Am Freitag, 9. Juli 2021, wuchs Frankfurts U-Bahnflotte: der erste von insgesamt 24 neuartigen U5-Mittelwagen wurde vorgestellt und in Betrieb genommen. Bis Ende 2022 wird die VGF 23 weitere Fahrzeuge erhalten. Die ersten zwei Exemplare wurden ausgeliefert. Hersteller ist Firma Bombardier Transportation, die inzwischen zur Alstom Group gehört. Hergestellt und getestet werden die Fahrzeuge im Werk Bautzen in Sachsen.
Eine Video über die neuen Mittelteile und Zugkombinationen gibt es an folgender Stelle:
Die Fahrzeuge sind Mittelteile der Baureihe „U5“, von der die VGF in unterschiedlichen Varianten – als 25 und als 50 Meter lange Einheiten – zwischen 2008 und 2017 insgesamt 224 Stück in Dienst gestellt hat. Sie fahren heute auf allen neun U-Bahnlinien. Die neuen Mittelteile, die 48 Sitz- und 136 Stehplätze bieten, sind 25 Meter lang, haben drei Drehgestelle, von denen zwei angetrieben sind, sowie ein Gelenk in der Mitte, sind klimatisiert und verfügen über einen eigenen Stromabnehmer. Statt Fahrerkabinen sind sie mit zwei Notfahrerständen ausgestattet. Mit diesen sind sie zwar mit einem Hilfsführerstand fahr- und rangierfähig, tatsächlich sind sie dazu vorgesehen, in bestehende Zugverbände integriert zu werden und die Bahnen auf 75 bzw. 100 Meter Länge zu verlängern. Ein so zusammen gestellter 75 Meter-Zug bietet 140 Sitz- und 432 Stehplätze, ein 100 Meter-Verband 186 Sitz- sowie 580 Stehplätze. Durch die Kurzkupplungen sind diese Bahnen durchgängig und auf ganzer Länge begehbar, was ein neues Mitfahrgefühl bietet und Frankfurt das weltweit längste Stadtbahnfahrzeug beschert.
Ausbau der U-Bahnflotte und des Netzes
Die Sechsachser entsprechen in Ausmaßen und Ausstattung exakt den Bahnen des Typs „U5“, mit denen sie gekuppelt werden sollen. Als Hochflurfahrzeuge ist ihr Boden 87 cm über der Schienenkante, sie benötigen zum barrierefreien Ein- und Ausstieg wie alle U-Bahnen in Frankfurt entsprechend ausgebaute Bahnsteige. Vier breite Türen pro Seite sorgen für einen schnellen Fahrgastwechsel.
Hauptmotivation für die Beschaffung sind die in den Jahren vor Corona stark gestiegenen Fahrgastzahlen. Die Anzahl der Fahrgäste auf dem Streckenabschnitt der U-Bahlinien 1, 2 und 8 zwischen Eschenheimer Tor und Konstabler Wache ist von 2010 bis 2017 um allein 45% gestiegen, auf den U-Bahnlinien 4, 5, 6 und 7 waren es auf den Hauptachsen zwischen 14 und 17 %. Auch die Fahrgastzahlen bei der Straßenbahn folgen diesem Trend, was zur Bestellung von verlängerten Niederflurstraßenbahnen der neuen Type T bei Alstom führte. Wir berichteten hier.
Darüber hinaus planen die VGF bzw. ihre Projektgesellschaften folgende Verlängerungen, für die zusätzliche Fahrzeugkapazitäten erforderlich werden:
- Europaviertel: Verlängerung der U5 vom Hauptbahnhof um 2,7 km in nordwestliche Richtungen, 4 Stationen, Inbetriebnahme 2025
- Bad Homburg: Verlängerung der U2 von der heutigen EndStation „Gonzenheim“ um 1,59 km hinaus zum Homburger Bahnhof, geplanter Baubeginn: 2023; Betriebsaufnahme: 2028
- Frankfurter Berg: Verlängerung der U5 von der nördlichen Endstation „Preungesheim“ zur S-Bahn-Station „Frankfurter Berg“ geplant, derzeit läuft die Vorbereitung des Planfeststellungsverfahren, voraussichtliche Inbetriebnahme 2028
Einsatz auf U4 und U7 von Dezember an
Die beiden ersten Fahrzeuge mit den Nummer 1951 und 1952 unterzieht die VGF in den kommenden Wochen einem sogenannten Typ-Test, da sie mit einer neuen Software ausgeliefert wurden. Nach erfolgreicher Prüfung sollen weitere Fahrzeuge in einem 14-Tages-Rhythmus geliefert werden; zum Fahrplanwechsel im Dezember sollen die ersten Züge mit Mittelteilen dann im Fahrgasteinsatz sein.
Geplant ist der Einsatz von acht Vier-Wagen-Zügen (Länge: 100 Meter) und sieben Drei-Wagen-Zügen (Länge: 75 Meter) vom Betriebshof Ost aus auf den Linien U4 und U7. Die VGF wird diese 15 Zug-Verbände nach Möglichkeit nicht auseinander kuppeln, sondern in unveränderter Zusammenstellung im Einsatz halten.
„Mit dem Ausbau der Fahrzeugflotte investieren wir in die Zukunft“, sagt Verkehrsdezernent Klaus Oesterling. „Wir sorgen in Frankfurt für einen attraktiven und leistungsstarken öffentlichen Verkehr, um in Zukunft eine moderne und nachhaltige Mobilität für möglichst viele Fahrgäste anbieten zu können. Insbesondere weil wir erwarten, dass im Rahmen einer Mobilitätswende viele Autofahrer auf U- und Straßenbahnen umsteigen werden.“
„Mit unseren neuen U5-Wagen-Mittelteilen können wir auf einfachem, wirtschaftlichem Weg unsere Beförderungskapazität erhöhen, da wir auf eine bei uns schon im Einsatz befindliche Fahrzeuggeneration zurückgreifen und keine Anpassungen an Stationen oder Werkstätten vornehmen müssen“ ergänzt VGF-Geschäftsführer Michael Rüffer. „Zusätzlich zeigen die Rückmeldungen zum schon im Einsatz befindlichen 50m-U5-Wagen, dass unsere Fahrgäste längere, durchgängig begehbare Fahrzeuge mögen. Diesem Wunsch kommen wir gerne nach.“
„Wir freuen uns sehr, die VGF im Rahmen unserer nahezu 20-jährigen Partnerschaft mit den neuen ‚U5‘-Mittelwagen beim Ausbau ihrer Mobilitätsangebote unterstützen zu können“, sagt Dirk Wunderlich, Vice President Urban Transport bei Alstom in Deutschland. „Das modulare Konzept unserer bewährten Flexity-Hochflurfahrzeuge kommt hier erfolgreich zur Anwendung. Durch die erweiterte Kapazität werden künftig noch mehr Fahrgäste sicher und komfortabel ans Ziel gebracht werden.“
16.07.2021