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Busworld 2019 – die Vorschau!

Die diesjährige Busworld findet vom 18. - 23. Oktober in Brüssel statt I © Busworld

Vom 18. bis zum 23. Oktober findet auf dem Messegelände in Brüssel die diesjährige „Busworld 2019“ statt. In Brüssel ? War die „Busworld“ nicht bislang immer auf dem Messegelände im belgischen Kortrijk?

Richtig: die „Busworld“ wurde in Kortrijk ins Leben gerufen. Zunächst mit dem Ziel, belgischen Busunternehmern – und ihren Kollegen aus dem BeNeLux-Raum – das Angebot der (vorerst) heimischen Bushersteller zu präsentieren.

Wer sich die Lage Kortrijks unmittelbar an der belgisch/französischen Grenze vergegenwärtigt, den wird es nicht wundern, dass schon sehr bald die Messe auch für französische Aussteller und Fachbesucher interessant wurde. Und um es kurz zu machen: schon bald kamen Aussteller und Besucher aus ganz Europa. 2005 stellte mit dem chinesischen Hersteller „King Long“ zum ersten Mal ein chinesischer Busbauer in Kortrijk aus …

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Die Folge: das Messegelände in Kortrijk wurde schon bald zu klein für der Welt größte reine Busmesse. Zwar wurde zu den ursprünglichen fünf Hallen eine sechste dazu gebaut, die Halle des benachbarten Konferenzzentrums „Gruzenberg“ wurde für die Busworld als „Halle 7“ einbezogen … und als das auch nicht mehr reichte, wurde das Messegelände um große Zelte ergänzt, die etwas „wohlwollend“ als Hallen 8 und 9 bezeichnet wurden … es ist vorgekommen, dass es morgens bei Messebeginn lausig kalt in den Zelten war, weil die Heizstrahler es noch nicht geschafft hatten …

Zudem aber wuchs die Nachfrage nach Ausstellungsfläche auf der Busworld immer weiter. Ohne dass man dem noch hätte entsprechen können. Nicht zuletzt, weil die Kortrijker Messegesellschaft keine weiteren Hallen mehr bauen mochte. Zum einen, weil es am nötigen Platz dafür fehlte. Vor allem aber mit der verständlichen Begründung, dass man ein so großes Messegelände nur alle zwei Jahre für eine einzige Messe (die Busworld) brauche, während eventuelle neue Hallen die restlichen 103 Wochen leer stehen würden.

Weil die „Busworld“ sich also in Kortrijk nicht mehr ausdehnen konnte, folgte jetzt die Entscheidung, mit der Ausstellung auf das wesentlich größere Messegelände in Brüssel umzuziehen. Da gibt es nicht nur mehr Fläche, Brüssel liegt auch wesentlich zentraler im internationalen Verkehrsnetz. Als Beispiel sei der Flughafen Zaventem genannt, der Flughafen von Brüssel, aber auch der nächstgelegene Airport für Kortrijk.Deshalb also findet die Busworld 2019 erstmals in Brüssel statt.

Produkte und Hersteller

Womit wir uns – alphabetisch nach Herstellern geordnet – der Vorschau auf die diesjährige Messe zuwenden.

Vorab noch eine Anmerkung: Die Busworld 2019 wird ganz wesentlich im Zeichen der alternativen Antriebe stehen. Natürlich werden auch Busse mit einem Dieselmotor zu sehen sein – vor allem Reisebusse – aber für jede Form des Linienverkehrs liegt der Schwerpunkt bei den Neuheiten der Messe eindeutig bei „Elektro, Hybrid und Co“. 

Alexander Dennis (Halle 4)

Dieser schottische Busbauer hat seinen Stand in Halle 4. Das Unternehmen entstand als Zusammenschluss mehrerer britischer Hersteller wie der Karosseriefabrik Alexander, der Firma Dennis oder dem Reisebusbauer Plaxton. Bekannt ist Alexander Dennis vor allem für seine Doppelstockbusse – auf diesem Gebiet ist man weltweit eine absolut führende Adresse. Fahrzeuge von der britischen Insel tun sich bislang in „Kontinental-Europa“ etwas schwer, was nicht zuletzt an den historisch bedingten britischen Maßen liegt. In Kontinental-Europa gilt für Doppeldecker eine maximale Höhe von 4,00 Metern (schon die Berliner Wagen mit ihren 4.06 Metern Höhe brauchen eine Ausnahmegenehmigung). In Großbritannien ist ein Doppeldecker mit weniger als 4,20 Metern Höhe dagegen eher undenkbar. Aber Alexander Dennis strebt auch auf die kontinental-europäischen Märkte, und so gibt es inzwischen auch Doppeldecker mit der „europäischen Höhe“ von 4 Metern aus Schottland. Erste Wagen gingen vor etwa zwei Jahren an die Schweizer Post. Und auch die Berliner BVG steht auf der Liste der zukünftigen Kunden.

Zusammen mit dem chinesischen Elektrobus-Spezialisten BYD ist Alexander Dennis auch sehr im Bau von Elektrobussen engagiert. BYD liefert den elektrischen Antrieb, während das übrige Fahrzeug von Alexander Dennis kommt. Diese „BYD/Alexander Dennis“ kennt man vor allem aus London.

Im Frühjahr ist Alexander Dennis vom kanadischen Busbauer „New Flyer“ übernommen worden.

In Brüssel wird Alexander Dennis seinen neuen Doppeldecker „Enviro 400 ER Hybrid“ (ER = Electric Range) zeigen, der im rein elektrischen Fahrbetrieb bis zu 5 Kilometer schaffen kann.

Alexander Dennis/BYD Elektro-Doppeldecker für London | © Christian Marquordt

Alstom (Halle 2)

Vor zwei Jahren präsentierte der französische Bahn-Hersteller Alstom seinen vollelektrischen Niederflurbus „Aptis“, ein Fahrzeug, das durchaus etwas gewöhnungsbedürftig aussieht. Das fängt damit an, dass seine vier Räder ihren Platz an den äußersten vier Ecken des Wagens gefunden haben. Und damit der Wagen trotz dieses großen Achsstands bei Kurvenfahrt nicht mehr Platz braucht als andere Busse auch, sind alle vier Räder gelenkt. Das verschafft dem Fahrgast in der Kurve ein für einen Bus völlig ungewohntes Fahrgefühl.

Auch der Innenraum des Wagens überrascht damit, dass alle Sitzplätze in Abteilform angeordnet sind. Ein Detail, das bei einer Zweirichtungs-Straßenbahn ohne eindeutig definiertem Vorwärts und Rückwärts durchaus sinnvoll ist, aber bei einem Bus? Bei dem ist doch klar, wo vorne ist. Ein Detail, aus dem Straßenbahnbau übernommen?

Alstom hat unterdessen seinen Aptis in nicht einmal geringen Stückzahlen verkaufen können, so zum Beispiel an die RATP in Paris oder die CTS in Strasbourg.

Der Aptis Testwagen | © Christian Marquordt

BYD (Halle 9)

BYD, Elektrobus-Hersteller aus dem chinesischen Shenzhen, geht zurück auf ein Unternehmen, das 2003 in den Bau von Batterie-Elektrobussen einstieg. Überhaupt ist BYD weltweit führend auf dem Gebiet der Elektro-Mobilität: so ist man auch einer der größten Hersteller auf dieser Welt für batterie-betriebene Pkw. Etwas sollten wir noch erläutern: BYD wird im Englischen erklärt mit „Build Your Dream“ …

Anfang dieses Jahrzehnts erfolgte in Rotterdam die Gründung von „BYD Europe“.

2013 kam ein erster Testbus, ein „BYD eBus-12“, auf Europas Straßen. Er lief zum Beispiel bei den SWB in Bonn im Testeinsatz. Vier Wochen lang war er auf Linie 630 unterwegs – wenn auch ohne Fahrgäste. Die Linie war mit Bedacht ausgewählt worden: hier geht es durch Bereiche der Stadt mit dichtem Verkehr, es geht ordentlich bergauf, es geht ordentlich bergab … Alles bewältigte der BYD ohne Probleme, die zugesicherten 200 Kilometer schaffte er problemlos ohne Nachladung. Dann schickte man ihn mit Fahrgästen auf eine speziell eingerichtete Testlinie Hauptbahnhof – Innenstadt – Kennedybrücke – Beuel Centrum – Beuel Bahnhof. Auch hier tat er, was er sollte: er war brav und unermüdlich unterwegs. Allerdings hatte er ein „Problem“: aufgrund des hohen Gewichts der Batterien durfte er – trotz 12 Metern Länge – nur 60 Fahrgäste mitnehmen. Das schien den SWB doch etwas wenig zu sein. Als Anfang 2016 die ersten 100-prozentigen Elektrobusse nach Bonn kamen, waren die von Sileo aus Salzgitter.

Aber das ist ja auch schon lange her. Unterdessen hat BYD weltweit schon mehr als 45.000 Elektrobusse ausgeliefert. Von denen natürlich die meisten auf den chinesischen Heimatmarkt gegangen sind.   

Längst nimmt auch ein Elektrobus von BYD so viele Fahrgäste mit, wie das für einen 12-Meter-Wagen normal ist. Und so konnte BYD vor kurzem einen ersten Auftrag aus Deutschland verbuchen: im kommenden Jahr 2020 sollen 20 Wagen an die Bogestra in Bochum und zwei an die benachbarte HCR in Herne geliefert werden. Nachladung? Eher nicht nötig. Für „Notfälle“ wird es eine Ladestation in Gelsenkirchen am Rathaus Buer geben.

Linienbusse bietet BYD in den Längen von 8,7 Metern und 12 Metern an, einen Gelenkwagen gibt es mit einer Länge von 18 Metern. Charakteristisch für das Styling der Linienwagen von BYD sind die auf den Seiten des Fahrzeugs sehr betonten Front- und Heckpartien. – Außerdem gibt es einen 12,9 Meter langen Elektro-Reisebus, von dem zwei Wagen schon heute auf der Flixbus-Linie Frankfurt – Heidelberg – Mannheim unterwegs sind. Für sie gibt es eine Nachladestation im Fernbusbahnhof am Mannheimer Hauptbahnhof.

Der BYD Solo-E-Bus | © BYD

Daimler-Benz (Mercedes-Benz, Setra) Halle 5

„Daimler Buses“ zeigt auf seinem Stand insgesamt 8 Wagen. Das sind von Mercedes:

  • eCitaro
  • Intouro (der „vielseitige“ Kombi)
  • Tourismo (der erst vor kurzem gründlich erneuerte Reisewagen)
  • Sprinter Travel 75 (ein Mini-Reisebus mit – dank „Hochlast-Hinterachse“ – 21 Sitzplätzen)

Ebenfalls vier Wagen zeigt Konzernschwester Setra. Im Einzelnen sind das:

  • MultiClass „S 415 LE business“ (der erfolgreiche Low-Entry-Linienwagen)
  • ComfortClass S 515 HD (Hochdecker)
  • TopClass S 516 HDH /Super-Hochdecker)
  • TopClass S 531 DT (Doppeldecker)

Es ist interessant, dass Mercedes bei den Linienwagen darauf verzichtet, einen herkömmlichen Dieselbus zu zeigen. Dass man sich darauf beschränkt, hier den Elektrobus „eCitaro“ auszustellen, zeigt unmissverständlich, wohin „die Reise geht“.

Bei den „Minibussen“ aus Werk Dortmund setzt sich die Umstellung der diversen Sprinter-Bustypen („Mobility“ für Behinderten-Transporte“, „City“ für Linienverkehr, „Transfer“ als Kombi für Linie und Ausflug sowie „Travel“ für anspruchsvollen Reiseverkehr) auf die neueste Bauform fort.

Unter den Setra sticht der Low-Entry-Linienwagen „S 415 LE business“ aus der Kombi-Baureihe „MultiClass“ („multi“ hier = vielseitig) hervor. Der Wagen, der im türkischen Daimler-Werk in Hosdere bei Istanbul gebaut wird, zeichnet sich durch gute Eigenschaften im Linienverkehr, gepaart mit gefälligem Setra-Styling, aus.

Mercedes-Benz eCitaro Vorführwagen | © Christian Marquordt

Ebusco (Patio)

Im Jahr 2012 wurde der niederländische Elektrobusspezialist Ebusco gegründet. Schon im Herbst 2013 lief ein erster Testwagen für zwei Wochen auf Linie 607 der Stadtwerke Bonn. 

Inzwischen hat man mehr als 150 Elektrobusse an 15 europäische Städte ausgeliefert.

in seinem Werk in Deurne (bei Eindhoven) feierte Ebusco wenige Tage vor der Busworld die Weltpremiere seines „Ebusco 3.0“.  Er wird naturgemäß der Mittelpunkt der Präsentation des Herstellers im „Patio“ sein.  Mit seinen Batterien habe der Ebusco 3.0 eine Reichweite von mehr als 350 Kilometern. Deshalb sei Nachladung während des Einsatzes auf der Linie unnötig: es reiche völlig, den Wagen während der nächtlichen Pause auf dem Betriebshof nachzuladen. Auf Ladeinfrastruktur im öffentlichen Straßenraum könne verzichtet werden. Und wenn der Bus unterwegs keine Ladestationen braucht, kann er natürlich auch freizügig im gesamten Netz seines Verkehrsbetriebs eingesetzt werden.

Der soeben vorgestellte Ebusco 3.0 | © Christian Marquordt

Iveco (incl. Heuliez) Halle 4

Iveco entstand ab 1975 als Zusammenschluss der Nutzfahrzeugmarken Fiat, Lancia, Magirus-Deutz, OM, Renault und Unic. Mit der Wende im vormaligen Ostblock kam noch der tschechische Busbauer Karosa dazu. Dessen Werk im tschechischen Vysoke Myto modernisierte Iveco grundlegend: hier entstehet heute der am Markt sehr erfolgreiche „Crossway“ (siehe UTM vom 10. August 2019 zur Auslieferung des 40.000sten Crossways: https://hosting129892.a2e10.netcup.net/iveco-crossway-nummer-40-000-ausgeliefert/).

Auf seinem Stand in Halle 4 zeigt Iveco zunächst die neueste Generation seines Minibusses Daily mit dem Namen „Daily MY 2019“. Angeboten wird er nicht nur mit Dieselmotor, sondern vor allem auch mit einem Triebwerk für Methan (Bio-/Erdgas). Lieferbar sind die Versionen

  • Schulbus
  • Überlandbus (in dieser Version bietet er laut Iveco mehr Sitzplätze als alle Wettbewerber)
  • Reisebus

Ferner zeigt Iveco seinen erfolgreichen Linienbus „Crossway“ mit „Natural Power“, also nicht mit Dieselmotor, sondern mit alternativem Antrieb. Auf der Busworld soll diese Version des Crossway sowohl als Low-Entry-Bus als auch als Wagen mit „normal hohem“ Fußboden stehen.

Zudem präsentiert Iveco seinen futuristisch gestylten Gelenk-Trolleybus „Crealis“. Der Wagen auf der Messe ist so konzipiert, dass er auch Linienabschnitte ohne Fahrleitung bedienen kann. Dort bezieht er seinen Fahrstrom aus Batterien, die während der Fahrt unter der Leitung nachgeladen werden (In-motion-charging).

Der Kombi „Evadys“ und der Reisewagen „Magelys“ werden in einer jeweils überarbeiteten Version gezeigt.

Konzernschwester Heuliez (wie Iveco eine Tochter des Fiat-Konzerns) zeigt auf demselben Stand in Halle 4 einen Batteriebus, der zu 100 % elektrisch fährt. Denn innerhalb des Konzerns ist Heuliez für die Batteriebusse zuständig.

Nebenbei sei noch berichtet, dass Iveco einen Rekordauftrag für seinen Stadtbus „Urbanway“ verbuchen konnte. Nicht weniger als 409 Wagen dieses Typs mit Biogas-Antrieb werden in den Jahren 2020 und 2021 an „Ile-de-France-Mobilités“ (Region Paris) gehen.

Heuliez Elektrobus | © Christian Marquordt

MAN und Neoplan (Halle 4)

MAN und Neoplan – heute Tochter und Enkelin des Volkswagen-Konzerns – präsentieren ihre Busse in Halle 4. Auch MAN legt den Schwerpunkt seiner Präsentation auf der Busworld auf alternative Antriebe jenseits des Diesels. Thema auf der Messe sind deshalb nicht nur die neue Generation des Linienbusses Lion’s City, sondern vor allem auch seine alternativen Antriebe wie Hybrid und Elektro.

Daneben zeigt MAN seinen Minibus „TGE“. Den Linien-Minibus „MAN TGE City“ gibt es mit Niederflur-Einstieg und 15 Sitzplätzen. Daneben gibt es ihn als Kombi „Intercity“ für Linie und Ausflug mit 16 Sitzplätzen und Kofferraum.

Sicherlich in Highlight bei MAN ist der Elektro-Minibus „eTGE“. Sein Elektromotor leistet 100 kW. Die elektrische Energie wird in 35,8 kWh-Lithium-Ionen-Batterien gespeichert, die Reichweite gibt MAN einstweilen noch mit 110 bis 114 Kilometern an. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 90 km/h. – Die doch noch relativ bescheidene Reichweite macht aus dem „eTGE“ einstweilen noch eher einen Shuttle- denn einen richtigen Elektro-Linienbus. Aber: die Elektro-Mobilität macht rasante Fortschritte …

Außerdem zeigt MAN natürlich seine Reisebusfamilie „Lion’s Coach“, mit der man 2018 zum ersten Mal Marktführer in Deutschland geworden ist,

MAN-Tochter Neoplan ist ja schon seit der Mitte des vergangenen Jahrzehnts ein reiner Reisebus-Hersteller. Damals beendete Mutter MAN den Bau von Linienbussen bei der Marke mit dem steigenden Pferd. Nicht ganz unlogisch:  MAN meinte, Linienbusse seien einander zu ähnlich als dass es Sinn machen könne, innerhalb derselben Unternehmensfamilie unter zwei verschiedenen Namen im Grunde „dasselbe Auto“ anzubieten.

Und so wird die MAN-Tochter Neoplan in Brüssel ihre bewährten Baureihen

  • Tourliner (Reisewagen)
  • Cityliner (Hochdecker)
  • Skyliner (Reise-Doppeldecker)

zeigen. Und eins gilt unverändert: seit in den frühen sechziger Jahren Designer Bob Lee den legendären „Typ Hamburg“ gezeichnet hat, ist ein Neoplan immer optisch besonders gelungen, will sagen: ein ganz besonderer Hingucker.

Die gemeinsame Nutzfahrzeug-Tochter des Volkswagen-Konzerns, Traton, hat übrigens angekündigt, bis 2025 mehr als eine Milliarde Euro in den Bereich Forschung und Entwicklung der Elektromobilität zu investieren.

MAN Lion’s City E und MAN eTGE | © MAN

Otokar (Halle 4)

Der türkische Bushersteller ist in Deutschland vor allem bekannt geworden durch seine Midi-Linienbusse vom Typ Vectio und seine 12-Meter-Linienwagen vom Typ Kent C.

2013 ging ein erster Vectio bei den Stadtwerken Osnabrück als deren Wagen 175 in Betrieb. Das Besondere bei diesem Wagen war, dass er schon ein Elektrobus ist. Die Umrüstung zum Elektrobus hat damals die französische Firma „PVI Oreos“ vorgenommen, die dem Wagen ihre Typenbezeichnung „4 x“ mit auf den Lebensweg gab.

In der Dieselver5sion läuft der Otokar Vectio zum Beispiel bei den Firmen Meidenbauer in Hersbruck und Dr. Herrmann in Berlin, die mit sechs dieser Wagen im Auftrag der BVG in Berlin zum Beispiel im Bereich Kladow fährt.

Auch mit dem ausgewachsenen 12-Meter-Wagen „Kent C“ hat Otokar in letzter Zeit einen gewissen Erfolg in Deutschland gehabt. Wenigstens ein solcher Wagen läuft bei Firma Linke in Lemgo im Auftrag des Stadtbusses. Und seit einem guten Vierteljahr setzt Fima Brenner aus Hennef gleich vier dieser Wagen und einen Otokar Kent-Gelenk im Auftrag der Troisdorfer RSVG ein.

Für die Busworld hat Otokar auch eine Elektro-Version des „Kent C“ angekündigt.

Otokar Vectio C von Firma Meidenbauer, Hersbruck | © Christian Marquordt

Scania (Halle 4)

Die schwedische Tochter des VW-Konzerns (und damit Schwester von MAN), die heute einen wesentlichen Teil ihrer Busse im polnischen Slupsk baut, setzt auf eine beachtliche Vielfalt bei den Antriebs-„Kraftstoffen“.

So zeigt man den Überlandbus „Interlink LD“ jetzt auch in einer Hybrid-Version. Neben ihm wird der „Interlink HD“ stehen, ein Hochdecker mit einer Länge von 12,80 Metern. Als Hochdecker gehört er schon nicht mehr so richtig in die Kategorie Überlandbus, sondern schon eher zu den „Kombibussen“, die auch für Ausflugs- und Reiseverkehr geeignet sind.

Daneben steht der Niederflur-Stadtbus von Scania, der „Citywide LF electric“. Er hatte sein Debüt schon vor einem Jahr auf der IAA-Nutzfahrzeuge in Hannover. Nachgeladen wird er über einen Pantographen auf dem Dach, der sich bei dem in Hannover gezeigten Wagen von der Ladestation auf den Bus absenkte (invertierte Nachladung).

Schließlich zeigt Scania seinen Reisebus „Touring“ in der Länge von 12,9 Metern. Interessant am Touring ist, dass er seine Karosserie bei Higer in China erhält. Scania nennt für ihn einen Verbrauch von weniger als 20 Litern auf 100 km.

Scania Citywide LF electric | © Christian Marquordt

Solaris (Halle 5)

Der polnische Busbauer Solaris, seit einem Jahr ein Tochterunternehmen der spanischen CAF-Gruppe, stellt seinen Messeauftritt unter das Motto „emissionsfrei“. Und ist damit einer der Aussteller, bei denen kein Dieselbus auf dem Stand steht.

Solaris zeigt zum einen seinen neuen Brennstoffzellen-Bus „Urbino 12 hydrogen“. Der Wagen erzeugt in einer chemischen Reaktion von Wasserstoff mit dem Sauerstoff der Luft elektrischen Strom, mit dem er dann fährt. Eine Tankfüllung Wasserstoff reicht für 350 Kilometer. Zur Unterstützung der Brennstoffzelle bei starker Belastung gibt es auch eine kleine Batterie, die zum einen beim Bremsen mit rekuperiertem Strom aufgeladen wird, die aber auch über Kabel und Stecker (plug in) nachgeladen werden kann. Der Bus ist vollkommen abgasfrei unterwegs, wo ein Dieselbus Abgase verursacht, entsteht beim „Urbino 12 hydrogen“ lediglich reines Wasser (in Form von Dampf).

Zweites Exponat bei Solaris wird der Elektro-Gelenkbus „Urbino 18 electric“ sein. Er ist schon deshalb ein bemerkenswerter Schritt vorwärts, weil Batterie-elektrische Gelenkbusse einstweilen noch recht selten sind. Aufgrund seiner Länge ist ein Gelenkbus schwer – zumal, wenn er voll besetzt ist – und entsprechend viel Energie zieht der Wagen aus seinen Batterien. Für einen Elektro-Gelenkbus braucht man also Batterien, die mehr leisten als die, die wir bisher aus den 12 Meter langen Elektrobussen kennen. Und tatsächlich: der Urbino 18 electric hat neue Batterien vom Typ „Solaris High Energy +“ ( + = „plus“).

Problematisch beim Elektrobus sind Heizung und Klimaanlage. Arbeiten sie mit voller Leistung, ziehen sie sehr viel Energie aus den Batterien, die dann eventuell für das Fahren fehlt. In der Vergangenheit war es deshalb nicht unüblich, dass ein Elektrobus zwar elektrisch fuhr, aber mit fossiler Energie, nämlich Heizöl, heizte. Für seinen neuen Elektro-Gelenkbus hat Solaris jetzt eine wesentlich umweltfreundlichere Lösung gefunden: Heizung und Klimaanlage arbeiten mit einer Wärmepumpe.

Schliesslich zeigt Solaris auf der Busworld als offizielle Weltpremiere seinen fast 25 Meter langen Doppelgelenk-Trolleybus „Trollino 24“. Einen ersten Termin für die Presse hatte der Wagen schon Ende Juni im polnischen Gdynia (UTM berichtete hier: https://hosting129892.a2e10.netcup.net/trollino-24-der-erste-doppelgelenk-trolleybus-von-solaris/). Damals beeindruckte er durch seine Wendigkeit, in der er sich dank der gelenkten vierten Achse in nichts von einem einfachen Gelenkwagen unterscheidet.

Solaris Trollino 24 in Gdynia im Test | © Christian Marquordt

Tribus (Halle 9)

Der noch recht junge niederländische Busbauer Tribus präsentiert in Halle 9 zwei Wagen. Dabei handelt es sich zum einen um den Elektrobus „Movitas“ und zum anderen um den „Civitas Economy“, einen Niederflur-Minibus, der auf dem aktuellen Modell des VW Crafter basiert.

Eine wesentlich eigenständigere Entwicklung ist der Elektrobus „Movitas“. Er ist sehr bewusst modular aufgebaut, was Längen zwischen 8,2 Metern und 10.45 Metern erlaubt. Der Wagen ist zu 100 % ein Niederflurbus, und da seine Räder (wie beim Alstom Aptis) an den äußersten Ecken der Karosserie angeordnet sind, ist der Movitas auf allen vier Rädern gelenkt.

Tribus Movitas | © Werkfoto Tribus

Van Hool (Halle 5)

Für Van Hool, nicht nur Belgiens größter Bushersteller, sondern zugleich auch der größte unabhängige Bushersteller in Europa, ist die „Busworld“ seit je so etwas wie ein Heimspiel. Schon seit eh und je hat Van Hool einen der größten Stände auf der Messe. So auch dieses Jahr bei der Premiere der Busworld in Brüssel: Van Hool zeigt teils in Halle 5, teils auf dem Freigelände insgesamt 18 Busse.

Darunter sind nicht weniger als drei Weltpremieren: Das sind zunächst der futuristisch gestylte Niederflur-Gelenkbus „ExquiCity 18 Fuel Cell“. Der Wagen wird mit Wasserstoff betrieben, der in einer Brennstoffzelle mit dem Sauerstoff der Luft zu elektrischer Energie reagiert. Der Wagen ist 18 Meter lang. Beim Bremsen rekuperiert er elektrische Energie, die in Lithium-Batterien gespeichert wird. Der Wasserstofftank wird in 10 Minuten voll betankt, voll aufgetankt hat der Wagen eine Reichweite von 300 Kilometern. Befördern kann er 125 Fahrgäste. Der Wagen auf der Messe wird nach deren Ende in die französische Stadt Pau geliefert.

Ferner zeigt Van Hool als Weltneuheit seinen „EX 11“. Er rundet die Reisebusbaureihe „EX“ aus dem Werk in Skopje (Nordmazedonien) nach unten ab. Der EX 11 ist 11 Meter lang und verfügt über einen Motor aus dem niederländischen Haus DAF.

Die dritte Weltneuheit von Van Hool heißt „CX 45 E“. Er ist ein Reisebus speziell für den nordamerikanischen Markt, der zu 100 % elektrisch fährt. Das ist mehr als nur bemerkenswert: es ist noch nicht lange her, dass „Reisebus“ und „Elektroantrieb“ als nicht miteinander vereinbar galten:  zu gering schien die Reichweite zu sein, die sich mit voll aufgeladenen Batterien erreichen ließ. Und Nachladung unterwegs auf der Strecke ist ja für einen Reisebus auch eher schwierig.

Van Hool ExquiCity für Pau | © Van Hool Pressebild

VDL (Halle 6)

Der niederländische Busbauer VDL setzt bei den Linienbussen auf der Messe ebenfalls ganz wesentlich auf die Elektromobilität. Auf dem Stand in Halle 6 werden drei Linienbusse gezeigt:

Zunächst ist da der Citea SLE-129/electric, ein 12,9 Meter langer Low-Entry-Elektrobus mit drei Türen. Er verfügt über ein Hochleistungs-Batteriepaket mit einer Kapazität von 288 kWh, und nachgeladen wird er über einen Pantographen auf dem Dach.

Dann zeigt VDL den 18 Meter langen Citea SLFA-180/electric.  Von seinem Elektro-Gelenkbus hat VDL bis heute schon mehr als 260 Wagen an Kunden ausliefern können (incl. des 10 Zentimeter längeren Typs SLFA-181, der vor allem durch ein dynamischeres Styling auf sich aufmerksam macht). Auch der Elektro-Gelenkbus verfügt über das Hochleistungs-Batteriepaket mit der Leistung von 288 kWh und wird über Pantograph auf dem Dach nachgeladen. Bei dem Ausstellungsfahrzeug auf der Messe ist der vordere Wagenteil „stehplatzoptimiert“, während der Hinterwagen so viele Sitzplätze wie möglich bietet.

Alle bis heute ausgelieferten Elektrobusse von VDL haben inzwischen zusammen die Gesamt-Fahrleistung von 50 Millionen Kilometern erreicht. Und alle zusammen laufen sie jeden Tag rund 75.000 Kilometer. Bis Ende 2019 verzeichnen die Auftragsbücher Bestellungen über 450 weitere Elektrobusse. Und auf dem Heimatmarkt in den Niederlanden sind schon heute mehr als 300 Elektrobusse aus dem Haus VDL im Einsatz.

Der dritte Linienbus iauf dem Stand von VDL wird der Low-Entry-Bus Citea LLE sein. Er wird sich in einem neuen Design mit verbesserter Aerodynamik präsentieren. Damit wird der dank Leichtbauweise ohnehin sehr niedrige Kraftstoffverbrauch noch weiter reduziert. Als Antrieb kommt eine neue Motorengeneration zum Einbau, die natürlich der Schadstoffnorm Euro 6 genügt. Auch mit den neuen Motoren sinkt der Kraftstoffverbrauch noch einmal um 6 Prozent.  Das bedeutet auch weniger freigesetztes CO2.  Schließlich hat VDL auf niedrigere Reparatur- und Wartungskosten geachtet, und das senkt natürlich auch die „TCO“ des Wagens (TCO = total cost of ownership).

Am 08. Oktober hat VDL mit der Kieler KVG einen Vertrag über die Lieferung von 36 VDL Citea SLFA-187/electric geschlossen. Die ersten dieser Wagen sollen im Jahr 2020 geliefert werden, die restlichen im Jahr 2021. Ausgelegt sind sie für Nachladung über Nacht auf dem Betriebshof sowie während des Einsatzes auf der Linie durch Ladestationen an den Endhaltestellen über Pantograph. Bemerkenswert ist ihre Länge von 18,7 Metern – damit sind sie um 60 Zentimeter länger als ihre „Artgenossen“ in Köln und Osnabrück vom Typ „VDL Citea SLFA-181/electric“. Wobei die ersten dieser Wagen in Köln schon seit Ende 2015 mit gutem Erfolg unterwegs sind.

Bei den Reisebussen zeigt VDL:

  • seinen „Futura FDD 2-141/2600“, einen luxuriösen Reisedoppeldecker mit der Bestuhlungsvariante 2 + 1, also nur drei Sitzen pro Reihe
  • den Luxus-Reisebus „Futura FHD 2-129/2100“, 12,9 Meter lang und mit 53 Sitzplätzen
  • und den Luxus-Reisebus „Futura FHD 2-139/2300“, 13,9 Meter lang und mit 57 Sitzplätzen.
VDL Citea SLFA-181/electric auf dem Schiphol-Netz | © Dirk Budach

Volvo (Halle 5)

Volvo, schwedischer Bushersteller, der seine Busse für Deutschland gerne im polnischen Wroclaw (Breslau) baut, wird in Brüssel mit zahlreichen Neuheiten vertreten sein.

Seine Premiere feiert der vollelektrische Linien-Gelenkbus „7900 EA“ (EA = electric articulated). Daneben wird der 12 Meter lange 7900 H stehen, ein „Vollhybrid“-Bus, der so weiterentwickelt worden ist, dass er jetzt 50 Kilometer im rein elektrischen Betrieb schafft, ohne dass der Dieselmotor zugeschaltet werden müsste.

Bei den Reisebussen zeigt Volvo erstmals die 15 Meter lange, dreiachsige Version seines Typs „9700“.

Neben seinen Bussen präsentiert Volvo seine Service- und Beratungsangebote für Stadt-, Überland- und Reisebusse. Hier kann sich ein Verkehrsunternehmen zum Beispiel darüber informieren lassen, ob der Einsatz von Hybrid- oder Elektrobussen für seine Aufgaben sinnvoll ist. Die Hersteller verkaufen heute nicht mehr nur Busse allein…

Volvo 7.900 Hybrid von Firma Sales-Lentz, Bascharage / Luxembourg | © Christian Marquordt

12.10.2019
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