H’CITY Wasserstoffbus und T’CITY Trolleybus – wir berichteten vor Kurzem in einem Exklusiv Interview mit Deutschland Geschäftsführerin Tanya Altmann
  • Van Hool zeigte den neuen Van Hool A12 und einen Wasserstoffbus für Italien
  • VDL: Citea LF 122 E-Bus
  • Kiepe Electric zeigte seine elektrische Ausrüstung auf einem ehemaligen Sileo E-Bus
  • Solaris zeigte den eine Woche zuvor in Kraków präsentierten Wasserstoffgelenkbus Solaris hydrogen, der hier ausführlich vorgestellt wurde
  • Ebusco zeigte den Ebusco 3.0
  • Cegelec zeigte in Halle 17 einen neuen Trolleybus auf SOR Basis mit neuer Antriebsausrüstung
  • Otokar stellte auf der Außenfläche den bereits bekannten e-Kent C aus
  • K-Bus zeigte einen elektrischen und vor allem komfortablen Minibus für Österreich
  • Atlas Novus aus Litauen zeigte den auf dem Mercedes Sprinter basierenden Cityline/ Ecoline Minibus


Systeme und Spezialfahrzeuge

Sowohl auf dem Außengelände als auch in den Hallen waren zahlreiche Sonderfahrzeuge und innovative Systemlösungen zu sehen.  Auf dem Freigelände der InnoTrans präsentierte Plasser & Theurer mit dem Unimat 09-4×4/4S Dynamic E3 die neue All-in-one-Stopfmaschine mit klimafreundlicher Antriebstechnik für die DB Bahnbau Gruppe GmbH. Der Unimat 09-4×4/4S Dynamic E3 ist nämlich die erste E³-Hybridmaschine für Deutschland. Sie kann emissionsfrei mit grünem Bahnstrom unterwegs sein. Mit einer Überstellgeschwindigkeit von 100 km/h erreicht sie Baustellen in urbanen Gebieten und Tunnels, aber auch auf Schwerlaststrecken schnell und spielt dort ihre Vorzüge als echte All-in-one-Maschine aus. Mit ihrem elektrisch angetriebenen 1-Schwellen-Stopfaggregat kann sie sowohl Strecken als auch Weichen kontinuierlich bearbeiten. Höchste Flexibilität in der Weiche ist durch die variabel einsetzbaren 16 Stopfpickel, die 3-Strang-Hebung und die 4-Strang-Stopftechnik gegeben. Darüber hinaus sorgen der Dynamische Gleisstabilisator DGS und der Anhänger mit Kehreinrichtung für ein perfektes Finish nach der Stopfung.

Windhoff zeigte den Venus NV Typ GAF Arbeitswagen für Straßen- und Stadtbahnen und die zweiachsige RL60 AEM Rangierlokomotive. Anlässlich der InnoTrans bestellte die Frankfurter VGF zwei neue Schienenschleif-Fahrzeuge. VGF und Windhoff haben den Vertrag am Mittwoch, 21. September, auf der Innotrans in Berlin unterzeichnet. Die Auslieferung des ersten Fahrzeugs ist für August 2024 vorgesehen, das zweite Fahrzeug soll Ende September 2024 in Frankfurt sein. Die Inbetriebnahme plant die VGF für Anfang 2025. Dann wird der alte Schleifzug ersetzt.

In den Hallen präsentierte die Industrie die neusten Entwicklungen aus den Bereichen Fahrzeugtechnik, Antriebstechnik, Innenraum, Fahrgastinformation, Infrastruktur und Fahrgastinformationen. Zwei Hauptthemen dominierten die Messe. Die Senkung des Energieverbrauchs durch effizientere und leichtere Komponenten sowie die Digitalisierung und Automatisierung. Das Thema Digitalisierung findet sich mittlerweile in so gut wie allen Produktsparten wieder: digitale Schnittstellen zwischen Fahrzeug und Fahrgast oder zwischen Fahrgzeug, Betreiber und Instandhalter sollen den Betrieb, die Betriebsabläufe und das Ticketing vereinfachen und neue Geschäftsmodelle entstehen lassen. Spannend sind die Entwicklungen in Richtung des autonomen Fahrens für Vollbahnen. Wir dürfen jetzt schon auf die nächsten Schritte und die kommende InnoTrans gespannt sein!

26.09.2022
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Nicolas Šustr
Nicolas Šustr
2 Jahre zuvor

Ich wundere mich, wie man behaupten kann, dass der Innenrraum der TINA Darmstadt vollkommen stufenlos sei. Die Stufen sind sogar auf dem Innenraumfoto zu sehen (und beleuchtet). ich habe sie als extreme Stolperfallen empfunden.