
Gemäss Tagesanzeiger vom 22. Juli 2019 verkauft die private österreichische Bahngesellschaft Westbahn ihre 17 Doppelstockzüge vom Typ Kiss an die Deutsche Bahn AG. Dem Vernehmen nach soll die Deutsche Bahn einen Fahrzeugengpass haben und möchte mit den zusätzlichen Fahrzeugen einen neuen Intercity Verkehr in Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern anbieten.

Die Westbahn kämpft auf ihrer 317 km langen Paradestrecke Wien-Salzburg in einem ruinösen Preiskampf gegen die Österreichische Bundesbahn und hat in den acht Jahren ihres Bestehens bereits 80 Millionen Euro Verluste eingefahren. Da kommt wohl die Notlage der Deutschen Bahn gerade recht und es ist anzunehmen, dass die Deutsche Bahn einen eher hohen Preis für die sofort verfügbaren Züge bezahlt. Westbahn wird zunächst acht Züge an die Deutsche Bahn liefern und somit ihre Flotte halbieren, was einer Ausdünnung ihres Fahrplanangebots vom Halbstundentakt auf den Stundentakt entspricht. Gleichzeitig bestellt Westbahn beim schweizerischen Hersteller Stadler wieder neue Garnituren vom Typ Kiss 3, die wohl recht günstig zu erhalten sind, da sie an eine laufende Bestellung für die ungarische Staatsbahn angehängt werden kann. Gleichzeitig sind die Kreditzinsen heute sehr niedrig, so dass das gesamte Paket zum finanziellen Befreiungsschlag für die Westbahn werden
könnte.

Für den Auftrag der Westbahn hat sich auch die chinesische CRRC beworben, Gerüchten zufolge sollen jedoch die europäischen Anbieter des Signalsystems ETCS die CRRC boykottiert haben. CRRC hätte wohl rechtzeitig wie Stadler 2021 liefern können, es wäre jedoch zu befürchten gewesen, dass die Zulassung dieser Züge längere Zeit in Anspruch genommen hätte. Ebenso kursieren Meinungen, dass die französische SNCF, die 17,4 % der Anteile an der Westbahn hält, sich vehement gegen eine Beschaffung in China gewährt hätte.
Einsatz am Dezember 2019 bei der DB
Die DB erhält die ersten Züge bereits im Dezember und wird sie als Intercity 2 auf der neuen Linie Dresden – Berlin – Oranienburg – Rostock einsetzen, sobald die erforderlichen Test- und Schulungsfahrten abgeschlossen sind.

Die Züge des Schweizer Herstellers Stadler Rail sind bis zu 200 km/h schnell und bestehen aus vier bzw. sechs Wagen mit über 300 bzw. 500 Sitzplätzen. Bereits ab Frühjahr 2020 sollen die Züge im Zwei-Stunden-Takt pro Tag und Richtung auf der neuen Linie verkehren. Damit löst die DB ihr Versprechen ein, die Flächenländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen wieder besser an das Fernverkehrsnetz anzuschließen. Bis die Züge im Einsatz sind, startet die neue Linie zunächst mit Intercitys der ersten Generation.
29.07.2019