Wenig, ganz wenig ist von ihnen zu hören, fast nur die Rollgeräusche und ein leichtes Surren: Die Rede ist von Barcelonas Elektrobussen, die schon jetzt durch die Straßen der Stadt fahren.
Die TMB (Transports Metropolitans de Barcelona) ist einer der Vorreiter in Sachen Elektrobus im Land: Schon 2015 wurden die ersten zwei Solowagen vom Typ Irizar i2e in Dienst gestellt, und 2016 kamen die ersten beiden Solaris Urbino electric 18 III Gelenkwagen hinzu, die über Dachstromabnehmer für Gelegenheitsladung (Opportunity Charging) im Tagesverlauf verfügen. An der Endstelle Zona Franca der Linie H16 und später auch an der zweiten Endstelle der Linie – Forum – wurden Schnelllademasten installiert, dabei nahm die polnische Firma EKO Energetyka die Installation der Anlagen vor.
2018 kamen drei Solaris Urbino electric 18 IV in der aktuellen Karosserieform zur TMB, zugleich mit vier Irizar ie Tram 18 Gelenkwagen in der am Tramdesign angelehnten Karosserievariante. Aktuell ausgeliefert werden 14 weitere Solaris und 9 weitere Irizar Gelenkwagen jeweils der gleichen Bauart, siehe: https://www.urban-transport-magazine.com/weitere-elektrische-solaris-gelenkbusse-fuer-barcelona/ . Außerdem kommen noch in diesem Jahr 8 Brennstoffzellenbusse vom Typ City Gold des portugiesischen Herstellers Caetano nach Barcelona, neben 46 Gas-Hybridbussen von Mercedes-Benz und MAN.
Zuvor hatte die TMB schon größere Serien von Hybridbussen in Dienst gestellt, ja sogar Dieselbusse in Hybridbusse umbauen lassen – davon werden wir noch an anderer Stelle berichten. Besonders bemerkenswert sind sicherlich auch die drei Van Hool ExquiCity Doppelgelenk-Hybridbusse, die seit 2014 bei der TMB fahren.
Noch viel mehr Elektrobusse: Die aktuellen Ausschreibungen
Aktuell laufen Ausschreibungen über weitere 78 Elektrobusse zur Lieferung bis 2022/23. 29 davon werden wiederum Gelenkwagen sein, die die vollständige Umstellung der Linien H16, H12 y V15 auf E-Bus-Betrieb erlauben werden. Weitere Lademasten werden dabei an den Endstellen der beiden Linie H12 y V15 installiert werden. Die übrigen ausgeschrieben 49 E-Busse sind 12-Meter-Solowagen. Ausgeschrieben sind neben den 78 Elektrobussen weitere 85 Gas-Hybridbusse, 23 reinen Gasbusse sowie 24 Diesel-Hybrid-Doppeldecker, die auf den Stadtrundfahrtlinien eingesetzt werden.
Ab Anfang Juli wird unter den E-Gelenkbussen auf der Linie H16 auch einer der beiden Vorserienwagen des MAN Lion’s City 18E zu finden sein – der Zweite fährt in Köln, siehe: https://www.urban-transport-magazine.com/erst-koeln-dann-barcelona-nuernberg-uppsala-auslieferung-der-ersten-voll-elektrischen-gelenkbusse-von-man/ . Er wird von zwei E-Motoren mit einer Nominalleistung von 320 kW angetrieben und hat 8 Batterienmodule von zusammen 640 kWh Speicherkapazität. Der MAN ist nur für Depotladung (Ladezeit 4h) vorgesehen und soll so mindestens 200 km ohne Nachladen zurücklegen können.
Die Bedeutung, die die TMB der Elektrifizierung ihrer Busflotte beimisst, kommt auch durch die Teilnahme an den europäischen Projekten ZeEUS (Zero Emission Urban bus Systems) und ASSURED zum Ausdruck. Im Rahmen von ASSURED wurde erst in diesem Frühjahr die Interoperabilität der Pantographenladung durch den Einsatz verschiedener Modelle demonstriert. Auch ein VDL-Testwagen kam u.a. zum Einsatz.
Auch die Straßenbahn wird ausgebaut
Bewegung kommt auch in den Ausbau der Straßenbahn durch die seit fast 20 Jahren geplante Verbindung der beiden Teilnetze – Trambaix und Trambesòs genannt. Die katalanische Regionalregierung fördert den Bau des ersten Abschnitt der zukünftigen Verbindung mit 38 Mio. EUR. Dieser erste, 1,8 km lange Abschnitt verläuft über die Avinguda Diagonal und zwischen den Stationen Glòries und Verdaguer und soll 2023 eröffnet werden, die Verlängerung bis Francesc Macià bis 2025. Oberleitungsfreier Betrieb wird aktuell geprüft. Zugleich richtet die TMB auf Anforderung der Stadtverwaltung eine Buslinie auf abmarkierter, separater Trasse zwischen den beiden Endstationen der Tramnetze Glòries und Francesc Macià ein, die allerdings zum Teil durch Seitenstraßen und nicht nur entlang der Avinguda Diagonal verlaufen soll, bei trotzdem nur 10 Minuten Gesamtfahrzeit. Der künftige Tramausbau zur Netzverbindung, die in den vergangenen beiden Jahrzehnten heftig diskutiert wurde, soll davon nicht betroffen sein.
Streckenverlängerungen der Tram sind auch in den Außenbezirken in der Bauvorbereitung oder in der Perspektivplanung. Dazu gehören die Abschnitte Laureá Miró und Sant Feliu de Llobregat – Quatre Camins der T3, die Verlängerung der T4 von Sant Adrià zum Port de Badalona sowie eine neue, separate Linie zwischen der Universität Cerdanyola und Montcada. Alle Vorhaben sind im aktuellen Infrastrukturplan bis 2030 (Plan Director de Infraestructuras de la región metropolitana de Barcelona PDI) enthalten. Zugleich mit den Ausbauten wird eine Ausschreibung über 36 neue Straßenbahnwagen vorbereiten, die den Bestand an aktuell 41 Alstom Citadis 302 ergänzen sollen.
14.06.2021