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Stavanger in Norwegen: Autonomer Midibus Karsan e-ATAK auf Linie

© Karsan

Karsan, Bushersteller mit Werk im türkischen Bursa, definiert sein Ziel mit der anspruchsvollen Vorgabe „der Zukunft der Mobilität einen Schritt voraus (one step ahead in the future of mobility)“. Tatsächlich gehört das Unternehmen zu den Vorreitern auf dem Gebiet des „Busses der Zukunft“. Schon relativ früh stellte Karsan seine beiden Midibusse „Jest“ und „ATAK“ auch als Batteriebusse vor, als solche heißen sie „e-Jest“ und „e-ATAK“ und verfügen über das elektrische Antriebssystem von BMW, das die bayerische Firma in ihre Pkw einbaut. Seit Mitte 2021 bietet Karsan jetzt auch „ausgewachsene“ Busse mit Elektroantrieb an. Die heißen „e-ATA“, und es gibt sie in den Längen von 10, 12 und 18 Metern, also als „e-ATA 10“, als „e-ATA 12“ und als „e-ATA 18“. Auf der Bus2Bus Ende April in Berlin stand ein „e-ATA 12“ als Vorführwagen bereit, und er wusste auf Demonstrationsfahrten durchaus zu gefallen. Besonders beeindruckte, wie leise er unterwegs war – der VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen) meint sogar, Elektrobusse seien zu leise, weshalb sie durch einen speziellen Sound auf sich aufmerksam machen müssten. Damit zum Beispiel blinde Menschen überhaupt mitbekommen, dass sich ein Elektrobus nähert, damit sie nicht vor den Bus laufen und überfahren werden. – Wer sieht, denkt allerdings: schade, dass der Bus, der so herrlich leise sein könnte, Geräusche machen soll, die er gar nicht machen müsste.

Kehren wir zurück zu Karsans Vorreiter-Rolle im Busbau. Weit vorne ist man auf dem Gebiet des autonomen Fahrens. Ende 2020 wurde der elektrische e-ATAK auch als autonom, also ohne Fahrer fahrender Bus, präsentiert. In Zeiten der Pandemie geschah das im Internet, die Vorführfahrt ersetzte ein Video. Aber es war beeindruckend, zu sehen, wie der Bus alleine unterwegs war, das Lenkrad sich drehte, obwohl niemand auf dem Fahrerplatz saß … Womit wir bei einem Chrakteristikum des autonomen e-ATAK sind, das ihn deutlich von anderen, kleineren autonomen Bussen wie dem EasyMile EZ 10, dem Navya Arma und dem Hamburger HEAT unterscheidet: der autonome e-ATAK hat einen Fahrerplatz, ein Fahrer könnte jederzeit übernehmen, und zwar nicht nur mit Hilfe einer Console …

Der Bus als solcher kommt von Karsan. Seine Ausrüstung für das autonome Fahren (Hard- und vor allem Software) liefert die kalifornische Firma ADASTEC. Karsan spricht bereits vom „Level 4“ des autonomen Fahrens. Sensoren an den vier „Ecken“ des Wagens, in der Front und auf dem Dach über dem Zielschildkasten lassen den Bus die Verkehrssituation, Autos, Ampelanlagen, Verkehrsschilder, Radfahrer, Fußgänger und alles, was da sonst so unterwegs ist oder neben der Fahrbahn steht, erkennen und vor allem richtig darauf reagieren. Und natürlich muss der Bus auch seinen Linienweg kennen, damit er an der richtigen Kreuzung richtig abbiegt …

Ein solcher Karsan autonomous e-ATAK ist jetzt in die norwegische Stadt Stavanger geliefert worden, wo er jetzt im planmäßigen Linienverkehr der Stadt eingesetzt wird. Seine Präsentation fand an der Haltestelle Nedre Strandgate im Stadtzentrum statt. Dabei waren nicht nur der norwegische Verkehrsminister Jon-Ivar Nygård, Karsan-Chef Okan Bas und ADASTEC-Chef Ali Ufuk Peker, sondern auch der Chef von Stavangers Busbetreiber „Kolumbus“ sowie der Chef des skandinavischen „Vy-Buss“-Konzerns. Nach der Eröffnungszeremonie brachte der autonome e-ATAK die Gäste auf einer Vorführfahrt ganz alleine in die Konzerthalle der Stadt.

Stavangers „Karsan autonomous e-ATAK“ trägt bei Kolumbus die Wagennummer 3301. Ab sofort ist er auf einer Linie in Stavangers Stadtzentrum im Einsatz. 

An allen vier „Ecken“ des Wagens sind die Sensoren des Wagens zum Erkennen der Umgebung zu sehen, zudem der „Aufbau“ mit Sensoren über dem Zielschildkasten in der Front | © Karsan
09.06.2022
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