Das Verkehrsnetz der Hauptstadt von Bosnien-Herzegovina, Sarajevo, wird mit EU-Mitteln umfassend modernisiert. 15 neue, dreiteilige Straßenbahnwagen wurden nach Zusage von EU-Fördermitteln im September 2021 vom Hersteller Stadler Rail zur Lieferung in 2023 und 2024 bestellt, außerdem schon im Frühjahr für den Betriebszweig Trolleybusse die 25 Neuwagen beim weißrussischen Herstellers BKM Belkommunmash.
Neuwagen aus Weißrussland
Die ersten dieser Gelenkwagen-Typs BKM 43300D sollen zum Jahreswechsel in der bosnischen Hauptstadt eintreffen. Es handelt sich dabei um Batterie-Gelenk-Trolleybusse, die durch ein leistungsstarkes Traktionsbatteriepaket auch in der Lage sind, Strecken abseits der Fahrleitung zurückzulegen. 20 km beträgt diese zusätzliche Reichweite im Batteriemodus. Zur Finanzierung der Investitionskosten der neuen Trolleybusse in Höhe von rund 14 Mio. EUR hat die Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung einen Förderkredit genehmigt.
Der erste Wagen ist weitgehend fertiggestellt und wurden jetzt Repräsentanten der Hauptstadtregion Sarajevo – u.a. dem Ministerpräsidenten des Kantons Sarajevo, Edin Forto, und dem Verkehrsminister Adnan Šteta – im Werk vorgestellt. Die Serie war im Januar 2021 bestellt worden und soll bis zum kommenden Jahr ausgeliefert sein. Sie werden die bisher eingesetzten Gebrauchtwagen weitgehend ersetzen. Auch ist die Wiedereröffnung der seit Ende des Bosnien-Krieges stillgelegten Obuslinie nach Vogošća in Vorbereitung – dafür wurde die Beschaffung weiterer 10 Wagen angekündigt, sobald die Finanzmittel dafür zur Verfügung stehen.
Sowohl bei der Straßenbahn als auch beim Trolleybus sind noch immer die Nachwirkungen der wirtschaftlich schwierigen Lage seit Ende des Krieges zu spüren. So kommen auf den sechs Trolleybuslinien seit Jahren nur Gebrauchtwagen zum Einsatz. Im April 2019 und Januar 2020 gingen 14 HESS SwissTrolley2 aus Bern in Betrieb. Mit den 20- bzw. 23 Jahre alten Fahrzeugen konnten erstmals niederflurige Trolleybusse eingesetzt werden. Neben rund 30 Jahre alten, hochflurigen Gelenktrolleybussen aus Genf befindet sich noch ein dreiachsiger MAN SL172HO ex Solingen, Baujahr 1987 im Einsatzbestand. Alle anderen ex-Solinger Obusse und auch die Gelenkwagen aus St.Gallen sind außer Betrieb. Der Betrieb hatte sich in den vergangenen 20 Jahren mit Gebrauchtfahrzeugen aus Esslingen, Solingen, Arnhem, Pardubice, Marienbad, St. Gallen und Genf über Wasser gehalten. Er war 1984 zu den Olympischen Winterspielen in der Stadt mit Neuwagen vom tschechischen Hersteller Skoda eröffnet worden.