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Köln, Karneval, und Bahnen – auch in Bonn

Kölns „Bläck-Fööss-Bahn“ Tw 4555 I © Christian Marquordt

Die „Bläck Fööss“ Bahn: Nicht erst seit gestern ist Köln, die größte Stadt im Rheinland, zugleich die viergrößte Stadt Deutschlands und eine seiner ältesten, stolz darauf, auch eine der Karnevals-Hochburgen des Lands zu sein. Man pflegt die „närrischen“ Tradiitionen, die sich mit einiger Wahrscheinlichkeit auf das Frühlingsfest „Currus navalis“ der alten Römer zurückführen – zwar lässt sich das nicht lückenlos nachweisen, aber die Namensähnlichkeit „currus navalis“ – Karneval scheint diesem Gedanken zumindest nicht zu widersprechen.

Auch wenn es weite Landstriche in Deutschland gibt, wo man mit dem Karneval nichts anzufangen weiß, ist die „fünfte Jahreszeit“ im Rheinland nicht nur wichtig, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Man kommt von weit her, um dabei zu sein …

Zum Karneval gehören in Köln zahlreiche Bands, die vor allem im Karneval „op Kölsch“ (rheinischer Dialekt) Musik machen. Und zwar nicht nur Stimmungslieder im herkömmlichem „Gewand“, sondern auch moderne Popmusik, die allerdings denn doch mit rheinischen Texten. Ein Beispiel? Das wunderschöne „Du bes uns Stadt“ von den „Bläck Fööss“ (Bläck Fööss = Rheinisch für „Nackte Füße“), wo sogar der schottische Dudelsack dabei ist … 

Schon seit einigen Jahren gehört es zu den Kölner Karnevals-Traditionen, dass Kölns städtischer Verkehrsbetrieb KVB jedes Jahr zur „Session“ eine Straßenbahn einer der Kölner Mundart-Bands widmet. Die Bahn wird im Stil einer Totalwerbung passend zur jeweiligen Band auffällig beklebt. Gerne zeigen die Bahnen die Konterfeis der Mitglieder der jeweiligen Band, mitunter gibt es kurze Zitate aus Liedern, mit denen die betreffende Band bekannt geworden ist …  Und die, dies nur nebenbei, der „echte“ Rheinländer selbstverständlich mitsingen kann …

Dieses Jahr 2020 ist die entsprechende Bahn (Bombardier Tw 4555) der legendären Band „Bläck Fööss“ gewidmet. Denn die „Bläck Fööss“ werden dieses Jahr 50 Jahre alt. 50 Jahre? Da müssten doch die Mitglieder der Gruppe gut über 70 Jahre alt sein ..,. 

Und weil das so ist, zeigt die „Bläck Fööss Bahn“ auch nicht die Konterfeis der Bandmitglieder der Bläck Fööss. Von den Gründern der Gruppe sind nämlich nur noch zwei dabei, für die fünf anderen haben sich im Laufe der Jahre neue Mitglieder gefunden. Deshalb haben die KVB sich bei der „Bläck Fööss Bahn“ auch entschlossen, die Bahn über und über mit den Titeln der Musikstücke zu beschriften, mit denen und für die die „Bläck Fööss“ bekannt geworden sind.

Zur Vorstellung der Bahn am 31. Januar waren natürlich nicht nur die „Fööss“ gekommen, sondern auch Kölner Karnevals-Prominenz und – last but not least – KVB-Chefin Stefanie Haaks. Die gebürtige Lübeckerin ist seit einem Jahr oberste(r) Mitarbeiter(in) bei den Kölner Verkehrs-Betrieben.

Im Anschluss an die Vorstellung auf dem Neumarkt unternahm Tw 4555 eine Fahrt auf Linie 7 in den Kölner Stadtteil Poll und wieder zurück. „Bläck Fööss Bahn“? Versteht sich am Rande, dass die Bläck Fööss auf der Fahrt spielten. Nicht zuletzt ihr Stück „die Drei von der Linie zwei“, eine Erinnerung an die Kölner Straßenbahn vergangener Zeiten, als noch Trieb- und Beiwagen mit Fahrer und Schaffnern unterwegs waren …

Die Kölner Karnevals-S-Bahn

Ein altes rheinisches Sprichwort sagt: alles, was öfter als zweimal stattfindet, ist schon Tradition. In diesem Sinne hat auch die Deutsche Bahn AG mit ihrer Kölner S-Bahn eine liebgewordene Tradition: schon seit einigen Jahren wird ein Triebwagen (Vierteiler) der S-Bahn als Karnevals-S-Bahn dekoriert. Die Bahn wird mit Darstellungen karnevalistischer „Narren“ beklebt: Prinz, Bauer und Jungfrau (das „kölsche Dreigestirn), ein Tanzoffizier einer der zahlreichen Kölner Karnevalsgesellschaften bei einer Hebefigur mit seinem „Mariechen“, Zuschauer am Zugweg beim Kölner Rosenmontagszug …

Zur Tradition gehört, dass die Karnevals-S-Bahn vom Dreigestirn vorgestellt wird: seiner Tollität dem Prinzen, seiner Deftigkeit dem Bauern und ihrer Lieblichkeit der Jungfrau – die dieses Jahr auf den Vornamen Ralf hört. Aber auch das ist gute alte kölsche Tradition: die Jungfrau ist männlich …

Bonn – Prinz und „Bonna“ fahren Straßenbahn

Was dem „hillije Köln“ recht ist, ist der Nachbarstadt Bonn billig. Hier gibt es seit etlichen Jahren die Tradition, dass Prinz und seine Prinzessin (in Bonn „Bonna“ genannt) eine abendliche Tour mit der Straßenbahn durch die Stadt machen. Noch vor wenigen Jahren fuhren sie dabei mit der historischen Partybahn „Bönnsche Bimmel“ (Tw 14), die ihr Leben im Jahr 1911 als Beiwagen 33 begonnen hatte und 1949 unter gründlicher Modernisierung zum Triebwagen umgebaut worden ist. Tw 14 allerdings steht seit Herbst vergangenen Jahres im Event-Center „Base Camp Bonn“, zwar auf Schienen, aber mit Fahren ist es vorbei.

Bei den Fahrten mit Tw 14 gab es für den karnevalistischen Hofstaat und seine Gäste durchaus das eine oder andere Kölsch …

Wie gesagt, Tw 14 ist Geschichte. Deshalb muss das Bonner Prinzenpaar heute mit einem der Niederflur-Triebwagen des Jahrgang 1994 vorlieb nehmen.

Alaaf! 

02.02.2020
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